Familie fordert Millionen Schadensersatz

Amazon wegen Tornado-Toten verklagt

18.01.2022
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Tornados hatten im Dezember ein US-Warenlager von Amazon zerstört. Die Familie eines dabei zu Tode gekommenen Amazon-Mitarbeiters hat den Konzern nun verklagt.
Amazon hätte seine Angestellten besser vor den verheerenden Tornados schützen müssen, lautet der Vorwurf der Hinterbliebenen.
Amazon hätte seine Angestellten besser vor den verheerenden Tornados schützen müssen, lautet der Vorwurf der Hinterbliebenen.
Foto: Huntstyle - shutterstock.com

Die Vorwürfe wiegen schwer. Amazon habe sich nicht um den Schutz seiner Mitarbeiter gekümmert, wirft die Familie eines tödlich verunglückten Amazon-Mitarbeiters dem Konzern vor. Der 26-jährige Austin McEwen starb, als am 10. Dezember 2021 mehrere Tornados das Amazon-Warenlager in Edwardsville, nordöstlich von St Louis im US-Bundesstaat Illinois, dem Erdboden gleichmachten. Die Klage wurde am Bezirksgericht in Madison County, Illinois, eingereicht.

Profit vor Sicherheit

Die Familie des verunglückten McEwen fordert Schadensersatz in Höhe von mehreren Millionen Dollar, sagte der Anwalt der Angehörigen. Sie werfen Amazon vor, die Mitarbeiter angesichts der Tornado-Warnungen nicht ausreichend geschützt zu haben. Der Online-Konzern habe mit dem Leben der Menschen gespielt und seinen Profit vor die Sicherheit gestellt, lautet der Vorwurf.

Amazon weist die Vorwürfe zurück. Das Warenlager habe allen örtlichen Sicherheitsbestimmungen entsprochen, sagte eine Konzernsprecherin der Nachrichtenagentur Reuters. Außerdem habe das Team die notwendigen Maßnahmen getroffen, um die anwesenden Mitarbeiter vor den Tornados zu schützen.

Im Dezember vergangenen Jahres hatten mehrere verheerende Wirbelstürme eine Schneise der Verwüstung quer durch sechs US-Bundesstaaten geschlagen. Angeblich sei eine Tornado-Warnung kurz nach acht Uhr abends eingegangen. Gegen halb neun habe der Sturm das Gebäude zerstört. Sechs Amazon-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter verloren bei dem Unglück ihr Leben.

Amazon hätte das Lager rechtzeitig evakuieren müssen

Das Amazon-Management habe seine Angestellten unmittelbar nach der Unwetterwarnung aufgefordert, Schutz in Toiletten und Baderäumen zu suchen, hieß es. Diese Maßnahmen seien jedoch ungenügend gewesen, wirft der Anwalt dem Online-Händler vor. Der Konzern hätte das Lager von vornherein evakuieren müssen, nachdem bereits am Tag zuvor konkrete Warnungen eintrafen, die Tornados könnten den Ort treffen.

Mit der Klage wolle man erreichen, dass Amazon künftig für mehr Schutz seiner Angestellten sorgt. Es dürfte nicht das einzige Verfahren bleiben. Auch die Familien der anderen beim Einsturz des Gebäudes tödlich verunglückten Amazon-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter werden vermutlich gegen den Konzern klagen.