Rakuten, Yatego, Gimahhot

Amazon-Verfolger unter Druck

15.01.2014
Von 


Matthias Hell ist Experte in Sachen E-Commerce und Retail sowie  Buchautor. Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge in renommierten Handelsmagazinen und E-Commerce-Blogs. Zuletzt erschien seine Buchveröffentlichung "Local Heroes 2.0 – Neues von den digitalen Vorreitern im Einzelhandel".
Bewegung bei den deutschen Online-Marktplätzen: Yatego übernimmt Gimahhot. Und Rakuten.de bekommt einen neuen CEO. Auf den ersten Blick haben diese Meldungen wenig gemeinsam, doch lässt sich daran erkennen, wie die Verfolger unter der Übermacht von Amazon und eBay leiden.
Vom Rakuten-CEO zum Controller heruntergestuft: Tradoria-Gründerin Beate Rank.
Vom Rakuten-CEO zum Controller heruntergestuft: Tradoria-Gründerin Beate Rank.
Foto: Rakuten

Als Rakuten zum Jahreswechsel 2011/12 mit der Übernahme des Online-Marktplatzes Tradoria in den deutschen Markt einstieg, war die Zielvorgabe klar: "Wir wollen die Nummer Eins unter den Internet-Marktplätzen in Deutschland werden", erklärte damals Rakuten-CEO Hiroshi Mikitani gegenüber ChannelPartner und stellte dafür einen Zeitraum von fünf Jahren in Aussicht. Mit seinem in Japan erprobten Geschäftsmodell sah sich der Unternehmensgründer gut gegen Amazon und eBay aufgestellt und verordnete auch dem deutschen Online-Marktplatz Kernelemente der Rakuten-Strategie wie das Bonusprogramm Superpoints, das Verkaufs-Event Super Sale und eine stärkere Vereinheitlichung der heterogenen Shop-Struktur.

Nun meldet Rakuten.de einen Chefwechsel: Die bisherige CEO und Tradoria-Gründerin Beate Rank (Mitgründer Tobias Kobier schied bereits Mitte 2012 aus) soll sich künftig auf das Financial Controlling konzentrieren. An ihre Stelle tritt als neuer CEO Christian Macht, ehemaliger COO des Couponing-Anbieters Groupon Central Europe.

Weit von den Zielen entfernt

Aufhorchen lässt in der begleitenden Pressemitteilung die Formulierung, Macht solle in der neuen Position "das japanische Erfolgsmodell nach Deutschland bringen". Dazu werde der Rakuten-Deutschlandchef "evaluieren, welche Angebote in Deutschland eingeführt werden, um einen Marktplatz auf- und auszubauen, der auf der einen Seite den Händlern signifikanten Mehrwert bietet, auf der anderen Seite den Endverbrauchern genügend Anreize für ein einzigartiges Shopping-Erlebnis liefert."

Auch wenn in der Rakuten-Mitteilung die üblichen Floskeln von der angestrebten "führenden Position" wiederholt werden, klingt das nicht gut. Deutlich näher an der Wahrheit dürfte die Ende 2013 gegenüber ChannelPartner formulierte Aussage von Beate Rank liegen, bei den Rakuten-Händlern gebe es "noch Luft nach oben". Von dem selbstgesteckten Ziel, mit Amazon und eBay zu konkurrieren, ist Rakuten auch mehr als zwei Jahren nach dem Einstieg in Deutschland noch meilenweit entfernt: Die 7.200 auf der Seite aktiven Händler kontrastieren deutlich mit den 175.000 gewerblichen Verkäufern bei eBay.de. Zudem beginnt der E-Commerce-Konzern nun sogar in Japan die Marktmacht von Amazon zu spüren: So hatte das Unternehmen jüngst bekanntgegeben, sich zusammen mit 12 anderen japanischen Handelsgrößen gegen Amazons Kindle-Angebot zu verbünden.

Gimahhot geht still und leise an Yatego

Yatego-Gründer und -Prokurist Stephan Peltzer
Yatego-Gründer und -Prokurist Stephan Peltzer

Ebenfalls als eine Konsequenz der Dominanz von eBay und Amazon darf die Konsolidierung verstanden werden, die durch die Ende 2013 erfolgte Übernahme von Gimahhot durch Yatego erfolgt. 2006 gegründet, setzte Gimahhot zunächst auf Rückwärtsauktionen, schwenkte aber schließlich auf konventionelle Festpreisverkäufe um. Mit lediglich einer Million Besucher pro Monat (zum Vergleich: eBay hat in Deutschland 17 Millionen Nutzer) und rund 2.500 Händlern zählt die Plattform zu den kleinsten Online-Marktplätzen auf dem deutschen Markt. Ein Alleinstellungsmerkmal von Gimahhot stellt lediglich die vergleichbar komfortable Kaufabwicklung dar, die ähnlich wie bei Amazon vom Anbieter selbst durchgeführt wird.

Wie Yatego-Prokurist Stephan Peltzer gegenüber "Deutsche Startups" erklärte, stellt die Bafin-Lizenz von Gimmahhot auch eines der wichtigsten, für die Übernahme mitentscheidenden Assets dar. Seitdem die Bankenaufsicht die Pläne von eBay für eine einheitliche Kaufabwicklung durchkreuzte, nimmt dieses Thema nämlich den Status einer Gretchenfrage für die deutschen Online-Marktplätze ein. Als weiteren Grund für die Akquisition nennt Yatego-Gründer Peltzer "Synergieeffekte zwischen den beiden Marktplätzen". Gimahhot und der Ableger der Plattform ParfumDeal sollen weiter bestehen bleiben. Auffällig an der Übernahme ist allerdings, wie still und leise diese über die Bühne gegangen ist - eine erfolgreiche Wachstumsstrategie wird in der Regel anders kommuniziert.

Nach Investoreneinstieg nur wenig Bewegung bei Yatego

Yatego, das 3,4 Millionen Besucher pro Monat und rund 10.000 Händler ausweist, galt lange Zeit als der solide Mittelständler unter den Online-Marktplätzen. Seit 2012 befindet sich das Unternehmen mehrheitlich in der Hand der Investmentgesellschaft Acton Capital Partners und wird vom ehemaligen Ciao.com-Geschäftsführer Stephan Musikant geführt. Seit einem Relaunch Ende 2013 präsentiert sich Yatego optisch runderneuert, machte aber sonst nur wenig mit neuen Initiativen von sich reden.