Auf Bewertungsportal kununu

Arbeitgeber reagieren mit Floskeln auf Kritik von Bewerbern

25.12.2018
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.
Am Beispiel des Bewertungsportals kununu zeigt eine Studie, dass Unternehmen kaum oder nur unzureichend auf Kritik von Bewerbern oder Mitarbeitern eingehen. Auch das Dialogangebot an den Bewerte ist oft nicht ernst gemeint.

Jeder Dritte vergleicht vor oder während seiner Jobsuche auf Bewertungsportalen wie kununu, meinchef.de oder anderen die für ihn in Frage kommenden Arbeitgeber, so das Ergebnis einer aktuellen Bitkom-Studie. Unter den Jüngeren ist bereits jeder Zweite auf solche Portalen unterwegs. Kommunikationsexperte Sascha Theisen, Gründer der Unternehmensberatung Employer Telling, und sein Partner Manfred Böcker haben darum in einer Studie 1300 Antworten von Unternehmen nach kritischen Bewertungen auf kununu untersucht.

Mit negativen Bewertungen können deutsche Unternehmen schlecht umgehen, wie eine Studie zeigt, die aktuelle Antworten von Unternehmen auf dem Bewertungsportal kununu untersucht hat.
Mit negativen Bewertungen können deutsche Unternehmen schlecht umgehen, wie eine Studie zeigt, die aktuelle Antworten von Unternehmen auf dem Bewertungsportal kununu untersucht hat.
Foto: aquarius83men - shutterstock.com

Die Erkenntnisse sind wenig schmeichelhaft. "Auf dem Kommunikationsfeld Bewertungsportal geschieht der Umgang mit Kandidaten und Mitarbeitern oft aus dem Bauch heraus. Deutschen Unternehmen steht ein langer Weg bevor, wenn sie den öffentlichen Dialog zum Wohle ihrer Positionierung als Arbeitgeber nutzen wollen", warnt Böcker.

Floskeln und Textbausteine

Ähnlich wie in Stellenanzeigen oder auf ihren Kariereseiten würden viele Arbeitgeber auch in Bewertungsportalen eintönig und austauschbar kommunizieren. Mehr als die Hälfte der analysierten Arbeitgeber benutzen vorgefertigte Textbausteine, die unabhängig vom Inhalt der jeweiligen Bewertung für jede Form von Kritik herhalten sollen. Das sei vor allem dann fatal, wenn der Bewerter zuvor schlimme Vorwürfe von Mobbing bis hin zur Unterschreitung des Mindestlohns erhoben hat. "Arbeitgeber, die in einer solchen Situation mit Antworten a la `Liebe Kollegin, lieber Kollege, vielen Dank für Ihre Bewertung. Uns ist eine offene Feedbackkultur sehr wichtig, daher nehmen wir Rückmeldungen ernst. Herzliche Grüße Ihr HR-Team´ antworten, geben ein ganz schwaches Bild ab - für den Bewerter, aber vor allem für die zahlreichen Mitleser, die den öffentlichen Dialog verfolgen und ihre Rückschlüsse daraus ziehen", sagt Theisen.

Arbeitgeber schlagen Dialog vor, verweigern aber Kontakt

Zudem fordern Arbeitgeber zwar in sieben von zehn Stellungnahmen zum Dialog auf, vergessen aber mehrheitlich (68 Prozent), eine konkrete Kontaktmöglichkeit in Form einer E-Mail-Adresse oder einer Telefonnummer anzugeben. Die meisten der untersuchten Kontaktangebote bestünden zudem aus einer unpersönlichen E- Mailadresse wie etwa "karriere@unternehmensname.de" moniert Theisen: "Offenbar fehlt vielen Arbeitgebern der Glaube daran, tatsächlich in den Dialog mit ihren Kritikern treten zu können. Oder es besteht gar kein wirkliches Interesse daran." Ist man nicht an einem Kontakt zum Bewerber interessiert, sollte nicht standardisiert zu diesem aufgefordert werden.

Einige Arbeitgeber geben zudem der Versuchung nach, einen kommunikativen Gegenschlag auszuführen, wenn ihnen die Kritik des Bewerbers nicht nachvollziehbar erscheint. Nur 44 Prozent der analysierten Kommentare sind ausgesprochen freundlich, gut acht Prozent sind in ihrer Tonalität aggressiv oder zumindest unterschwellig aggressiv.

"Grundsätzlich gilt: Arbeitgeber sollten sich nie auf das aufgeladene emotionale Niveau der Bewerter begeben und so öffentlich als Streithahn auftreten", warnen die Studienautoren. Das passiere gerade dann häufig, wenn Geschäftsführer oder Firmeninhaber auf Nutzerkommentare reagierten. Diese sehen dann "ihr Baby" im Auge des Sturms und reagierten emotional und somit oft falsch. "Wenn allerdings HR-Verantwortliche die Sache in die Hand nehmen, wird der Umgang mit dieser Kritik deutlich besser gelöst", so Böcker und Theisen.