Apps im Business-Bereich

Apps verdrängen etablierte Softwarekonzepte

06.07.2012
Von Matthias Sternkopf

Marketplaces schon von gestern?

Accenture-Geschäftsführer Mohr ist sogar davon überzeugt, dass „der Trend zu HTML5-Apps das Prinzip der Marketplaces aushebeln wird“. Der Grund liege in der Beschränktheit der Marketplaces, die ja nur native Apps aufnehmen könnten und damit ein unvollständiges Portfolio böten.

Auch wenn etwa Apple kein großes Interesse an einer Öffnung des Marktes habe – schließlich würde das bedeuten, einen Teil der Produkthoheit aufzugeben –, werde sich der Konzern langfristig nicht dagegen wehren können. Die von Apple initiierte App-Idee sei von anderen Akteuren aufgegriffen und perfektioniert worden. Eine von Apple nicht kontrollierbare Eigendynamik sei die Folge.

Hybriden Apps gehören die Zukunft

Der Glaubenskrieg wird inzwischen nicht mehr nur zwischen Anhängern von nativen und Web-Apps geführt. Mittlerweile prophezeien einige Entwickler den hybriden Apps eine goldene Zukunft. Darunter versteht man die Mischung von Web- und den in nativen Apps verwendeten Technologien, allen voran Objective-C (iOS) und Java (Android).

Logisch sind hybride Apps also irgendwo zwischen Web-Apps und komplett nativen Apps einzuordnen. Allerdings gibt es auch unter diesen hybriden Ansätzen eine Reihe verschiedener Ausprägungen. Die Entwicklung hybrider Apps erfolgt für gewöhnlich mit gängigen Web-Techniken, insbesondere Javascript, HTML und CSS. Aus dem Code lässt sich dann mit Hilfe verschiedener Programme bei Bedarf eine native App für die jeweils gewünschte mobile Plattform erstellen. Der hybride Ansatz ist also effizient.

Die Kategorien

Henning Brinkmann, IT-Consultant Evodion: "Der Begriff App wird inflationär genutzt."
Henning Brinkmann, IT-Consultant Evodion: "Der Begriff App wird inflationär genutzt."
Foto: Evodion

Inhaltlich unterscheidet der Google Marketplace zwischen 31 App-Kategorien – von „Arcade & Action“ über „Kommunikation“ bis „Wetter“. Henning Brinkmann, IT-Consultant bei Evodion, zieht den Rahmen enger. Er unterscheidet zwischen Entertainment- Apps, Productivity-Apps und Apps, die im Kundenauftrag entstehen.

Während die Entertainment-Apps wie zum Beispiel Angry Birds von der finnischen Softwareschmiede Rovio ausschließlich einen unterhaltenden Wert haben und im Unternehmen idealerweise nicht eingesetzt werden, sind die in den Marktplätzen zu findenden Productivity-Apps manchmal heute schon fester Bestandteil in der Unternehmens-IT.

Hier seien als Beispiel Networking-Tools, Remote-Desktops, VPN-Clients oder Tools zur Exchange-Synchronisation genannt. In der dritten Kategorie der individuell entwickelten Apps wenden sich Unternehmen mit individuellen Bedürfnissen an interne oder externe Entwickler.

Björn Taubert, Entwickler Marketing-Kampagnen für Intels AppUp-Programm: „Die Grenzen zwischen Consumer- und Business-Apps verschwimmen.“
Björn Taubert, Entwickler Marketing-Kampagnen für Intels AppUp-Programm: „Die Grenzen zwischen Consumer- und Business-Apps verschwimmen.“
Foto: Intel

So kann zum Beispiel ein Unternehmen ein Frontend für das iPad programmieren lassen, das im Hintergrund auf SAP CRM zugreift. Solche Lösungen verschlingen bis zum Produktiveinsatz oft jede Menge Geld und Zeit. Allerdings können sie auch die Produktivität der Mitarbeiter steigern und sich dadurch in einem überschaubaren Zeitrahmen amortisieren.

Während die Entertainment-Apps für Privatkonsumenten interessant sind und individuell programmierte Apps hauptsächlich in Unternehmen zum Einsatz kommen, werden bei den Productivity-Apps zunehmend beide Zielgruppen angesprochen. „Eine Navigations-App ist hier das beste Beispiel einer Productivity-App, die sowohl beruflich als auch privat genutzt werden kann“, erklärt Taubert.