Vier Milliarden Dollar für Generative AI

Amazon kauft sich bei Anthropic ein

25.09.2023
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Mit einem strategischen Milliarden-Investment in Anthropic will Amazon in Sachen KI zu Microsoft und Open AI sowie zu Googles Bard aufschließen.
AWS wird zum bevorzugten Cloud-Anbieter für die KI-Modelle von Anthropic. Das lässt sich Amazon bis zu vier Milliarden Dollar kosten.
AWS wird zum bevorzugten Cloud-Anbieter für die KI-Modelle von Anthropic. Das lässt sich Amazon bis zu vier Milliarden Dollar kosten.
Foto: Michael Vi - shutterstock.com

Anthropic ist neben OpenAI eines der derzeit am meisten gehypten KI-Startups. Nun hat sich Amazon eine strategische Partnerschaft mit dem aufstrebenden Unternehmen gesichert. Einer Mitteilung zufolge will sich der weltgrößte Online-Händler mit bis zu vier Milliarden Dollar an Anthropic beteiligen. In einer ersten Tranche will der weltgrößte Online-Händler Anteile im Wert von 1,25 Milliarden Dollar übernehmen. Darüber hinaus gibt es eine Kaufoption für weitere Anteile im Wert von 2,75 Milliarden Dollar.

die Unternehmen wollten nicht verraten, wie hoch Amazons prozentuale Beteiligung an Anthropic mit diesem Investment ausfällt. Damit bleibt auch die Gesamtbewertung des KI-Startups unklar. In der offiziellen Mitteilung zum Deal ist lediglich von einer Minderheitsbeteiligung die Rede.

In der aktuellen Forbes-Liste "Cloud Top 100", die das Magazin Anfang August dieses Jahres veröffentlicht hatte, wurde Anthropic mit einer Bewertung von fünf Milliarden Dollar auf Rang 73 platziert. Zu den Investoren gehören auch die Google-Mutter Alphabet, Salesforce und der deutsche Softwarekonzern SAP.

AWS sichert sich KI-Modelle von Anthropic

Im Gegenzug für das Investment wird Amazon Web Services (AWS) zum bevorzugten Cloud-Provider für den Anbieter von Generative-AI-Lösungen. Die Anthropic-Verantwortlichen kündigten an, ihre KI-Modelle auf Basis der Trainium- und Inferentia-Chips von AWS zu entwickeln, zu trainieren und bereitzustellen. Außerdem wollen die Unternehmen eng kooperieren, um die Chip-Plattform von AWS für die Belange von KI-Workloads weiterzuentwickeln.

AWS-Kunden sollen im Zuge der Kooperation Zugang zu den Anthropic-Modellen bekommen, und zwar über Amazon Bedrock, einen Managed Service für KI-Angebote. Darüber hinaus sollen auch die Entwickler von Amazon die Möglichkeit haben, mit Hilfe der Large Language Models (LLMs) von Anthropic neue Generative-AI-Lösungen für Bedrock zu entwickeln.

KI - aber bitte ethisch korrekt

Anthropic hatte erst im Juli dieses Jahres mit Claude 2 eine verbesserte Version seines KI-Chatbots vorgestellt. Das Unternehmen, das von ehemaligen OpenAI-Mitarbeitern gegründet worden war, wirbt vor allem mit seinen Sicherheitsmechanismen. Diese sollen verhindern, dass der Chatbot gefährliche beziehungsweise beleidigende Antworten abliefert. Dies sei zwar nie ganz auszuschließen, so die Anthropic-Verantwortlichen, mit Claude 2 sei es allerdings gelungen, die Risiken weiter einzudämmen.

Andy Jassy, CEO von Amazon, hofft mit der KI-Kooperation auf bessere Cloud-Geschäfte.
Andy Jassy, CEO von Amazon, hofft mit der KI-Kooperation auf bessere Cloud-Geschäfte.
Foto: DFree - shutterstock.com

"Wir haben großen Respekt vor dem Team und den Basismodellen von Anthropic und glauben, dass wir durch unsere engere Zusammenarbeit viele Kundenerfahrungen verbessern können", kommentierte Andy Jassy, CEO von Amazon, den Deal. Dario Amodei, Mitbegründer und CEO von Anthropic, verwies darauf, dass man mit dem Chatbot Claude bereits seit April dieses Jahres Amazon Bedrock unterstütze. Das KI-Modell werde seitdem von vielen AWS-Kunden genutzt.