Endpoint Security - IDC Expertentalk

Alarmierende IT-Sicherheits-Erkenntnisse

30.06.2017
Von 
Wafa Moussavi-Amin ist Analyst und Geschäftsführer bei IDC in Frankfurt. In seiner Funktion als Geschäftsführer verantwortet Wafa Moussavi-Amin seit Oktober 2004 die Strategie und Geschäftsentwicklung der International Data Corporation (IDC) in Deutschland und der Schweiz, seit 2013 zeichnet er zudem verantwortlich für die Region Benelux.

Advanced-Security-Lösungen?

Advanced-Security-Ansätze, also weiterführende beziehungsweise tiefergehende Technologien und Lösungen, werden bereits von vielen Unternehmen genutzt. 53 Prozent setzen Security Information & Event Management (SIEM) ein, 51 Prozent Next Generation Firewalls und 41 Prozent Unified Threat Management.

Neuere Lösungsansätze wie Specialized Theat Analysis and Protection (STAP) (31 Prozent) und Breach Detection (21 Prozent) kommen in deutlich weniger Unternehmen zum Einsatz, stehen aber zumindest offensichtlich auf der Agenda vieler Entscheider. Nach Beobachtungen von IDC haben viele Organisationen bisher abgewartet mit einer Einführung. In letzter Zeit seien die Lösungsansätze allerdings deutlich gereift und ließen sich sowohl im Netzwerk als auch auf dem Endpoint einsetzen. Das bringt insgesamt eine neue Dynamik, weiß Matthias Zacher, Manager Research & Consulting bei IDC in Frankfurt. Dennoch: Die Studienergebnisse zeigen, dass erst die Hälfte der deutschen Unternehmen moderne und komplexe Schutzmechanismen der neusten Generation einsetzt. Das komme im Prinzip einer Einladung zum erfolgreichen Angriff gleich, warnt Zacher.

In welche Endpoint Security Lösungen wird in den nächsten beiden Jahren investiert?
In welche Endpoint Security Lösungen wird in den nächsten beiden Jahren investiert?
Foto: IDC, 2017

Ein wichtiger Baustein von Advanced-Security-Lösungen sind Security Services aus der Cloud, die 38 Prozent der Befragten nutzen. Noch einmal so viele Unternehmen planen die Nutzung innerhalb der nächsten zwölf Monate. Firewalls, Intrusion-Detection-Systeme oder Email Protection können ohne Services aus der Cloud praktisch keinen Echtzeit-Schutz bieten. Zudem hat fast jeder Anbieter analytische Komponenten in seine Endpoint-Lösungen integriert. State-of-the-Art Funktionalitäten wie Machine Learning, Artificial Intelligence oder forensische Analysen nutzen komplexe Algorithmen, um Auffälligkeiten zu erkennen und zu identifizieren.

Endpoint Security: Gefahr erkannt, Gefahr gebannt?

Ohne Frage, dem Schutz von Endpoints kommt eine immense Bedeutung zu. Basistools wie Antivirus, Antispam und Firewalls sind zwar flächendeckend in fast allen Unternehmen vorhanden. Nichtsdestotrotz: Mehr als ein Drittel der befragten Unternehmen investiert bis dato nur reaktiv oder unzureichend in Endpoint Security. Und das kann schnell gefährlich werden. Ebenfalls werden mobile Endpoints wie Smartphones, Tablets & Co. noch nicht ausreichend berücksichtigt - diese Geräte erfordern allerdings ebenfalls starke Sicherheitsmaßnahmen. Vom Internet of Things wollen wir an dieser Stelle gar nicht erst schreiben, denn hier ist bis heute noch völlig unklar, wer für die Sicherheit von IoT-Systemen eigentlich haftet.

"In der Gesamtdiskussion um die Sicherheitsthematik wird ein wichtiger Endpoint oftmals völlig unterschätzt und das ist die MFP- und Druckerlandschaft", wirft Dr. Daniel Wagenführer, General Manager Business Development Sales & Service Group bei TA Triumph-Adler ein. Er sieht dabei zwei Komponenten. Zum einen müssen sensible Daten vor Angriffen von außen auf das Netzwerk geschützt werden, zum anderen wäre da noch das Problem des "internen Hacking". "Generell müssen potenzielle Einfallstore für Datenmanipulation identifiziert und geschlossen werden, so Wagenführer.

Viele Advanced-Security-Lösungsansätze sind neu. Das Instrumentarium an Security-Lösungen, das Unternehmen zur Verfügung steht, dürfte einige IT-Security-Verantwortliche vor allem in kleinen und mittleren Unternehmen überfordern, was auch in der Studie sichtbar wurde. Dieser Umstand bringt das Risiko mit sich, dass Security-Tools entweder falsch oder nicht effizient eingesetzt werden - mit unter Umständen vernichtenden Folgen für die Firmen.

Die Studie beweist, dass die Gefahren offenbar in der Fläche erkannt werden. Dennoch sind die Ergebnisse zurückhaltend ausgedrückt alarmierend - auch oder vor allem im Hinblick auf die im Mai 2018 endende Übergangsfrist für die Umsetzung der EU-Datenschutzgrundverordnung (DSGVO).

Es gibt also noch Einiges zu tun in deutschen Firmen und Organisationen - und zwar weit über den DSGVO-Stichtag im Mai 2018 hinaus. Organisatorische Maßnahmen müssen technologische Ansätze begleiten, um die Endanwender für Gefahren zu sensibilisieren. Die Security-Technologien sind vorhanden, nur das Mindset fehlt oftmals. Hier sind nach Ansicht von IDC auch die Anbieter gefordert, neben sicheren Technologien auch entsprechende Hilfestellung anzubieten. (fm)