Wer etwas von Technologie versteht, dem muss man den Wert und die Vorzüge von agilen Methoden und DevOps nicht mehr erläutern. Für sie liegt die Ära der gescheiterten Projekte, der Command-und-Control-Timelines und des manuellen Infrastrukturbetriebs bereits weit zurück. Dabei ist den meisten Führungskräften in der Tech-Branche aber auch bewusst, dass agile und skalierbare DevOps-Funktionen Zeit und Investitionen brauchen. Und irgendwann fragt dann auch die Unternehmensleitung nach dem Return on Investment.
Wenn Sie ein Software-as-a-Service-Unternehmen sind, das Technologien entwickelt und verkauft, dann können Agilität und DevOps mit optimierten Produkten, neuen Kunden und Umsatzwachstum Hand in Hand gehen. In vielen Unternehmen lassen sich so Investitionen rechtfertigen. Aber auch viele IT-Abteilungen müssen heutzutage Kosten einsparen.
IT-Entscheider sollten also darauf vorbereitet sein, Fragen zu ihrem "Sparanteil" beantworten zu können.
Sparen mit Agile und DevOps: 8 Tipps
In diesem Fall ist es gut zu wissen, wie Agile- und DevOps-Methoden dazu beitragen können, die Effizienz zu steigern und Kosten zu senken. Wir haben acht Möglichkeiten für Sie zusammengetragen.
1. Schnellere Markteinführung mit MVPs
Laut Andrew Davis, Senior Director beim DevOps-Anbieter Copado, sollen mit Agile und DevOps zwei grundlegende Ziele erreicht werden: "Der Autor Douglas Hubbard hält in seinem Buch 'How to measure anything' fest, dass es nur zwei Faktoren gibt, die dazu geeignet sind, eine konsistente Vorhersage über den ROI zu treffen. Einerseits geht es dabei darum, ob das Projekt vor Inbetriebnahme abgebrochen wurde und andererseits darum, wie schnell die Benutzer das Produkt annehmen."
Wie das beim Sparen hilft: Davis weist darauf hin, dass man den ROI über die Geschwindigkeit der Markteinführung nachweisen kann, indem man den Benutzern die Funktionen schneller zur Verfügung stellt. Die Kosteneinsparungen ließen sich durch häufigere Produktionsfreigaben, geringere Gemeinkosten pro Freigabe und weniger Defekte oder Betriebsprobleme nach einer Freigabe realisieren.
2. Priorisierungsänderungen schneller umsetzen
Technologieunternehmen führen agile Methoden ein, um leichter Kurskorrekturen vornehmen zu können, wenn sich die Prioritäten ändern. Diese Reaktionsfähigkeit sollten Führungskräfte als finanziellen Vorteil darstellen, meint Roger Valade, Senior Vice President of Engineering bei der Technologieberatung G2: "Einer der wesentlichen Vorteile von Agile ist es, sicherzustellen, dass wir jederzeit an den wichtigsten Aufgaben arbeiten. Es ist schwierig, diesen finanziellen Vorteil konkret zu berechnen, aber die Möglichkeit, sich kontinuierlich auf unsere manchmal wechselnden Prioritäten zu konzentrieren und Verschwendung zu vermeiden, ist an dieser Stelle entscheidend."
Wie das beim Sparen hilft: Welche finanziellen Auswirkungen haben Verzögerungen bei der Planung neuer Funktionen oder lange Zykluszeiten bei der Freigabe von Funktionen für die Produktion? Eine Möglichkeit die Kosteneinsparungen zu berechnen: Zeigen Sie auf, wie viel weniger Zeit und damit Kosten sie für administrative oder nicht wertschöpfende Aufgaben aufwenden müssen. Eine weitere Möglichkeit, die Kostenreduktion zu verdeutlichen: Berechnen Sie, wie viel Sie durch schnellere Feature-Release-Zyklen sparen.
3. Schnellere und bessere Entscheidungsfindung
Prioritäten anzupassen ist ebenfalls eine Form des Decision Making. Peter Kreslins Jr., CTO und Mitbegründer des iPaaS-Anbieters Digibee, ist davon überzeugt, dass eine intelligentere und schnellere Entscheidungsfindung einen hohen Return on Investment mit sich bringt: "Agile Methoden können Teams mehr Autonomie verleihen und die versteckten Kosten zentralisierter Entscheidungen reduzieren. Agile-Praktiken können auch dazu genutzt werden, um Entscheidungen über die richtigen Produkte vorwegzunehmen, statt Geld für deren Entwicklung auszugeben und erst später herauszufinden, ob sie nützlich sind."
Wie das beim Sparen hilft: Der Schlüssel liegt darin, Entscheidungsbefugnisse festzulegen (wer darf welche Entscheidungen treffen) und Teams dazu zu befähigen, schneller mehr eigene Entscheidungen zu treffen. Anschließend müssen Sie nur noch messen, wie viel Zeit (und Kosten) Sie durch diese Maßnahmen einsparen - etwa weil Meetings, E-Mails oder Präsentationen wegfallen.
4. Testgetriebene Entwicklung und Continuous Testing
In kontinuierliches Testing und Test-Driven Development (TDD) zu investieren, kann nicht nur die Qualität deutlich erhöhen, sondern auch zu erheblichen Kosteneinsparungen führen. Marko Anastasov, Mitbegründer des CI/CD-Anbieters Semaphore, erklärt: "TDD einzuführen, mag zunächst als Mehraufwand erscheinen, reduziert aber langfristig Kosten - zumindest im Vergleich zum Wasserfall-Modell. Während bei letzterem die Kosten linear ansteigen, neigt die Kurve im Fall von TDD dazu, abzuflachen. Wenn das Projekt also ausreichend lange dauert, wird sich Test-Driven Development am Ende immer auszahlen."
Wie das beim Sparen hilft: Analysieren Sie bei Anwendungen in der Produktion die Kosten dafür, Fehler und Betriebsprobleme zu beheben. Anschließend berechnen Sie, in welchem Maße automatisiertes Testing diese Kosten reduzieren würde. Automatisiertes Testing und TDD reduzieren den Zeit- und Kostenaufwand im Vergleich zu manuellen Verfahren und tragen dazu bei, die Qualität zu gewährleisten, wenn DevOps-Teams die Release-Frequenz erhöhen.
5. Automatisiertes Testdatenmanagement und Service-Virtualisierung
Um die Qualität und Zuverlässigkeit von komplexeren Anwendungen zu optimieren, ist automatisiertes Testing nur eine Zutat. Schließlich sind die Tests nur so gut, wie die Daten, auf denen sie fußen. Im Fall von Anwendungen, die komplexe Daten erfassen, eine große Nutzerbasis sowie mehrstufige Workflows aufweisen, sind Testdaten schwierig zu erstellen und zu managen. Mit Hilfe synthetischer Datensätze, Testdaten-Management-Tools und der Implementierung von Service-Virtualisierung lassen sich diese Probleme angehen.
"Effektive Tools für das Testdatenmanagement, einschließlich der Virtualisierung, zu implementieren, ist eine wichtige Möglichkeit, im Rahmen von Shift-Left-DevOps und agilen Frameworks Kosten zu reduzieren", weiß Roman Golod, CTO und Mitbegründer des DataOps-Anbieters Accelario. "Das reduziert nicht nur die Cloud-Kosten, sondern beschleunigt auch das DevOps-interne Testdatenmanagement, weil niemand mehr darauf warten muss, dass der DBA die Produktionsdatenbank in die Nicht-Produktionsumgebung überträgt. Darüber hinaus reduzieren automatisches Masking und synthetische Daten die Notwendigkeit, umfassende Datenschutzmaßnahmen in nicht produktiven Datenbanken zu implementieren."
Wie das beim Sparen hilft: Bei Anwendungen mit hoher Auslastung treten häufig Probleme mit der "Nadel im Heuhaufen" auf. Das heißt, einige wenige Benutzer haben Probleme mit der Funktionalität, der Performance oder anderen User-Experience-Aspekten. Berechnen Sie die Kosten für den Kunden- oder Anwendersupport, die mit der Lösung komplexer Anwendungsprobleme verbunden sind und zeigen Sie auf, an welchen Stellen reichhaltigere Testdaten oder Service-Virtualisierung diese Kosten reduzieren können.
6. Cloud-Nutzungskosten analysieren und optimieren
So gut wie jede Führungskraft hat schon einmal davon gehört, dass der Wechsel in die Cloud Geld spart. Das lässt sich allerdings nur realisieren, wenn die IT-Abteilung Verantwortung übernimmt und den "Verbrauch" managt.
Was es in diesem Zusammenhang bedeutet, Verantwortung zu übernehmen, weiß David Williams, Senior Vice President of Market Strategy beim Self-Service-Infrastrukturanbieter Quali: "Die Abrechnungs- und Nutzungsberichte der Public-Cloud-Anbieter bieten keinen Kontext in Sachen Ressourcenverbrauch. Unternehmen müssen in der Lage sein, Umgebungen genau nach Benutzern, Teams und Projekten zu kennzeichnen. Erst dieser Kontext ermöglicht es, zukünftige Cloud-Kosten genauer zu planen und diese zu managen, zu optimieren und zu reduzieren."
Wie das beim Sparen hilft: Um den Cloud-Verbrauch zu senken, müssen Möglichkeiten ermittelt werden, die Elastizität zu automatisieren, Dienste abzuschalten oder umzustrukturieren. Teams können Kosteneinsparungen erzielen, indem sie auf Serverless-Architekturen umsteigen, Umgebungen außerhalb der Spitzenzeiten abschalten, Daten auf kostengünstigeren Speicheroptionen archivieren und andere Best Practices anwenden.
7. Automatisieren, um DevOps-Teams zu entlasten
"Der wichtigste Weg zur Senkung der Personalkosten besteht darin, die richtigen Mitarbeiter einzustellen", meint Stanley Huang, Mitbegründer und CTO des DevOps-Spezialisten Moxo. "In einem wettbewerbsintensiven Arbeitsmarkt und einer sich ständig weiterentwickelnden Landschaft von Tools und Architekturen ist der beste Weg, um Kosten zu senken und das Beste aus seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern herauszuholen, CI/CD-Pipelines, manuelle Prozesse und andere Elemente des Ökosystems zu automatisieren."
Digibee-CTO Kreslins fügt hinzu: "DevOps-Methoden können den gesamten Software-Release-Lebenszyklus automatisieren und so den manuellen Aufwand, die Fehler und die Vorfälle reduzieren, die letztlich die Kosten verursachen."
Wie das beim Sparen hilft: Einsparungen ergeben sich aus der Abschätzung der Kosten für manuelle Vorgänge, der Priorisierung von Bereichen, auf die man sich konzentrieren sollte, und der anschließenden Messung der Auswirkungen. Der Versuch, alles überall zu automatisieren, ist für viele unterbesetzte IT-Teams unrealistisch. Konzentrieren Sie sich deshalb auf die Bereiche, in denen die meiste Arbeit eingespart werden kann und messen Sie anschließend die Auswirkungen. Dieses Thema müssen DevOps-Führungskräfte in die Hand nehmen - und dabei auch mit der Unternehmensleitung zusammenarbeiten.
8. Feedback für Kurskorrekturen nutzen
Um die Bedeutung agiler Kurskorrekturen zu unterstreichen, hat Entwicklungsexperte Valade eine Anekdote auf Lager: "Einer meiner ersten Agile-Trainer erzählte mir, dass Piloten auf einer Flugreise mehr als 90 Prozent der Flugzeit vom Kurs abweichen - sie passen ihre Route ständig an, um sicherzustellen, am richtigen Ziel anzukommen. Dieses Beispiel finde ich besonders passend, denn Agile hilft uns auf ganz ähnliche Weise dabei, unseren Weg auf der Grundlage empirischer Daten zu verfeinern und sicherzustellen, dass wir unsere Ziele erreichen und auf dem richtigen Kurs bleiben."
Wie das beim Sparen hilft: DevOps-Teams investieren Zeit, um Anwendungen "observable" zu machen und AIOps zu implementieren, um Monitoring- und Betriebsdaten zu zentralisieren. Darüber hinaus überprüfen die Produktmanager, die mit den agilen Teams zusammenarbeiten, Nutzungsanalysen, befragen Nutzer und interviewen wichtige Kunden und Stakeholder. Der Return on Investment intelligenter Feedback-Schleifen sollte sich über die allgemeinen Geschäftsziele und die Ergebnissen des Produkts erstrecken.
Halten Sie DevOps einfach!
Um Fragen bezüglich Kosteneinsparungen beantworten zu können, brauchen DevOps-Teams einen Plan. Dabei dürfen die übergeordneten Unternehmensziele, die agilen Prinzipien und die Vorteile der DevOps-Kultur jedoch nicht aus dem Blick geraten.
"Es geht mehr um Return on Investment und Produktivitätssteigerung als um Kostensenkung", merkt Dean MacNeil, Global Head of Agile at Scale Practice beim Beratungsunternehmen Valiantys, in diesem Zusammenhang an. "Lean, Agile und DevOps sind Methoden, die auf Werten und Prinzipien basieren, die zusammenwirken, um geschäftliche Agilität zu ermöglichen."
Moxo-CTO Huang fügt hinzu: "Komplexität ist auch der Feind von Produktivität und Kosteneffizienz, also sollten Sie Prozesse nicht übermäßig verkomplizieren. Das behindert die Produktivität und ruiniert das Gesamtergebnis."
Setzen Sie sich also mit den acht skizzierten Tipps auseinander, identifizieren Sie Ihre "low hanging fruits" und nutzen Sie Daten, um den Fokus von Agile und DevOps richtig zu setzen und zu steuern.
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— Apache ShardingSphere (@ShardingSphere) September 26, 2021
Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel unserer US-Schwesterpublikation InfoWorld.