Computerfachleute haben es derzeit leicht, einen guten Job zu finden. Umgekehrt tun sich Arbeitgeber schwer, diese begehrte Berufsgruppe ins Unternehmen zu holen – vor allem die Mittelständler. Das gilt erst recht für Firmen, die in Nischenmärkten wie etwa dem Videoconferencing tätig sind. Tobias Enders, Geschäftsführer von GMS Global Media Services, bestätigt: „Das Segment der Videokonferenz-Systeme bildet einen Nischenmarkt, obwohl der Bedarf nach einer virtuellen Face-to-Face-Kommunikation stark steigt."
Die Branche sucht dringend Informatiker
Um dieser wachsenden Nachfrage gerecht zu werden, suchen Hersteller und Service-Provider aus dem Videoconferencing-Geschäft Informatiker. Ihre Aufgaben bestehen unter anderem darin, zu programmieren, für IT-Sicherheit zu sorgen und die vorhandenen Systeme kundengerecht anpassen und betreiben zu können. Der klassische Medientechniker stößt hier schnell an seine Grenzen.
Besonders begehrt sind IT-Hochschulabsolventen, die zusätzlich Videokonferenz-Infrastrukturen kennen. Denn der Aufbau und Betrieb internationaler Videokonferenz-Netze erfordert Fachkenntnisse und das Verständnis für individuelle Unternehmensanforderungen.
Das Arbeitsspektrum eines Experten reicht dabei vom täglichen Support, ähnlich wie in einem Network Operation Center, über die Inbetriebnahme neuer Videokonferenz-Endpunkte oder Infrastrukturkomponenten bis hin zu Design und Implementierung globaler Netze. Zu diesen technischen Tätigkeiten kommt der unmittelbare Kontakt mit den Anwendern hinzu. Aus diesem Grund spielt die soziale Kompetenz eine entscheidende Rolle.
„Die Videokonferenz-Branche braucht keine Verkäufer oder mit Scheuklappen versehene Techniker, sondern Berater mit einem Gespür für die Kundenwünsche. Nur diese erfüllen die Anforderung der Unternehmen – nämlich eine gute Mischung aus Technik- und Consulting-Know-how", sagt Enders. Er sieht für Informatiker in der Branche vielseitige Entwicklungsmöglichkeiten von der Spezialistenlaufbahn bis zu Management-Positionen.
Was die Entlohnung angeht, reichen die Einstiegsgehälter allerdings zunächst nicht über die anderer IT-Positionen hinaus. Das erste Jahressalär eines Diplominformatikers liegt hier bei etwa 45.000 Euro im Jahr. Dabei sind aufgrund der positiven Entwicklung im Videokonferenz- und Unified-Communications-Markt die Entwicklungs- und Karrierechancen überdurchschnittlich gut.
Anbieter werben mit Weiterbildung
Damit alle Mitarbeiter immer auf dem aktuellsten Technologiestand sind, investieren viele Unternehmen in Trainings. Hersteller bieten Zertifizierungen für bestimmte Produkte und Technologien an – Microsoft und Cisco gehören beispielsweise dazu. Diese Zertifikate sind gefragt und können ein wichtiges Kriterium bei der Stellenvergabe sein. Enders relativiert: „Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass ein fundiertes IT-Grundwissen für den Einstieg zunächst ausreicht. Alle Zusatzqualifikationen können Schritt für Schritt im täglichen Betrieb erworben werden."
Dafür haben viele Videokonferenz-Anbieter Workshops und gründliche Einarbeitungsprogramme entwickelt, die es Berufseinsteigern erleichtern, schnell in dieser Nische des IT-Arbeitsmarkts zurechtzukommen. „Das motiviert Informatiker, sich für den wachsenden Videokonferenz-Markt zu entscheiden", kommentiert Enders.
- Cisco Telepresence
Obwohl für viele Firmen unerschwinglich, ist Ciscos Telepresence wohl das bekannteste Videokonferenzsystem. - Cisco Telepresence 1000
Neben dem Raumsystem gibt es noch kleinere Telepresence-Lösungen für Zweigstellen und Heimarbeitsplätze (von Topmanagern). - Cisco Umi Telepresence
Mit "Umi" wollte Cisco auch private Nutzer für Telepresence begeistern. Mangels Nachfrage sind Privat- und Businesslösung nun interoperabel. - Videokonferenzen Tandberg
Den Mittelstand adressiert Cisco wiederum mit Lösungen von Tandberg. - Polycom
Als weitere Anbieter sind vor allem Polycom (hier mit einer Tablet-Lösung)... - Lifesize
und der von Logitech übernommene Anbieter Lifesize bekannt. - Vidyo Desktop Splitscreen
Einer der wenigen Newcomer in dem Bereich ist Vidyo. - Vidyo Endgeräte
Die Lösung des US-Startups sticht insbesondere durch Scalable Video Coding (SVC) und die Möglichkeit, verschiedenste Endgeräte einzubinden, hervor.