Atos hat sich für das Rettungsangebot des Onepoint-Konsortiums entschieden. Damit endet vorerst die Zitterpartie um die Zukunft des angeschlagenen französischen Dienstleisters. Konkret sieht der Vorschlag eine Restrukturierung der Finanzschulden von Atos vor. Außerdem werde damit eine nachhaltige Kapitalstruktur etabliert, hieß es. Das Angebot umfasst Atos zufolge die folgenden Parameter:
2,9 Milliarden Euro bestehender Schulden sollen in Eigenkapital umgewandelt werden,
1,5 Milliarden Euro an neuen Schulden, einschließlich 300 Millionen Euro Bankgarantien,
250 Millionen Euro Eigenkapital: in 175 Millionen Euro vom Onepoint-Konsortium, und 75 Millionen Euro von Gläubigern.
Anfang April hatten die Atos-Verantwortlichen sowohl bestehende als auch potenzielle neue Investoren um Angebote zur Rekapitalisierung gebeten. Ende April musste der Dienstleister dann einräumen, deutlich mehr Barmittel zu benötigen, um den Geschäftsbetrieb bis 2025 aufrecht erhalten zu können. Dies dürfte die Suche nach Geldgebern nicht gerade einfacher gemacht haben, denn statt 600 Millionen Euro belief sich der Finanzierungsbedarf mit einem Mal auf 1,1 Milliarden Euro.
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Ringen zwischen Investoren und Gläubigern: Atos erhält vier Rettungsangebote
Der französische Staat als Retter? Kapitalbedarf von Atos hat sich fast verdoppelt
Anfang Mai gingen vier Angebote bei Atos ein. Zuletzt waren noch zwei Offerten im Rennen. Eigentlich sollte in der ersten Juni-Woche eine Entscheidung vorliegen, doch die Verhandlungen scheinen nicht einfach gewesen zu sein. Nun liegt offenbar eine Lösung vor, auf deren Basis alle Beteiligten bis Juli eine endgültige Restrukturierungsvereinbarung ausarbeiten wollen.
Gläubiger unterstützen Onepoint-Vorschlag
"Der Verwaltungsrat ist unter der Schirmherrschaft des Schlichters zu dem Schluss gekommen, dass der Vorschlag des Onepoint-Konsortiums mit den Unternehmensinteressen von Atos, einschließlich seiner Mitarbeiter, Kunden, Lieferanten, Gläubiger, Aktionäre und anderer Interessengruppen, übereinstimmt", teilte Atos am 11. Juni offiziell mit. Der Vorschlag passe zu den vom Unternehmen dargelegten Finanzkennzahlen, gewährleiste eine stärkere Kapitalstruktur und biete insbesondere eine angemessene finanzielle Liquidität zur Finanzierung des Geschäfts. Onepoints Vorschlag werde zudem von einer großen Anzahl von Finanzgläubigern von Atos unterstützt.
Nicht zum Zuge kommt damit das EPEI-Konsortium mit dem umstrittenen tschechischen Milliardär Daniel Kretinsky. EPEI hatte bereits im Februar 2024 seine ursprünglichen Pläne zur Übernahme der alten Infrastrukturmanagement-Aktivitäten von Atos, Tech Foundations, aufgegeben. Nun scheitert auch der zweite gemeinsam mit dem in London ansässigen Vermögensverwalter Attestor gestartete Anlauf. EPEI wollte Atos zum "führenden europäischen Industrieunternehmen für die Entwicklung, die Optimierung, den Betrieb und die Vermarktung von Rechenzentren als Dienstleistung" machen. Weniger rentable Aktivitäten sollen aufgegeben, andere in Niedrigkostenländer verlagert werden. Ob Atos zusammengehalten oder aufgespalten werde sollte, ließ EPEI offen.
Atos soll nicht aufgespalten werden
Onepoint hatte in seinem Angebot stattdessen betont, Atos in seiner Gesamtheit erhalten und auf die vertikale Integration der vielfältigen Geschäftsbereiche von Atos setzen zu wollen. Dies umfasse unter anderem Cloud-Hosting, Infrastrukturmanagement, Cybersicherheit und Beratungsdienste. Ziel sei es, einen französischen Champion für groß angelegte Transformationen für Unternehmen und öffentliche Akteure aufzubauen, mit einem Umsatz von elf Milliarden Euro und rund 100.000 Mitarbeitern, hieß es im Angebot. "Cybersicherheit wird ein integraler Bestandteil des Kontinuums von Managed Services bis zur Infrastruktur sein."
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Diese Onepoint-Strategie passte wohl besser zu den Vorstellungen der Atos-Verantwortlichen. "Der heutige Tag ist ein wichtiger Meilenstein in unserem finanziellen Restrukturierungsprozess", kommentierte Jean-Pierre Mustier, Vorsitzender des Board of Directors von Atos, die Entscheidung. Es sei eine Lösung entstanden, die den Interessen der Stakeholder des Unternehmens, insbesondere der Mitarbeiter und Kunden, entspreche. "Der vom Onepoint-Konsortium eingereichte Vorschlag steht im Allgemeinen im Einklang mit den wichtigsten finanziellen Parametern, die das Unternehmen im April skizziert hat", ergänzte Atos-CEO Paul Saleh. "Insbesondere wird es das Geschäft angemessen finanzieren."
Atos werde nun unter der Schirmherrschaft des Schlichters mit dem Onepoint-Konsortium zusammenarbeiten, um die endgültigen Vertragsunterlagen fertigzustellen, mit dem Ziel, bis Juli eine endgültige Vereinbarung über die finanzielle Restrukturierung zu erzielen.