Agilität beginnt ganz oben
Aber wo beginnen? In der Organisation oder mit der Technologie? Eine Antwort darauf wird immer individuell sein. Ist das IT-Team bereits unter großem Druck und der Ruf nach mehr Innovation, weniger Overhead oder höherem Service-Level laut, so liegt der Ansatzpunkt auf der Hand. Geht es um Marktanteile und Profitabilität, so hängt dies nicht alleine an der IT und den Entwicklern – es gilt, in der Organisation anzusetzen. Natürlich kann das Unternehmen diesen Weg aber auch nicht ohne die entsprechende Technologie und damit ohne die IT gehen.
Wer aber Unternehmen auf ihrem Weg zur Agilität begleitet hat, weiß, dass der Erfolg stark – wenn nicht sogar fast ausschließlich - vom Management-Buy-in abhängt. Chefs, die dem Konzept des kontinuierlichen Wandels nicht positiv gegenüberstehen, werden kaum agile Strukturen aufbauen und unterstützen. Immerhin müssen sie im Zuge dieses Strukturwandels auch ihre eigene Rolle neu definieren: weg von starren Hierarchien und Kontrollmechanismen. Sie müssen den Teams mehr Verantwortung und Freiheit geben, vor allem was die Art und Weise angeht, wie diese ihre Arbeit erledigen und ihre Aufgaben setzen und priorisieren.
Diese Selbst-Organisation zu ertragen ist gerade am Anfang oft nicht leicht, denn sie setzt viel Vertrauen – auch in die Offenheit der Teammitglieder – voraus. Führungsaufgabe ist es dann, klare Ziele zu setzen, die bestmöglichen Arbeitsbedingungen zu schaffen, damit diese erreicht werden können und gerade am Anfang die schwierigen Entscheidungen zu treffen. Ist der Chef von dem agilen Konzept überzeugt, würdigt die Erfolge und akzeptiert auch Misserfolge, werden auch die Teams eher mitziehen.
Technologie – Wegbereiter des Konzepts
Und doch ist die Grundlage all dieser agilen Ansätze Technologie. Durch Agile-Lösungen können die Teams ihre Arbeit so koordinieren, dass sie letztlich eine höhere Softwarequalität und Zuverlässigkeit bei der Bereitstellung erzielen. Ein zentraler Portfolioüberblick bietet den Projektmanagern genaue Informationen zu Status, Kosten, geschäftlichen Ergebnissen und Ressourcenauslastung für alle Projekte. Dies wird umso wichtiger, wenn Teams – dank Software – selbständiger und schneller arbeiten, schneller Releases umsetzen und intensiver kommunizieren.
Agile- und Lean-Verfahren wie Scrum und Kanban verlangen nach anderen Projektmanagementfunktionen als traditionellere Ansätze und nach Technologie, die tiefen Einblick in den Stand der Dinge gibt und Entscheidungen zu Unternehmen und Investitionen unterstützt. Beides zusammen koppelt Agile-Teams an die Projektleitung und die Führungsebene. Informationen auf allen Ebenen müssen nahtlos über eine API-basierte Integration ausgetauscht werden.
- Schneller als Plan-Build-Run
Die Anforderungen an Software verändern sich im Laufe der Entwicklung oft erheblich - anders als bei einem Auto zum Beispiel. Dem tragen agile Methoden wie Scrum Rechnung. - Besseres Ineinandergreifen
Bei traditioneller Softwareentwicklung greifen Zahnräder oft nicht ineinander, sondern sie rotieren nebeneinander vor sich hin. Scrum sorgt für nahtlosere Prozesse. - Jeder spricht mit jedem
Bei vielen Softwareprojekten mangelt es an gelungener Kommunikation, bei Scrum ist regelmäßiges Feedback für alle Beteiligten Pflicht. - Mehr Qualität
Mit Hilfe von Scrum entwickelte Software ist in der Regel besser als andere, weil hier frühzeitig das Feedback der Kunden integriert wurde. - Chaos führt nicht zu Panik
Chaotisch ist Scrum insofern, als sich der damit verbundene Prozess nicht einfach mit einem Pfeil beschreiben lässt, der links auf dem Blatt Papier anfängt und irgendwo rechts aufhört. Sondern er ist mehrdimensional. Wenn sich alle an bestimmte Regeln halten, läuft trotzdem nichts aus dem Ruder. - Im Mittelpunkt: Der Mensch
Scrum heißt Gedränge. Und es bedeutet, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen in dem Sinne, dass ihm die Methode ermöglicht, effizient und gleichzeitig kreativ zu arbeiten. - Automatisierte Tools statt Selbstgestricktes
Oft verwendet jede Abteilung eigene Anwendungen, um Entwicklungsschritte zu dokumentieren, zum Beispiel Excel. Automatisierte, vor allem einheitliche Tools beschleunigen hier die Abläufe erheblich. - Nicht nur am Ende testen
Zeitgemäße Entwicklungsumgebungen erlauben es, auch einzelne Module zwischendurch zu testen, um immer auf dem neuesten Stand zu sein.
Es ist letztlich Technologie, die eine agile Organisation möglich macht. Dennoch sollte man nicht den Fehler machen, einfach einige Tools einzuführen und nicht über die Software hinauszudenken. Agilität ist ein laufender Prozess, der von Tools und Lösungen nur unterstützt wird. So essenziell diese auch sein mögen – wenn das Konzept nicht gelebt und immer wieder angepasst wird, wird sich Agilität nicht erfolgreich und vor allem nachhaltig durchsetzen können. (haf)