MWC 2018: The New Applied Now

Accenture zeigt Services für Industrie 4.0 und Digitalisierung

27.02.2018
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Auf dem Mobile World Congress (MWC 2018) zeigt Accenture verschiede usecases für Industrie 4.0 und Digitalisierung. Auffallend dabei, fast alle Lösungen liefert Accenture as a Service.
Unter dem Motto "The New applied now" stand der Messeauftritt von Accenture auf dem MWC.
Unter dem Motto "The New applied now" stand der Messeauftritt von Accenture auf dem MWC.
Foto: Hill

Gleich mehrere Lösungsansätze aus verschiedenen Branchen für Industrie 4.0 und Digitalisierung zeigt Accenture auf dem diesjährigen Mobile World Congress. Die gezeigten Showcases reichen von klassischen IoT-Anwendungen über Edge-Computing bis zu Blockchain in der Supply Chain.

Ein fast schon klassisches IoT-Szenario ist die Lösung, die Accenture in Zusammenarbeit mit der Biesse Group erstellte. Das italienische Unternehmen hat sich auf die Herstellung von Maschinen zur Holzverarbeitung spezialisiert. Dabei handelt es sich um komplexe Fertigungsmaschinen, die etwa in einem Arbeitsgang aus einer Holzplatte eine komplette Sitzfläche für einen Stuhl - inklusive Oberflächenbehandlung - erstellen. Entsprechend teuer ist der Ausfall einer Maschine im Fehlerfall. Doch nicht nur die Wartung wollten die Italiener verbessern, sondern auch den Kundenkontakt intensivieren und zudem neues Business mit Services generieren.

Neue Services durch Vernetzung

Auf CPaaS-Basis (Connected Platform as a Service) wurde die IoT-Lösung für den italienischen Maschinenbauer Biesse realisiert.
Auf CPaaS-Basis (Connected Platform as a Service) wurde die IoT-Lösung für den italienischen Maschinenbauer Biesse realisiert.
Foto: Hill

Hierzu vernetzten die Italiener gemeinsam mit Accenture die Maschinen, um die Daten zu erfassen. Derzeit sind bereits 400 Maschinen vernetzt, bald sollen 3.000 angeschlossen sein. In fünf Jahren wollen die Partner die 20.000er Marke knacken. Durch die IoT-Konnektivität konnte Biesse die Maschinen-Downtime seiner Kunden um 50 Prozent reduzieren. Gleichzeitig kann das Unternehmen jetzt seine Kunden dank Predictive Maintenance vorab über erforderliche Wartungsarbeiten informieren. Zudem ermöglichen die gewonnenen Daten den Einstieg in das Geschäft mit Analytics-Services, indem etwa die KPIs ausgewertet werden. Realisiert wurde das Ganze mit Accentures CPaaS (Connected Platform as a Service).

IoT: Nur 15% der Daten werden in der Cloud gebraucht

Während bei Bessie die Daten-Verarbeitung komplett in der Cloud stattfindet, sieht Accentures Edge-Konzept eine möglichst Sensor-nahe Verarbeitung vor. Nur die notwendigsten Daten, die etwa für Machine Learning usw. benötigt werden, sollen in der Cloud verarbeitet werden. Der Rest soll nach möglich vor Ort in entsprechenden Edge-Devices verwertet werden. Auf diese Weise will man sowohl Kapazitätsengpässe als auch Latenzprobleme umschiffen. Zudem kann so bei Netzausfällen auch weitergearbeitet werden, da ja die Datenverarbeitung in Maschinennähe stattfindet. Accenture zufolge werden in der Praxis lediglich 15 Prozent der Daten wirklich in der Cloud zur weiteren Bearbeitung benötigt.

Agile Manufacturing

Am Beispiel einer Reifenfabrik veranschaulicht Accenture wie Agile Manufacturing vom Shopfloor bis zum CEO für Transparenz sorgt.
Am Beispiel einer Reifenfabrik veranschaulicht Accenture wie Agile Manufacturing vom Shopfloor bis zum CEO für Transparenz sorgt.
Foto: Hill

Gleich der durchgehenden Digitalisierung einer Fabrik vom Shopfloor bis zum CEO widmet sich Accenture mit IQBoost unter dem Motto Agile Manufacturing. Über ein Dashboard werden dabei alle Daten von den Maschinen-Prozessen auf dem Shopfloor über das MES bis hin zu PLM, ERP und CRM übersichtlich dargestellt, so dass alle Beteiligten auf die für sie relevanten Daten zugreifen können - etwa der Ingenieur, der die Prozesse plant, der Einkauf, der für die erforderlichen Rohstoffe verantwortlich ist oder der CEO der Informationen über Auftrags- und Ertragslage benötigt.

Sicher Supply Chain mit Blockchain

Demonstration einer Supply Chain, die mit Blockchain abgesichert ist.
Demonstration einer Supply Chain, die mit Blockchain abgesichert ist.
Foto: Hill

Wie dabei eine sichere Supply Chain mit Hilfe von Blockchain realisiert werden kann, zeigt Accenture gemeinsam mit Thales. Per Blockchain soll dabei nicht nur vom Vertragsabschluss bis zur Auslieferung der komplette Verbleib eines Produkts getrackt werden, sondern auch Produktfälschungen und Grauimporten vorgebeugt werden. Hierzu werden etwa Lieferverpackungen per NFC-Siegel gesichert. Ganz sensible Produkte, im Falle von Thales sind es Chips, erhalten in ihrem Speicher einen digitalen Fingerabdruck. Bei Thales nennt man das Physical Unclonable Functions (PUF).

Wie es heißt, lässt sich mit Hilfe der Blockchain auch der Lebenslauf hochwertiger und sensibler Produkte (etwa Flugzeugersatzteile) nachverfolgen. Dies ist vor allem dann interessant, wenn Teile in ihrem Lebenslauf mehrfach aufbereitet werden. Im Gegensatz zur üblichen Papierdokumentation, sei mit der Blockchain jeder Schritt auch nach Jahren noch nachvollziehbar.

Nützliche Nebeneffekt dieses Verfahrens: Für alle Beteiligten verringert sich der Papieraufwand, da sie einfach per App Aufträge erteilen und digital deren Bearbeitung verfolgen können, das gilt für Auftraggeber und - nehmer.