EuroCIO-Umfrage

Anwender sind mit den Leistungen ihrer Softwarelieferanten weniger zufrieden

21.12.2018
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Vor allem die Preispolitik und die Lizenzmodelle stehen in der Kritik, hat eine Umfrage des Anwenderverbands EuroCIO ergeben. Insgesamt denken immer mehr Unternehmen darüber nach, ihre Softwarelieferanten zu wechseln.

In einer Umfrage des europäischen Voice-Dachverbands EuroCIO übten mehr als 100 europäische Anwen­derunternehmen zum Teil massive Kritik an den großen Softwareanbietern. Laut dem aktuellen "Supplier Satisfaction Survey" sind vor allem die Preispolitik sowie die unflexiblen On-Premise-­Lizenz- und -Vertragsmodelle Steine des Anstoßes. Beurteilten 2016 noch 87 Prozent der Umfrageteilnehmer ihre lizenzierten Produkte als in Ordnung, waren es 2018 nur noch 77 Prozent. Ähnlich verhält es sich mit Lizenzmodellen und Verträgen. Die Zustimmungsraten sind um 20 beziehungsweise 22 Prozent­punkte gesunken. Die Bereitschaft, Ver­träge zu verlängern, ging von 70 auf unter 50 Prozent zurück.

Die Unzufriedenheit mit den Softwareanbietern wird größer.
Die Unzufriedenheit mit den Softwareanbietern wird größer.
Foto: Brasil Creativo / shutterstock.com

Die Anbieter sollten sich nicht auf die Abhängigkeit der Kunden verlassen, warnte Voice-Sprecher Patrick Quellmalz: "Wir gehen davon aus, dass ab einer gewissen Schmerzgrenze trotz aller Schwierigkeiten der Anbieter gewechselt wird. Das kann sehr schnell gehen."

Immer mehr Anwender arbeiten an Exit-Plänen

Am zufriedensten sind die Befragten mit Cisco, VMware und Micro­soft, am wenigsten zufrieden mit Oracle. Hier arbeiten auch die meisten Anwender an Exit-Plänen (39 Prozent). SAP schneidet mit ­einer Zufriedenheitsrate von 43 Prozent ebenfalls leicht unterdurchschnittlich ab. Auffällig beim deutschen Softwarehaus: Die Bereitschaft der Befragten, ihre Verträge erneut abzuschließen, ist von 80 Prozent im Jahr 2016 auf aktuell unter 40 Prozent gefallen.

Die Zufriedenheit mit den Produkten ist in Ordnung, aber die Lizenzmodelle stehen in der Kritik.
Die Zufriedenheit mit den Produkten ist in Ordnung, aber die Lizenzmodelle stehen in der Kritik.
Foto: VOICE

Im Cloud-Bereich weist die Studie nur für Amazon und Microsoft detaillierte Ergebnisse aus. Demnach sind 88 Prozent der Befragten mit Amazon und 62 Prozent mit Micro­soft zufrieden. Das Verhalten der Cloud-Provider weist den Studienautoren zufolge trotz wachsender Konkurrenz monopolistische Züge auf. Doch angesichts steigender Preise würden Provider-Wechsel wirtschaftlich attraktiver. "Das wird den Cloud-Markt in Bewegung bringen", glaubt Quellmalz.

Vor allem an Oracle haben die Anwenderunternehmen offenbar einiges auszusetzen.
Vor allem an Oracle haben die Anwenderunternehmen offenbar einiges auszusetzen.
Foto: VOICE

Durchschnittlich haben die befragten Unternehmen Lizenzverträge mit vier On-Premise Service-Providern. Im Cloud-Bereich sind es durchschnittlich zwei. Während im On-Prem-Sektor Microsoft, Oracle, VM-Ware, SAP und IBM die wichtigsten Lieferanten sind, hat im Cloud-Segment Microsoft (63 Prozent der Verträge) deutlich die Nase, gefolgt von Amazon (24 Prozent) und Salesforce (23 Prozent).