Klimaanlage und Wärmepumpe per Sprache steuern

Alexa - wir müssen kühlen oder heizen

29.11.2022
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Klimaanlagen und Luft-Luft-Wärmepumpen per Sprache steuern? Intelligente Controller und Alexa machen es möglich. Wir zeigen, wie es geht.
Mit der Tado Smarte Klimaanlagen-Steuerung V3+ lassen sich Klimaanlagen und Luft-Luft-Wärmepumpen per App und mit Sprachassistenten wie Alexa oder Siri steuern.
Mit der Tado Smarte Klimaanlagen-Steuerung V3+ lassen sich Klimaanlagen und Luft-Luft-Wärmepumpen per App und mit Sprachassistenten wie Alexa oder Siri steuern.
Foto: Tado

Eines hat der Hitzesommer 2022 leider auch gezeigt: Je nach Wohnsituation sind Klimaanlagen mittlerweile kein Luxus mehr, wenn es gilt, in Innenräumen mit Temperaturen um die 28 Grad zu arbeiten oder zu schlafen. Andererseits wird der kühle Kopf angesichts explodierender Strompreise dann doch wieder schnell zum teuren Luxusgut.

Technische Voraussetzungen: oft mangelhaft

Warum also die Klimaanlage nicht wie andere Devices bedarfsgerecht über Plattformen wie Alexa steuern, um so die Stromkosten in den Griff zu bekommen? Die Idee klingt beim ersten Hören überzeugend, nur scheitert sie in der Praxis an den technischen Unzulänglichkeiten der meisten Klimaanlagen. In den Zeiten von Bluetooth, Wi-Fi, Narrowband IoT etc. werden die Geräte in der Regel immer noch mit klassischen Infrarot-Fernbedienungen gesteuert - mit all den Nachteilen. So ist etwa eine Sichtverbindung zwischen Fernsteuerung und Klimaanlage erforderlich. Und das An- und Ausschalten aus der Ferne bleibt ein frommer Wunsch. Zwar warten einige Devices mit einer Timer-Funktion auf, doch in Zeiten flexibler Arbeitszeiten lässt sich über den Sinn dieses Features trefflich streiten.

Smarte Controller für die Klimaanlage

Und die Lösung dieses Dilemmas? Findige Hersteller wie Sensibo oder Tado schlagen mit Extra-Controllern eine Brücke zwischen vernetzter Internet- und Infrarot-Welt, ohne dass der Nutzer gleich in teure, komplexe Home-Automation-Systeme investieren muss. Je nach Anbieter kosten die smarten Controller um die 100 Euro und sind mit Alexa, Siri und Google Assistant kompatibel. Also endlich eine Lösung für unsere Probleme? Aus dem Office bequem die Klimaanlage remote anschalten und zuhause nicht mehr die Fernbedienung suchen, sondern das Gerät bequem per Zuruf über Alexa steuern?

Wir verbanden den smarten Controller mit der Split-Klimaanlage Ulisse 13.
Wir verbanden den smarten Controller mit der Split-Klimaanlage Ulisse 13.
Foto: Argoclima

Weitere Punkte wie Geofencing, intelligenter Zeitplan, die Möglichkeit der Steuerung anhand der Wettervorhersage etc. überzeugten uns dann schnell - ein solcher smarter Controller muss her. Die Entscheidung fiel dabei zugunsten des Tado Smart Home AC Control v3+ aus, der auch Anlagen mit Heizfunktion unterstützt. Seine Talente sollte er im Zusammenspiel mit der mobilen Inverter-Split-Klimaanlage Ulisse 13DCI des italienischen Herstellers Argoclima unter Beweis stellen.

Achtung: Potenzielle Interessenten sollten sich vor dem Kauf vergewissern, dass ihre Klimaanlage eine Fernbedienung mit Display hat, und dass diese die aktuellen Einstelllungen anzeigt, denn nur mit diesen Modellen funktioniert das Zusammenspiel. Laut Hersteller ist der Controller dabei mit über 500 Geräten kompatibel und kann zudem auch Luft-Luft-Wärmepumpen steuern.

Voraussetzung für das Zusammenspiel zwischen Controller und Klimagerät ist, dass dieses eine IR-Fernbedienung mit Display besitzt, das die aktuellen Einstellungen anzeigt.
Voraussetzung für das Zusammenspiel zwischen Controller und Klimagerät ist, dass dieses eine IR-Fernbedienung mit Display besitzt, das die aktuellen Einstellungen anzeigt.
Foto: Argoclima

Teure Addons

In die Kategorie Ärgernis gehört dagegen ein anderes Manko des Tado-Controllers: Der Hersteller legt dem Controller keinen Standfuß bei, sondern vermarktet diesen extra für rund 25 Euro - für ein gebogenes Stück Plastik schlicht Wucher. Aber ein übriggebliebenes Stück Kunststoff-Kabelschacht lässt sich schnell zum Standfuß umfunktionieren. Zudem muss für einige Funktionen wie Geofencing, das Erkennen offener Fenster etc. für eine Jahresgebühr von rund 25 Euro der Tado-Cloud-Dienst Auto-Assist hinzugebucht werden.

Bei der Installation ist darauf zu achten, dass der Controller Sichtkontakt zur Klimaanlage hat, denn schließlich wandelt er die digitalen Befehle in Infrarotsignale um. Bei der Suche nach dem passenden Installationsort sollte zudem noch ein anderer Aspekt bedacht werden: Der Controller verfügt über eine Touchfläche zum direkten Einstellen der Temperatur sowie ein Display, das die Raumtemperatur anzeigt. Zwar wird beides später für die Steuerung per App oder Alexa nicht gebraucht, doch warum sollte man dieses Gimmick ungenutzt lassen, zumal es bei der manuellen Steuerung per Animation die Veränderungen anzeigt.

Nur 2,4-Ghz-WLAN unterstützt

Die eigentliche Inbetriebnahme des Controllers erfolgt entweder über das Web-Portal app.tado.com oder die App tado, die sowohl für iOS als auch Android verfügbar ist. Wichtig ist dabei zu beachten, dass der Controller nur WLAN mit 2,4 Ghz unterstützt. Um den Controller dann mit der App zu verbinden, sind die QR-Codes der beiliegenden Setup-Card erforderlich. Diese werden auch bei einer späteren Neueinrichtung benötigt, weshalb sie an einem sicheren Ort aufbewahrt werden sollten. Darüber hinaus wird während der Einrichtung die Original-Fernbedienung der Klimaanlage benötigt. Auf dieser sind beim Anlernen einige Tasten zu drücken, damit der Controller das Gerät erkennt.

Der Tado-Controller zeigt einige Einstellungen auch direkt auf seiner Oberfläche an.
Der Tado-Controller zeigt einige Einstellungen auch direkt auf seiner Oberfläche an.
Foto: Hill

Achtung: Um Probleme bei der Einrichtung zu vermeiden, empfiehlt der Hersteller, ein vorhandenes 5-Ghz-WLAN temporär zu deaktivieren. Oder dafür zu sorgen, dass das Gerät, mit dem die Einstellungen vorgenommen werden, während der Einrichtung nur im 2,4-Ghz-Bereich funkt.

Fallstricke bei der Installation

Mit Blick auf die spätere Alexa-Nutzung gibt es bei der Einrichtung zwei Fallstricke zu beachten:

1. Name und Raumname: Bei der Eingabe des Raumnamens sollte drauf geachtet werden, dass dieser nicht schon als Gruppenname bei Alexa vorhanden ist. Typisches Beispiel: Sollte bei Alexa schon eine Gruppe "Wohnzimmer" vorhanden sein, um alle intelligenten Lampen in diesem Raum etwa gemeinsam ein- und ausschalten zu können, dann hätte es fatale Folgen, wenn etwa in der tado-App die Klimaanlage ebenfalls den Raumnamen "Wohnzimmer" erhält. In diesem Fall würde Alexa nämlich später nicht nur alle Lampen im Wohnzimmer auf Befehl ausschalten, sondern auch gleich die Klimaanlage.

Vor der Alexa-Einrichtung sollte geprüft werden, ob die Steuerung per App problemlos funktioniert.
Vor der Alexa-Einrichtung sollte geprüft werden, ob die Steuerung per App problemlos funktioniert.
Foto: Hill

2. Zeitpläne: Mit Blick auf das spätere Zusammenspiel mit Alexa sollte noch die Einstellung "Manuelle Steuerung auf dem tado" geprüft werden. Sie sollte auf "Bis zur nächsten automatischen Änderung" stehen. Des Weiteren ist drauf zu achten, dass auf dem Homescreen in der Kachel des Gerätes - wir haben unseres einfach als Klimaanlage bezeichnet - die Einstellungen für die Dauer, wie lange ein Befehl ausgeführt wird, auf "Bis vom Nutzer beendet" steht und das Symbol für Unendlich angezeigt wird. Sollte hier ein Zeitplan aktiviert sein, hat das später zur Konsequenz, dass zwar ein Sprachbefehl von Alexa ausgeführt wird, aber nach der definierten Zeit im Zeitplan wieder in die ursprüngliche Einstellung gewechselt wird.

Alexa einrichten

Bevor wir nun Alexa selbst einrichten, empfiehlt es sich zu prüfen, ob die Steuerung der Klimaanlage via Smartphone-App oder Webclient funktioniert. Ist dies der Fall, kann die Alexa-Einrichtung starten. Als erstes benötigen wir hierzu den Alexa-Skill "tado" aus den App-Stores:

Wie üblich muss Alexa anschließend die Geräte für den neuen Skill noch finden. Am einfachsten geht das mit dem Sprachbefehl "Alexa finde meine Geräte". Eine andere Möglichkeit ist, das Gerät über die Alexa-App zu suchen.

Die Alexa-Sprachbefehle

Mit der Gerätesuche ist die Alexa-Einrichtung abgeschlossen und unsere Klimaanlage kann per Sprache gesteuert werden. Dabei folgen die Sprachbefehle dem Muster "Alexa, Raumname (in unserem Fall Klimaanlage), Befehlssequenz. Im Einzelnen versteht Alex folgende Befehle:

  • Alexa, wie ist die Temperatur Klimaanlage?

  • Alexa, wie ist Klimaanlage eingestellt?

  • Alexa, setze die Klimaanlage Temperatur auf X Grad

  • Alexa, erhöhe die Klimaanlage Temperatur um X Grad

  • Alexa, verringere die Klimaanlage Temperatur um X Grad

  • Alexa, schalte Klimaanlage ein

  • Alexa, schalte Klimaanlage aus

  • Alexa, schalte automatische Steuerung Klimaanlage ein

  • Alexa, schalte manuelle Steuerung Klimaanlage ein

Fazit

Zwar werden einige Funktionen wie etwa nur Entfeuchten nicht per Sprachbefehl unterstützt, doch im Alltag vermissten wir diese Befehle nicht. Seit die Klimaanlage bequem mit Alexa per Sprache aus dem Sessel bedient werden kann, liegt die Infrarot-Fernbedienung des Gerätes in der Schublade.. Und was uns zudem noch gefällt: Installiert man die Alexa-App auf dem Smartphone, dann kann die Klimaanlage auch von unterwegs aus per Sprache gesteuert werden.