Der Anbieter von Creative Cloud und Experience Cloud hat auf seiner Anwenderkonferenz MAX nicht nur KI-Werkzeuge und -Dienste angekündigt, sondern ganz nebenbei in einer dreistündigen Sitzung auch die Finanzanalysten über seine Strategie aufgeklärt. Dabei ließ das Unternehmen die Investoren wissen, dass das in sechs Wochen endende vierte Geschäftsquartal ein "wirklich starkes" sein werde - was den Aktienkurs gleich einmal um fünf Prozent in die Höhe schnellen ließ.
"Der Analystentag bot zwar nur wenige Zahlen, dafür aber eine große Vision", zeigte sich Keith Weiss von der Investment-Bank Morgan Stanley beindruckt. Brent Thill von Jefferies sprach vom "schnellsten Innovationstempo, das wir in den letzten zwei Jahrzehnten gesehen haben". Alex Zukin von Wolfe Research schrieb in einer Notiz an seine Kunden, dass Adobe "wirklich die gesamte Produktpalette umgestaltet, um KI-nativ zu sein".
Starke KI-Strategie lässt Adobe-Aktie abheben
Adobes Aktienkurs ist seit Jahresbeginn bereits um 66 Prozent gestiegen, eine Performance, die weit über der von Microsoft liegt, obwohl auch Redmond alles tut, um im Bereich Generative AI vorne mitzuspielen. Das Wall Street Journal erklärt den Erfolg des Photoshop-Anbieters damit, dass Adobe die klarsten Anwendungsfälle für GenAI vorweisen könne. Der Nutzen sei so offensichtlich, dass er keinem Kreativen verborgen bleiben könne.
So kündigte der Softwarekonzern bereits die zweite Generation von Adobe Firefly an, seinem GenAI-Tool, das Anwender der Creative Cloud bei der automatisierten Generierung von Designelementen und Inhalten unterstützt. Das Werkzeug war erst Anfang 2023 in die Beta-Phase gegangen. Jetzt wurden schon wieder neue Versionen für das Erstellen von Audio-, Video- und 3D-Bildern in Aussicht gestellt.
Wie Adobe verspricht, können neue KI-Funktionen in Photoshop den Bearbeitungsprozess um Stunden verkürzen. Auch kündigte das Unternehmen Verbesserungen seiner Acrobat-Software an, die noch in diesem Jahr erscheinen sollen und das Auslesen, Analysieren und Erstellen von PDF-Dokumenten vereinfachen sollen. Im Idealfall könnten Nutzer Stunden an sich wiederholenden Tätigkeiten einsparen.
Drei neue Varianten von Adobe Firefly
Konkret hat Adobe drei neue Firefly-Modelle für die schnelle und automatisierte Erstellung von Inhalten präsentiert:
Firefly Image 2 Model Barcodescannern, Mobilcomputer, Etiketten- und Kassendrucker, passendes Verbrauchsmaterial, All-in-One-Kassensysteme sowie umfangreiches ServiceangebotBildbearbeitungsmodell der nächsten Generation, das Nutzern helfen soll, hochwertige Bilder zu erzeugen, Menschen präziser als bisher darzustellen und zudem die Textausrichtung zu verbessern;
Firefly Vector Model, das laut Adobe erste GenAI-Modell, das sich auf das Erstellen von Vektorgrafiken konzentriert und in Illustrator das Kreieren von Logos, Website-Grafiken, Produktverpackungen, Icons und anderen Inhalten vereinfachen soll;
Firefly Design Model, eine neue Text-zu-Template-Funktion in Adobe Express, mit dessen Hilfe User Flyer, Poster, Einladungen etc. einfacher entwerfen könnten.
Zudem wurden über 100 neue KI-Funktionen und Updates für alle Creative-Cloud-Applikationen veröffentlicht - also für Illustrator, Photoshop, Lightroom, Premiere Pro, After Effects und Stock. Beispielsweise soll die Kreativitäts-Suite Adobe Express mit ihren enthaltenen Vorlagen, Fotos, Videos, Musikstücken, Fonts, Designelementen und vielem mehr in Kürze zusätzliche KI-Funktionen erhalten, darunter Generative Fill, Text to Template und Translate. Der Einsatz von Adobe Express soll damit schneller Ergebnisse liefern und insgesamt mehr Vergnügen bereiten.
GenStudio für kreative End-to-End-Prozesse
Adobe stellte außerdem GenStudio vor, eine End-to-End-Lösung für den Kreativprozess.Nutzerinnen und Nutzer würden damit über alle Stufen des Kreativitätsprozesses hinweg unterstützt - von der Idee bis zum fertigen Content. Die generative Firefly-KI wird als das Herzstück bezeichnet, mit dem sich die gesamte Content-Lieferkette im Unternehmen "revolutionieren" lasse. Letztendlich integriert Adobe hier seine Produkte Creative Cloud, Firefly, Express, Frame.io, Analytics, AEM Assets und Workfront.
Um etwaigen Urheberrechtsverletzungen vorzubeugen, führt Adobe last, but not least Content Credentials ein, eine digitale Kennzeichnung für KI-generierte Assets. Das Label wird automatisch an Firefly-Outputs angehängt und kann etwa Informationen über den Ersteller, ein Datum, Hinweise zu Bearbeitungen sowie verwendeten Tools enthalten. Auf der Anwenderkonferenz gab die Großagentur Publicis einen Einblick, wie die Werbewirtschaft Content Credentials im Unternehmensmaßstab einsetzen könnte. (hv)