Public-Cloud-Plattformen im Vergleich

Amazon Web Services gegen Microsoft Azure und Google Cloud Platform

09.03.2017
Von 
Wolfgang Herrmann ist IT-Fachjournalist und Editorial Lead des Wettbewerbs „CIO des Jahres“. Der langjährige Editorial Manager des CIO-Magazins war unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO sowie Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.

Google Cloud Platform glänzt mit Data Services

Ähnlich wie Microsoft stieg auch Google mit PaaS-Diensten in den Cloud-Markt ein und weitete sein Portfolio dann durch IaaS aus. Heute besitzt die Google Cloud Platform nach dem Urteil von Analysten die meisten der Kernfunktionen, die für Enterprise Workloads erforderlich sind. In bestimmten Bereichen habe der Provider sogar die Nase vorn. Dazu gehörten Application Container, Big Data Management und Machine Learning. Weniger gut schneidet Google in Sachen regionale Präsenz ab, ist aber dabei, seine Data-Center-Kapazitäten international auszubauen.

Data-Management-Services wie Dataproc gehören zu den Stärken der Google Cloud Platform.
Data-Management-Services wie Dataproc gehören zu den Stärken der Google Cloud Platform.
Foto: Google

Zu den wichtigsten Features der Google Cloud Platform gehören neben den üblichen virtuellen Maschinen eine Container-Engine und -Registry sowie ein Serverless-PaaS-Dienst unter dem Namen Cloud Functions. Darüber hinaus offeriert Google den objektbasierten Cloud-Storage-Service Cloud SQL sowie die beiden NoSQL-Datenbanken Cloud Big Table und Cloud Data Store. Ein relativ neues Produkt im Portfolio ist der hochskalierbare relationale Datenbank-Service Cloud Spanner.

Für Batch- und Streaming-Prozesse stellt die Google-Plattform den Dienst Cloud Dataflow zur Verfügung; Data Lakes lassen sich mit Big Query bearbeiten. Zum Portfolio gehört ferner Dataproc, eine verwalteter Spark- und Hadoop-Service, der große Datenmengen besonders einfach und kostengünstig verarbeiten können soll.

Eine Perle im Google-Angebot sehen Analysten in der quelloffenen und plattformunabhängigen Machine-Learning-Plattform Tensorflow. Daneben zählt das ebenfalls von Google entwickelte System Kubernetes zu den führenden Plattformen für die Verwaltung und Orchestrierung von Containern. Google übergab Kubernetes der Open-Source-Community, Kunden können es damit uneingeschränkt einsetzen oder auch in Form eines Hosted Service in der Google Container Engine nutzen.

Ähnlich wie Microsoft ergänzt auch Google sein IaaS- und PaaS-Portfolio durch SaaS-Angebote. Im Mittelpunkt steht die G Suite, eine Sammlung von Productivity-Tools, die auch klassische Office-Komponenten wie Textverarbeitung oder Tabellenkalkulation umfasst. Google offeriert dafür keine Rabatte in Form von Enterprise Agreements. Stattdessen hat der Konzern ein Schema entwickelt, bei dem Kunden mit steigendem Nutzungsgrad der Cloud Platform tendenziell immer weniger pro Softwareeinheit bezahlen.

In puncto Enterprise-Funktionen hat die Google-Cloud noch Defizite

Trotz der wachsenden Funktionsbreite ist die Google-Cloud nach Einschätzung etlicher Experten noch immer "work in progress". Im aktuellen Gartner-Vergleich erreicht Google in der Kategorie der erforderlichen Enterprise-Features lediglich 70 Prozent und damit deutlich weniger als AWS und Azure. Defizite sehen die Auguren beispielsweise im Bereich rollenbasierte Zugangskontrollen und User Management Tools. Googles IAM-Plattform (Identity & Access Management) befand sich zum Zeitpunkt des Vergleichs noch im Betastadium.

Auch wenn es um den Zugang zu Unternehmenskunden geht, hat Google Nachholbedarf. Das ist seit jeher Microsofts große Stärke. AWS brauchte fast eine Dekade, um vergleichbare Kundenbeziehungen aufzubauen und als vertrauenswürdiger Partner zu gelten.