Funding-Optionen

7 Wege, Open-Source-Projekte zu finanzieren

27.12.2023
Von 
Peter Wayner schreibt unter anderem für unsere US-Schwesterpublikation InfoWorld.com und ist Autor verschiedener Bücher - unter anderem zu den Themen Open Source Software, autonomes Fahren und digitale Transaktionen.
Open Source ist eine tolle Sache – aber Entwickler müssen auch davon leben können. Lesen Sie, wie Sie die Finanzierung quelloffener Softwareprojekte sicherstellen können.
Gute Open-Source-Ideen brauchen - und verdienen - eine standesgemäße Finanzierung.
Gute Open-Source-Ideen brauchen - und verdienen - eine standesgemäße Finanzierung.
Foto: Leremy - shutterstock.com

Allen Open-Source-Erfolgen zum Trotz wird Softwareentwicklern immer wieder schmerzhaft bewusst, wo die Quelloffenheit an ihre Grenzen kommt. Die Open-Source-Idee hat die Softwareentwicklung zwar verändert, die Kosten reduziert, sie schneller, interaktiver und oft auch sicherer und besser gemacht. Dennoch können sich die an solchen Projekten beteiligten Entwickler oft nicht sicher sein, dass ihre Tätigkeit genug Geld abwirft, um davon zu leben.

Wenn das Open-Source-Modell dazu beiträgt, die Community zusammenzubringen, um gemeinsam möglichst hochwertigen Code zu erzeugen, warum dann nicht auch dazu, die Finanzierung von Open-Source-Softwareprojekten sicherzustellen? Diesen Gedanken hatten auch andere und entwickelten entsprechende Finanzierungsmodelle - teils von Grund auf neue, teils aktualisierte. Im Folgenden stellen wir Ihnen sieben dieser Modelle vor.

1. Krypto-Token

Eine Reihe von Unternehmen nutzt Open-Source-Software, um ihre eigenen, digitalen Coins zu erschaffen. Eines der beliebtesten Systeme für diese Währungen sind Krypto-Token. Beispiele wären etwa:

  • Der BAT-Token, der benötigt wird, um Werbeanzeigen innerhalb des Brave-Browsers zu buchen.

  • Mit dem FIL-Token wird dafür bezahlt, Backups im verteilten Netzwerk von Filecoin zu speichern.

  • Gitcoin wird im Rahmen eines Förderprogramms für das Allo-Protokoll genutzt, das diverse dezentrale Finanzanwendungen unterstützt.

In einigen Fällen sind Krypto-Token mit einer Lizenz für kommerzielle Software vergleichbar: Sie müssen einen Token kaufen, wenn Sie die Software ausführen möchten. Fähige Programmierer könnten den Gatekeeping-Part des quelloffenen Codes eventuell umschreiben - Durchschnittsnutzer werden dazu weder die Zeit haben, noch die Skills aufweisen. Für sie wird die einfachste Lösung sein, einen internen Token für einen kleinen Betrag zu kaufen und so das Projekt am Laufen zu halten.

Einige Entwickler verfolgen mit ihren Krypto-Token auch größer angelegte Pläne und versuchen ein ganzes Ökosystem aufzubauen. In diesen Fällen wirken die Token als Vermittler zwischen Produzenten und Konsumenten der Software. Sandbox (SAND) und Decentraland (MANA) sind zwei Beispiele für Krypto-Token, über die Ressourcen wie Land oder Avatare im Metaverse gemanagt werden.

2. Drips

Stellen Sie sich vor, Sie überweisen jeden Monat Betrag X, der dann wie von Zauberhand auf die verschiedenen Softwareprojekte aufgeteilt wird, die Sie nutzen. Dieses Modell will das Drips-Netzwerk realisieren, um mehr zu tun, als nur die erste und sichtbarste Ebene der Open-Source-Projekte zu unterstützen.

Jeder Maintainer kann deshalb definieren, für welchen Teil des von ihm verwendeten, quelloffenen Codes ein Betrag fließen soll. Wenn dabei Projekt A mit Hilfe von Projekt B und C erstellt wurde (und C wiederum auf Grundlage von Projekt D und E), fließen alle Spendenbeträge für A an die anderen beteiligten Projekte weiter.

Die Drips-Entwickler haben sich dazu entschieden, die Ethereum-Blockchain für ihre Transaktionen zu verwenden, was dem Projekt Transparenz verleiht. Die Währungen, die durch die öffentliche Blockchain fließen, können jederzeit nachvollzogen werden. Sie ist ähnlich flexibel und offen wie der Code, den sie unterstützt.

3. Cloud-Ära-Lizenzen

Viele der ursprünglichen Open-Source-Lizenzen entstammen einer Zeit, in der jeder einen Computer auf seinem Schreibtisch stehen hatte (oder dazu möglicherweise noch den Serverraum am Ende des Flurs aufsuchen musste). Die Lizenzen förderten dabei eine Kultur des Teilens, weil sie dazu zwangen, den Code bei einer Distribution mitzuliefern. Mit dem Aufkommen der Cloud funktionierte diese Art der Lizenzierung nicht mehr so gut - das Argument: "Wir geben den Code ja nicht weiter, als müssen wir uns nicht an die Lizenzbestimmungen halten."

Aktuelle Open-Source-Lizenzen, wie die Affero General Public License for Cloud Services (AGPL-CS) oder die Server Side Public License, sind deshalb so konzipiert, dass sie auch im Cloud-Zeitalter Partizipation einfordern. Denn Software in eine Webseite einzubinden, gilt hier bereits als Verbreitung. Einige Unternehmen - etwa Elastic Search - entwickeln auch eigene Lizenzen, die in eine ähnliche Richtung gehen.

4. Weniger offene Lizenzen

Einige Entwickler gehen in Sachen Lizenzen einen anderen Weg: Sie bieten lediglich ein Minimum an Offenheit, um die Neugierde der Nutzer zu wecken. Eine Variante ist das sogenannte "Free Tier": Es bietet ausreichend Zugang, um neue Ideen zu testen - für eine umfangreiche, "richtige" Nutzung werden jedoch Gebühren fällig.

Ein weiteres Beispiel sind Lizenzen, die den Benutzern zwar Lese-, aber keine Verbreitungsrechte einräumen. Einige Entwickler gewähren zahlenden Kunden routinemäßig vollen Zugriff auf ihren Code, damit diese Audits oder Experimente durchführen können - geben ihn aber nicht frei.

5. Quadratic Funding

Ein weiterer Weg Open-Source-Projekte zu finanzieren, führt über Quadratic-Funding-Modell. Dieses Konzept sieht einen Feedback Loop vor, der dafür sorgt, dass Projekte mit vielen, kleinere Spenden mehr belohnt werden als solche mit wenigen großen.

Mit anderen Worten: Je mehr Unterstützer ein Projekte hat, desto besser. Dieser Ansatz wird auch häufig von Großspendern bevorzugt, die ihre Kontributionen mit Hilfe von Crowdfunding steuern möchten. Anstelle eines streng linearen Matching-Programms verwenden sie eine quadratische Funktion, die auf die Anzahl der Spender abstellt.

6. Code Bounties

Eine frühe Open-Source-Idee bestand darin, dass Benutzer einen Request veröffentlichen und dann eine Belohnung für das Programmierteam ausloben, das den benötigten Code zuerst liefern kann.

Inzwischen ist dieser Prozess allerdings weit besser organisiert: Heute erleichtern Websites wie huntr, buidlbox oder Bountysource den Entwicklern, Nutzer zu finden, die bereit sind, für neuen Code zu bezahlen. Einige Unternehmen - etwa Google - bieten auch eigene Code-Bounty-Programme an.

7. Direktspenden

Die Open-Source-Welt findet immer wieder einfache Wege, um Entwickler direkt für ihre Arbeit zu entlohnen. So ist es nicht ungewöhnlich, dass bei Installation oder Aktualisierung einer Software entsprechende Support-Aufforderungen aufploppen - etwa bei diversen Linux-Distributionen.

Einige Unternehmen haben inzwischen auch eigene Programme auf die Beine gestellt, um Spenden und Kontributionen für Open-Source-Projekte zu organisieren. Diese werden manchmal als "FOSS-Fonds" bezeichnet. Gerade viele große Technologiekonzerne haben längst erkannt, dass es kurzsichtig wäre, sich zwar in der Open-Source-Welt fleißig zu bedienen, aber nie etwas zurückzugeben. Beispiele wären etwa Google, Microsoft, die Linux Foundation oder Bloomberg. (fm)

Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel unserer US-Schwesterpublikation Infoworld.