Nachhaltigkeit

7 Tipps, um den Footprint der IT zu verkleinern

14.04.2023
Von 


Frank Pientka ist Gründungsmitglied der iSAQB und arbeitet als Multi-Cloud-Architekt. Er hat jahrzehntelange Erfahrung in der Modernisierung von Anwendungen und besitzt mehrere AWS-Zertifizierungen.

5. Wie grün ist Deine Webseite?

Der Energieverbrauch einer Website selbst ist recht einfach zu messen. Der jährlich erscheinende Web-Almanach hat 2022 zur nachhaltigen Website-Gestaltung einige Empfehlungen zusammengestellt. Diese beginnen damit, ungenutzten Code oder Bilder nicht zu übertragen und kaputte Links zu entfernen. Die Verwendung von effizienten Übertragungsprotokollen und von Kompressionsalgorithmen bei größeren Medien führt zu einer schnellen und effizienten Kommunikation.

Generell ist es hilfreich, häufig verwendete Inhalte möglichst nah am Nutzer zu halten oder auf Bedarf nachladen zu können. Eine Orientierung an den Google Chrome Core Web Vitals und den in diesem Umfeld vorhandenen Werkzeugen helfen nicht nur, die Geschwindigkeit einer Website zu optimieren, sondern auch, diese energieeffizient zu gestalten.

6. Wie grün ist Deine Cloud?

Laut einer Bitkom-Studie lag der Energiebedarf von Rechenzentren in Deutschland 2020 bei 16 Milliarden Kilowattstunden. Das sind rund drei Prozent des gesamten Stromverbrauchs in Deutschland. Die meisten Rechenzentrumskapazitäten hierzulande befinden sich in Frankfurt am Main. Ihr Energieverbrauch macht inzwischen zirka 20 Prozent des Stromverbrauches der ganzen Stadt aus.

Die Hessen sind bestrebt, die Abwärme von Rechenzentren zum Heizen von Gebäuden und Schwimmbädern zu verwenden. Noch besser ist es aber, weniger Abwärme zu erzeugen, bedeutet es doch, dass weniger Energie für Kühlung benötigt wird. Kein Wunder, dass Internet-Konzerne wie Google neue Rechenzentren möglichst in Länder wie Finnland oder Island verlegen. Dort ist viel erneuerbare Energie vorhanden, ebenso ausreichend kalte Luft und Wasser für eine effiziente Kühlung.

Alternativ investieren die Cloud-Hyperscaler viel Geld in die eigene Erzeugung regenerativer Energien. Sie denken nicht nur an die Umwelt, sondern auch ans Portemonnaie, wenn sie Klimaneutralität anstreben. Die Cloud-Provider geben ihren Kunden über ihre Abrechnungen auch die Möglichkeit, ihren eigenen CO2-Fußabdruck zu berechnen und zu verkleinern. Noch fehlen aber standardisierte Metriken, um die Daten der Provider-Dashboards zu vergleichen und in firmeneigenen Klimaberichten weiterzuverarbeiten. Immerhin gibt es sowohl für Kubernetes-Cluster als auch für die drei großen Cloud-Anbieter Werkzeuge, die Aufschluss über den von einzelnen Diensten verursachten Energiebedarf geben.

Momentan sind die Cloud-Provider allerdings insgesamt noch auskunftsfreudig genug, damit Kunden realistisch einschätzen können, wie effizient und umweltverträglich die jeweiligen Rechenzentren sind. Außerdem wird in den aktuellen Berichten über CO2-Fußabdrücke nur der Verbrauch einiger Hauptdienste abgedeckt, so dass es schwierig ist eine vollständige Übersicht zu bekommen. Noch komplexer ist es für Nutzer von Multi-Cloud-Umgebungen, sich einen Gesamtbericht zu erstellen. Jeder Provider misst unterschiedliche Dinge und berichtet anders.

7. Wie grün ist Deine Architektur?

Wir haben uns daran gewöhnt, viele Internet-Dienste kostenlos zu nutzen. Tatsächlich steckt aber hinter vielen werbefinanzierten Geschäftsmodellen ein hoher, vielleicht auch in Teilen unnötiger Energieverbrauch. Gleiches gilt für unseren IT-Betrieb und dem Wunsch nach Skalierbarkeit. Wir sollten wissen, wann wo wieviel Redundanz wirklich benötigt wird. Oft reicht es aus, bestimmte Dienste nur nach Bedarf oder zeitversetzt aufzurufen, statt sie immer mit hohen, aber nicht benötigten Pufferkapazitäten laufen zu lassen.

Ein Wechsel zu Containern oder serverlosen Anwendungen schafft die Möglichkeit, Dienste effizienter zu betreiben. Es geht um die Fähigkeit, Dienste je nach Bedarf dynamisch zu skalieren und schnell starten oder beenden zu können. Werkzeuge für die Kostenoptimierung helfen, die für die Arbeitslasten angemessene Ressourcen (Rightsizing) zu finden.

Wer seine Ressourcen durch mehr Virtualisierung besser auslasten will, darf jedoch keinesfalls auf eine starke Governance verzichten. Man muss sonst mit Jo-Jo-Effekten und einer steigenden Zahl an Zombie-VMs kämpfen, potenzielle Einsparungseffekte könnten schnell zunichtegemacht werden. In manchen Anwendungsfällen ist hier kritisch zu hinterfragen, ob energieintensive Blockchain-Verfahren oder Machine-Learning-Modelle noch vertretbar sind, zumal es oft passende Alternativen gibt.

Fazit: Immer wieder nachjustieren

Es ist und bleibt ein Paradoxon, dass durch die fortschreitende Digitalisierung und Cloud-Nutzung der Energieverbrauch immer weiter steigt, andererseits aber gerade die IT die Werkzeuge bietet, um den Stromverbrauch zu senken. Es gibt viele Stellschrauben, um die Umweltbilanz zu verbessern. Oft müssen diese immer wieder nachjustiert werden, da sich die Rahmenbedingungen in hoher Geschwindigkeit ändern. Vor allem im Cloud-Umfeld gibt es immer wieder Innovationsfortschritte, die Anwender im Großen wie im Kleinen nutzen sollten. Das zahlt sich nicht nur für die Umweltbilanz aus, sondern auch für das Budget. (hv)