Mit einem scheinbar gewöhnlichen, trägerlosen und mir Pailletten besetzten Cocktail-Kleid trat die Adobe-Forscherin Christine Dierk anlässlich der Adobe-MAX-Konferenz auf die Bühne. Plötzlich begann das Textil, seine Muster- und Farbkombinationen zu verändern. Das per Fernbedienung gesteuerte "digitale Kleid" wurde im Rahmen von Adobes Initiative "Project Primrose" entwickelt. Es "erweckt Stoff zum Leben", teilte Dierk dem euphorisierten Publikum mit (Lesen Sie auch: Adobe schiebt Firefly ins Zentrum seiner Kreativlösungen).
"Anders als bei herkömmlicher statischer Kleidung kann ich mit Primrose meinen Look auf Knopfdruck auffrischen", so die Wissenschaftlerin. Sie demonstrierte die Fähigkeiten des Kleides, wie das folgende Video zeigt.
Der Adobe-Forscherin zufolge können die digitale Kleidungsstücke auch animiert werden und auf Bewegung reagieren - auch wenn diese Funktionen auf der Bühne noch nicht recht funktionieren wollten. Dierk berichtete den Kongressteilnehmenden, dass sie das Kleid zwar mithilfe ihres Teams entworfen, aber selbst zusammengenäht habe.
Adobe arbeite schon länger an intelligenten Textilien
Über die technischen Details dieses intelligenten Kleidungsstücks war auf der MAX-Konferenz nicht viel zu hören. Allerdings hatten Dierk und ihre Kollegen bereits über kleinere Project-Primrose-Produkte geschrieben, die ebenfalls die futuristischen Pailletten verwenden: eine Handtasche und ein digitaler Bilderrahmen.
In dem Beitrag wurde erläutert, dass es sich bei den Pailletten um "reflektierende Lichtdiffusor-Module" handele, die mit reflektierenden Polymer-dispersed Liquid-cristals (PDLCs) hinterlegt seien. Solche Elementen werden meist für intelligente Beleuchtungssysteme verwendet. Technisch gesehen sind die Pailletten demnach winzige Bildschirme, die aber - den Angaben zufolge - in der nächsten Generation "in jede beliebige Form geschnitten" werden können.
Vermutlich ist das Kleid recht schwer
Die Frage ist allerdings, wie schwer so ein Kleid wird, wenn Hunderte Pailletten an einem Kleid wie dem auf der Bühne gezeigten appliziert werden. Das dürfte auch der Grund dafür sein, dass das Cocktailkleid nur auf der Vorderseite entsprechend besetzt ist. Wie das Webzine The_Byte zudem mutmaßt, ist "das Ding wahrscheinlich nicht in der Maschine waschbar".
Hightech-Modeexperimente gab es schon viele. Der inzwischen verstorbene Designer Alexander McQueen positionierte 1999 das Supermodel Shalom Harlow auf einer Drehscheibe zwischen zwei mit Farbspritzpistolen ausgestatteten Robotern und ließ ihr bauschiges weißes Kleid in Schwarz-Gelb besprühen. Dass McQueen ein BVB-Anhänger war, ist ein nicht bestätigtes Gerücht. Nun also tritt Adobe in die Fashion-Tech-Arena - allerdings mit weniger Dramatik als der Modeschöpfer McQueen.