Migration complete - das vermeldete Jeff Barr, Chief Evangelist für Amazon Web Services, in einem Blog-Beitrag. Amazon hat nach einem mehrjährigen Migrationsprojekt seine letzte Oracle-Datenbank abgeschaltet. Mit einer Einschränkung, sagte der AWS-Manager: Einige Third-Party-Anwendungen seien zu eng mit Oracle-Systemen verknüpft. Diese seien nicht umgestellt worden.
Im Laufe der Zeit habe man festgestellt, dass das Management von tausenden Legacy-Datenbanken von Oracle zu viel Zeit und Ressourcen erfordert habe, berichtete Barr. Statt sich um Mehrwerte für das Business kümmern zu können, hätten die Datenbankadministratoren den Großteil ihrer Zeit darauf verwenden müssen, die Systeme am Laufen zu halten. Konkret nennt der AWS-Manager ineffizientes und komplexes Hardware-Provisioning und Lizenzmanagement als Manko. Währenddessen sei die Zahl der Transaktionen und die Menge der Daten unaufhörlich gestiegen.
Mehr als 100 Teams auf Seiten des Amazon Consumer Business waren laut Barr mit dem Migrationsvorhaben beschäftigt. Darunter befanden sich die Unternehmensbereiche Alexa, Amazon Prime, Amazon Fresh, Amazon Music und Audible, ebenso Backend-Bereiche wie zum Beispiel Adtech, Consumer Payments, Katalog- und Handelssysteme.
7500 Oracle-Systeme stillgelegt
Insgesamt habe Amazon 75 Petabyte an internen Daten, die zuvor in rund 7500 Oracle-Datenbanken abgelegt waren, auf verschiedene eigene AWS Datenbank-Services verteilt, darunter DynamoDB, Aurora, Redshift und den Amazon-eigenen Relational Database Service (RDS). Die Migration selbst habe man mit geringer Downtime über die Bühne gebracht, sagt der AWS-Mann und verweist zufrieden auf die damit erzielten Ergebnisse.
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Mit dem Umstieg habe Amazon seine Datenbankkosten um 60 Prozent reduzieren können. Dabei habe der Online-Händler auch schon bei Oracle wegen seiner Größe erhebliche Nachlässe erhalten. Einige Kunden, die ihre Datenbanken von Oracle auf AWS umgestellt haben, sollen sogar Einsparungen von bis zu 90 Prozent erzielt haben, behauptet Barr. Darüber hinaus habe man die Leistung der Datenbanken verbessern können. Beispielsweise seien die Latenzzeiten bei den eigenen Consumer-Anwendungen um 40 Prozent reduziert worden. Und zuletzt habe sich der Aufwand für die Datenbankadministratoren deutlich verringert. Diese könnten sich nun um wichtigere Aufgaben kümmern, wie das Performance-Monitoring und die Optimierung der Abfragen.
Amazon und Oracle - ziemlich beste Feinde
Mit der Meldung, seine letzte Oracle-Datenbank abgeschaltet zu haben, geht der Kleinkrieg zwischen Amazon und Oracle in die nächste Runde. In den vergangenen Jahren hatte Oracle-Gründer Lawrence Ellison keine Gelegenheit ausgelassen, über den Wettbewerber herzuziehen. Langsam, veraltet und proprietär, kritisierte Ellison vor drei Jahren das Datenbankportfolio von AWS. Oracle-Systeme liefen deutlich schneller und seien dabei auch noch günstiger, verkündete er im Jahr darauf und versprach interessierten Kunden zudem, jeder Workload in der neuen Oracle-Datenbank sei mindestens um die Hälfte günstiger als in Redshift von AWS. "Das garantieren wir."
Amazon-Vertreter wiesen Ellisons Kritik zurück und bezeichneten sie schlicht als "Blödsinn". Die Schlüsse, die der Oracle-Gründer ziehe, seien nicht korrekt. Die meisten Leute wüssten, dass sich dies genauso anhöre, wie sich Larry eben immer anhöre. "Keine Fakten, wilde Behauptungen und jede Menge Getöse."
Datenbanken aus der Cloud
Amazon hat in den zurückliegenden Jahren massiv am Ausbau seines Datenbank-Portfolios in der Cloud gearbeitet. Dem Chief Architect Glenn Gore zufolge suchen viele Unternehmen nach Auswegen aus der klassischen Datenbankwelt, die seiner Aussage nach teuer ist und Unternehmen durch einen Vendor-Lock-in und wenig anwenderfreundliche Lizenzkonditionen einenge. Im Zuge des "Database Migration Service" (DMS) seien bereits mehr als 23.000 Datenbank-Installationen in die AWS-Cloud umgezogen worden, berichtete der AWS-Manager schon vor zwei Jahren.
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Amazon hatte in den vergangenen Jahren immer wieder berichtet, sich ganz von Oracle lösen zu wollen. Ellison hatte für diese Pläne nur Häme übrig. Immer wieder behauptete er, Amazon sei einer der größten Oracle-Kunden, die Jahr für Jahr für Millionen Dollar Datenbanksysteme bei ihm einkaufen würden. Nach der jüngsten Ankündigung seitens Amazons dürfte das nun ein Ende haben.