Open-Source-Software

Apache Software Foundation - ein Blick in den Brutkasten

27.10.2016
Von 


Frank Pientka ist Gründungsmitglied der iSAQB und arbeitet als Multi-Cloud-Architekt. Er hat jahrzehntelange Erfahrung in der Modernisierung von Anwendungen und besitzt mehrere AWS-Zertifizierungen.
Seit mehreren Jahrzehnten sind von der Apache Software Foundation unterstützte Open-Source-Systeme beliebt. Oracle etwa hat seine NetBeans IDE als Incubator-Projekt zur Weiterentwicklung eingereicht. Wir werfen einen Blick in den „Apache-Brutkasten“.

Die Apache Software Foundation ist seit 1995 Lieferant langlebiger und qualitativ hochwertiger Open-Source-Software. Wegen der freien Lizenz zur Nutzung sind entsprechende Programme bei vielen Softwareherstellern beliebt, die wiederum mit größeren Spenden, Code und Experten zu den diversen Open-Source-Projekten beitragen. Was ursprünglich mit fünf Entwicklern rund um das immer noch bekannteste Produkt des Apache HTTP- Web-Servers startete, hat sich zu einer großen Produktions- und Innovationsstätte für viele weitere Softwareprojekte entwickelt.

Der Name Apache Software Foundation wurde aus Respekt vor dem nordamerikanischen Indianerstamm der Apachen gewählt.
Der Name Apache Software Foundation wurde aus Respekt vor dem nordamerikanischen Indianerstamm der Apachen gewählt.
Foto: VectorLifestylepic - shutterstock.com

"Incubator" - der Apache-Brutkasten

Längst nicht alle Projekt schaffen es erfolgreich, den Incubator zu verlassen. Wo es Sinn macht, wird oft versucht, Parallelentwicklungen zu vermeiden und ähnliche Apache-Produkte zusammenzulegen oder aufzuspalten, wenn sich als ursprüngliche Unterprojekte gestartete Produkte inzwischen eigenständig weiterentwickeln. Prominente Beispiele sind hier das Build-Werkzeug Ant oder das Performance-Testwerkzeug JMeter, als Unterprojekt von Tomcat, oder Tika und Solr als Lucene-Unterprojekt oder Hadoop als Nutch-Unterprojekt.

Beim Thema Big Data sind die Apachen mit einer Vielzahl von Produkten ganz groß. Um Hadoop herum ist ein ganzes Ökosystem von Zusatzprodukten und Distributionen, ähnlich wie bei Linux, entstanden. Besonders haben sich hier in letzter Zeit Lösungen zur Eventverarbeitung wie Apache Spark oder Kafka hervorgetan. Zum Ausprobieren reichen diese oft aus. Für den produktiven Einsatz macht es jedoch eher Sinn, kommerzielle Produkte oder Erweiterungen zu verwenden.


Eine aktive Entwicklergemeinde und die Einhaltung der Apache-Richtlinien sind wichtige Kriterien, wenn ein Projekt den Incubator als eigenständiges Projekt verlassen darf. Aktuell befinden sich 60 Projekte im Incubator.

IBM, Oracle, Microsoft und Apache

Das Projekt, das seit sechs Jahren - und damit am längsten - dort ist, ist die ehemalige Social Media Plattform Google Wave. Sie ist auch ein prominentes Beispiel dafür, dass große Projekte, die einst nur von einer Firma dominiert wurden, es schwer haben, die Apache-Kriterien bezüglich einer aktiven Weiterentwicklung zu erfüllen und dafür genügend Commiter zu aktivieren. Hier reicht eine Codemitgift nicht, sondern es ist nötig, dass die Kernentwickler auch weiterhin für das Engagement im Open-Source-Projekt bezahlt werden.

Einen guten Überblick über den Zustand der Inkubator-Projekte liefert das Online-Reporting-Werkzeug Clutch. Hier ist zum Beispiel das Wave-Projekt bereits in zwei Kategorien rot, das bedeutet kritisch eingeschätzt. Nähere Informationen zum Zustand der einzelnen Projekte werden im monatlichen Bericht, je nach der Projekt-Berichtspflicht, veröffentlicht.

Das Online-Reporting-Werkzeug Clutch gibt einen Überblick über den Zustand von Inkubator-Projekten.
Das Online-Reporting-Werkzeug Clutch gibt einen Überblick über den Zustand von Inkubator-Projekten.
Foto: Apache.org Screenshot

Das neueste Incubator-Projekt, die NetBeans IDE, kommt von Oracle, das sich bisher in der Vergangenheit eher weniger bei Apache engagiert hat. Hier darf man skeptisch sein, ob NetBeans eine größere Zahl von Open-Source-Entwicklern begeistern kann und ob vor allem der Lizenzwechsel von CDDL zur Apache Lizenz ohne große Hürden stattfinden kann. Auch hier hat sich Oracle bisher nicht sehr kooperativ gezeigt. Es gibt nur wenige ehemaligeOracle\BEA Produkte, die es geschafft haben, als freigelassenes Open-Source-Produkt in der freien Wildbahn zu überleben. Der Hudson-Fork Jenkins Integrations-Server gehört dazu.

Bei der bisher einzigen kostenlosen Microsoft Office Alternative OpenOffice hat der Wechsel zu Apache zwar unter einigen Schmerzen, vor allem aber durch das große Engagement von IBM geklappt. OpenOffice zählt mit seiner Codegröße von über 20 Millionen Codezeilen und 140 Commitern zu den bisher größten Apache Projekten.

Doch nach fünf Jahren bei Apache steht das OpenOffice Projekt nun kurz vor dem Aus. Fehlerkorrekturen wurden bisher nur sporadisch jährlich veröffentlich, zuletzt in der Version 4.1.3. Insgesamt verläuft die eigentliche Weiterentwicklung sehr schleppend. Damit gerät OpenOffice gegenüber der vor sechs Jahren abgespalteten Konkurrenz LibreOffice ins Hintertreffen. Deshalb ist zu befürchten, dass OpenOffice bald den Weg in den Attic (Softwaredachboden ohne Wartung) antreten wird und die verbleibenden Kräfte sich dann auf LibreOffice konzentrieren werden. Damit das nicht passiert, wurde auf die problematische Situation in der Mailingliste aufmerksam gemacht und um neue Entwickler geworben.

Auch die Zukunft der durch die Sun-Übernahme bei Oracle und später bei Apache gelandeten Derby-Datenbank ist unklar. Bisher war Derby als JavaDB Teil des Java SDK, was sich jedoch mit dem JDK 9 ändern wird. Hier ist die letzte Version auch schon ein Jahr alt und das nächste Release soll nächstes Jahr parallel mit Java 9 erscheinen. Auch die stark geschrumpften Entwicklerkapazitäten erschweren nach dem Rückzug der Oracle-, aber auch einiger IBM-Entwickler die Weiterentwicklung. Hier hat auch der Offene Brief zum Werben um neue Entwickler bisher wenig gebracht.