AMD rüstet im KI-Wettstreit mit Nvidia weiter auf

21.08.2024
Von 
Prasanth Aby Thomas ist Autor bei der Computerworld.
Die Übernahme des Serverspezialisten ZT Systems könnte AMDs Position im Wettbewerb mit Nvidia deutlich stärken.
AMD tätigt mit der Übernahme von ZT Systems eine strategische Investition - die auch beinhaltet, die Manufacturing-Sparte des Serverspezialisten nach dem Abschluss der Transaktion zu verkaufen.
AMD tätigt mit der Übernahme von ZT Systems eine strategische Investition - die auch beinhaltet, die Manufacturing-Sparte des Serverspezialisten nach dem Abschluss der Transaktion zu verkaufen.
Foto: JHVEPhoto | shutterstock.com

Advanced Micro Devices (AMD) will den US-Serverhersteller ZT Systems für rund 4,9 Milliarden Dollar akquirieren. Die Übernahme soll die Position des Unternehmens auf dem Data-Center-Markt stärken und dafür sorgen, dass der Chiphersteller Nvidia auf dem Feld der KI-Chips in Zukunft mehr entgegensetzen kann. Durch den Kauf stärkt AMD insbesondere seine Fähigkeit, Hochleistungssysteme zu bauen, die die wachsenden Performance-Anforderungen von KI-Systemen erfüllen.

"Die umfassende Erfahrung von ZT Systems, wenn es darum geht, Cloud-Computing-Lösungen für Hyperscaler zu entwickeln und zu optimieren, wird auch Cloud- und Unternehmenskunden zugutekommen und sie dabei unterstützen, AMD-basierte KI-Infrastruktur in großem Umfang schneller einzusetzen", schreibt der Chip-Gigant in einer Stellungnahme und fügt hinzu, dass ZT Systems zudem ein wichtiger Anbieter von KI-Trainings- und Inferenz-Infrastrukturen sei.

Warum die Übernahme von ZT Systems wichtig ist

Laut Prabhu Ram, VP bei Cybermedia Research, biete die Übernahme von ZT Systems für AMD eine direkte Schnittstelle zu echten Kunden-Deployments und entsprechendem Feedback. Diese Erkenntnisse könne der Konzern nutzen, um seine Chipdesigns zu verfeinern und an spezifische Anforderungen anzupassen: "Indem sich AMD das Knowhow von ZT Systems einverleibt, will der Konzern die Entwicklung KI-optimierter Chips beschleunigen und potenziell einen Wettbewerbsvorteil erlangen, wenn es darum geht, Kundenentscheidungen zu beeinflussen," so der Manager. ZT Systems habe in der Vergangenheit mit anderen Chipherstellern zusammengearbeitet. Nun schaffe die Übernahme einen starken Anreiz, AMD-Lösungen zu priorisieren, was den Marktanteil des Unternehmens bei KI-Servern potenziell vergrößern könnte.

Neil Shah, VP of Research und Partner bei Counterpoint Research, sieht das ähnlich. In den vergangenen beiden Jahren seien Nvidias Hochleistungssysteme vornehmlich von Hyperscalern nachgefragt worden und ZT Systems erfülle die spezifischen Design- und Integrationsanforderungen dieser Unternehmen: "ZT Systems war ein wichtiger Partner für Nvidia bei der kundenspezifischen Entwicklung und Integration von fortschrittlichen Server-Racks und -Clustern. Diese Expertise macht ZT Systems zu einem einzigartigen Lösungsanbieter und zu einem bedeutenden Faktor für den bisherigen Erfolg von Nvidia."

Bemerkenswerterweise plant AMD, die Manufacturing-Abteilung von ZT Systems nach der Übernahme zu veräußern. In den Augen von Sharath Srinivasamurthy, Associate Vice President bei IDC, ist das ein Hinweis darauf, dass es dem Chip-Riesen in erster Linie um die Designfähigkeiten von ZT Systems geht: "Was die Fertigung angeht, scheint AMDs Strategie darin zu bestehen, das bewährte Ökosystem zu nutzen."

Das hält Counterpoint-Research-Experte Shah für einen smarten Schachzug, weil es AMD ermögliche, den direkten Wettbewerb mit seinen (Server-)Partnern in Taiwan und anderen Regionen zu vermeiden. Er fügt hinzu: "Welches Unternehmen auch immer die Fertigungsabteilung von ZT Systems erwirbt, erhält wertvollen Zugang zu den wichtigsten Hyperscalern und Designs. Das wird den Käufer in die Lage versetzen, bedeutende Verträge abzuschließen."

AMDs große Aufholjagd?

Die Übernahme von ZT Systems ist einer von vielen Schritten der jüngsten Investitionswelle bei AMD. Zuvor hatte das Unternehmen im Juli 2024 mit Silo AI bereits einen Spezialisten für KI-Modellentwicklung übernommen. Der KI-Vorsprung von Nvidia ist zwar weiterhin eklatant, insbesondere mit Blick auf Hardware und Ökosystem. Doch AMD holt beständig auf und lässt inzwischen auch Intel hinter sich zurück.

"AMD entwickelt sich zu einem wichtigen Herausforderer von Nvidia, der durch eine Reihe von Übernahmen im restlichen Jahrzehnt und darüber hinaus wachsen wird. Schließlich befinden wir uns noch im Anfangsstadium der KI-Revolution", konstatiert Analyst Shah.

Nimmt man eine breitere Marktperspektive ein, unterstreichen die jüngsten Übernahmen von AMD auch, dass der Erfolg von KI von der nahtlosen Integration von Hardware und Software abhängt und nicht nur von der Hardware allein. IDC-Analyst Srinivasamurthy erklärt: "Die Strategie von AMD entwickelt sich in die richtige Richtung. Das Unternehmen versucht, die Entwicklung hin zu einem integrierten Stack-Ansatz zu beschleunigen. Das hilft Unternehmen auch dabei, schneller und effizienter eine KI-Infrastruktur aufzubauen und sich in der Folge mehr darauf fokussieren zu können, KI-Anwendungen für relevante Anwendungsfälle in ihren Unternehmen zu entwickeln." (fm)

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