iOS 14

Apple erweitert NFC-Funktionen

03.08.2020
Von    und
Mark Zimmermann leitet hauptberuflich das Center of Excellence (CoE mobile) zur mobilen Lösungsentwicklung bei der EnBW Energie Baden-Württemberg AG in Karlsruhe. Er weist mehrere Jahre Erfahrung in den Bereichen Mobile Sicherheit, Mobile Lösungserstellung, Digitalisierung und Wearables auf. Der Autor versteht es, seine Themen aus unterschiedlichsten Blickwinkeln für unternehmensspezifische Herausforderungen darzustellen. Neben seiner hauptberuflichen Tätigkeiten ist er Autor zahlreicher Artikel in Fachmagazinen.


Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Hatte Apple viele Jahre die NFC-Funktionalität eher stiefmütterlich behandelt, änderte sich dies mit iOS 13 maßgeblich. Mit iOS 14 bringt Apple weitere Funktionen für die Nahfunktechnik.
Kompatible iPhones erhalten mit iOS 14 einen NFC-Reader im Kontrollzentrum.
Kompatible iPhones erhalten mit iOS 14 einen NFC-Reader im Kontrollzentrum.
Foto: Apple

Near Field Communication (NFC) basiert auf RFID-Technologie, die im HF-Band (13,56 MHz) arbeitet, und wurde speziell für Anwendungen wie kontaktloses Bezahlen entwickelt, die ein höheres Maß an Sicherheit und den Austausch größerer Datenmengen erfordern. Konnten iPhone-Nutzer NFC zunächst eigentlich nur zur Bezahlung via Apple Pay verwenden, stehen Anwendern und App-Entwicklern seit iOS 13 (ab iPhone 7) umfangreiche NFC-Funktionalitäten zur Verfügung.

Dazu zählen das Auslesen und Beschreiben von NFC-Tags (NDEF-Standard), außerdem erlaubt Apple einen direkten Zugriff auf die aktuell wichtigsten NFC-Protokolle ISO 15693 (SLI-X), FeliCa, ISO 7816 (Typ 2, NTAG…) und Mifare (Ultralight, Plus, DESFire). App Entwickler können seit Herbst 2019 auf die NFC-Chip-UID zugreifen und auch alle anderen NFC-Chip-Sonderfunktionen (Spiegelung, Zähler, Authentifizierung ...) sind verfügbar.

iOS 14: Erweiterungen mit ISO 15693 Support

Mit iOS 14 geht Apple nun einen Schritt weiter und erweitert die Unterstützung von ISO 15693, den Standard für so genannte Vicinity Tags. Der Standard legt fest, dass Tags bei 13,56 MHz arbeiten und einen maximalen Leseabstand von 1 Meter haben. Da die ISO 15693 eine größere Lesereichweite als 10 cm zulässt, hält sie sich technisch nicht an die klassischen NFC-Spezifikationen. Eine sehr beliebte Anwendung für derartige Tags ist die Registrierung von Leihbüchern und -medien.

Apple fügt mit iOS 14 außerdem diverse Erweiterungen in CoreNFC hinzu. So wurde ein neuer generischer Sendebefehl implementiert, der eine größere Dynamik beim Zugriff / Senden von Datenpaketen (etwa verbesserte Block Operationen, Support für RAW-Pakete) ermöglichen soll. Auch Operationen in Zusammenhang mit Security Frameworks wurden bedacht. So unterstützt iOS 14 ein schnelles Lesen mehrerer Blöcke, ein erweitertes Schreiben/Lesen mehrerer Blöcke, Authentifizierung, Schlüsselaktualisierung und vieles mehr.

Einige NFC-Modi werden jedoch weiterhin nicht unterstützt, einschließlich der für Google Pay genutzten Host Card Emulation (HCE). Dies ist nicht allzu überraschend, da Apps damit Zahlungsdienste erstellen könnten, die mit Apple Pay konkurrieren.

iPhone: NFC Reader Apps werden nutzlos

Mit iOS 14 steht außerdem jetzt bei allen kompatiblen Geräten (iPhone 7, 8, X, SE -2Gen, 11) im Kontrollzentrum ein NFC-Reader bereit. Damit entfällt die Notwendigkeit, einen NFC Reader aus dem App Store herunterzuladen. Trotzdem werden diese Apps sicherlich weiterhin installiert - ähnlich wie es auch heute noch Nutzer gibt, die sich eine Taschenlampen-App aus dem App Store laden.

Interessant wird es, wenn man das neue App Clips Framework in iOS 14 mit Core NFC kombiniert: Der Anwender scannt den NFC-Tag einfach mit dem im Hintergrund aktiven NFC-Reader, der für eine einfache Aufgabe erforderliche App Clip wird geladen und falls erforderlich meldet sich der Nutzer dann via "Sign in with Apple" an und bezahlt per Apple Pay.

Das Ganze funktioniert völlig reibungslos, ohne dass eine spezielle Anwendung oder Safari geöffnet werden muss. Die einzigen Voraussetzungen sind, dass das iPhone entsperrt ist und eine Netzwerkverbindung besteht - diese benötigt man aber spätestens dann, wenn per Apple Pay bezahlt werden soll. Mit einer solchen Kombination könnte Apple vor allem in Ländern punkten, wo konkurrierende Bezahlsysteme auf QR-Codes setzen: Dort muss der Anwender zunächst die dazugehörige Anwendung händisch aufrufen, um den Code zu scannen.