Dank des reichhaltigen Ökosystems von python dürfen Entwickler aus einer breiten Palette verschiedener Entwicklungsumgebungen (Integrated Development Environments; IDEs) wählen - von der simplen Einsteiger-Plattform bis hin zur Development Workbench für Profis. Auch die folgenden vier Python-IDEs decken diese Bandbreite ab und sollten bei Python-Devs keinesfalls unter dem Radar fliegen.
1. Eric7
Bei Eric7 handelt es sich um eine Entwicklungsumgebung, die auch in Python geschrieben ist. Allerdings kommt dabei - etwa im Gegensatz zur nativen Python-IDE IDLE - das Qt6 UI-Framework zum Einsatz, um eine anspruchsvollere Benutzeroberfläche zu realisieren. Der Python-Quellcode macht die IDE für Entwickler "hackable", die Wert auf umfassende Kontrollmöglichkeiten legen.
Weil Eric7 nicht wie eine herkömmliche plattformspezifische Anwendung bereitgestellt wird und Knowhow in Sachen Python Package Management erfordert, liegt die Einstiegsschwelle etwas höher. Immerhin gibt das Installationsskript Rückmeldung, so dass Sie wissen, welche Pakete installiert werden müssen, um den Setup-Prozess abzuschließen.
Abgesehen vom Installationsprozess ist Eric7 bemerkenswert gut ausgestattet. Es verfügt nicht nur über die üblichen Utilities, die in einer modernen IDE zu erwarten sind (etwa Class Browsing und Versionskontrolle), sondern integriert auch Support für Python-spezifische Funktionen wie:
unittest
oderpytest
(falls installiert),PyLint,
das PyInstaller- und
cx_freeze
-Anwendungsverteilungssystem sowieeinen eingebauten PyPI/
pip
-Package-Management-Browser.
Um während der Eingabe Autocomplete-Vorschläge zu generieren, nutzen Sie Strg + Leertaste. Darüber hinaus können Sie auch Calltip-Vorschläge mit einem Tastendruck aufrufen.
Neue Projekte in Eric7 können auch als PyQT5/6-GUIs oder Konsolenanwendungen erstellt werden, da die zugrundeliegenden Bibliotheken bereits installiert sind. Zusätzliche Entwicklungswerkzeuge wie der Qt-Formular-Designer sind dabei standardmäßig nicht enthalten. Der größte Nachteil von Eric7: die Dokumentation. Sie fokussiert hauptsächlich darauf, wie die IDE erweitert werden kann, und weniger auf die Endbenutzer-Experience.
2. Wing
Wing wird als "die intelligente Entwicklungsumgebung für Python-Programmierer" vermarktet. Die IDE zeichnet sich durch die Integration von Funktionen aus, die speziell für Python-Anwender entwickelt wurden. Das geht über nativen Support für virtuelle Umgebungen oder mehrere Python-Interpreter hinaus: Wing umfasst auch detaillierte Integrationen mit Python-Frameworks wie Django und Flask, UI-Paketen wie PyQT, WXPython und PyGTK sowie Drittanbieter-Anwendungen wie Maya, Blender und Unreal Engine.
Wing ist ein kommerzielles Produkt - für unabhängige Entwickler und Einsteiger stehen jedoch auch zwei kostenlose Editionen zur Verfügung.
Der Wing IDE 101 Edition lässt das Gros der Funktionen der Suite vermissen, stellt aber eine gute Möglichkeit für angehende Python-Entwickler dar, um einen Einstiegspunkt zu finden - ohne sich mit IDLE herumschlagen zu müssen.
Die Personal-Version ist ebenfalls kostenlos, bietet hingegen viele (aber nicht alle) Funktionen der vollständigen Version.
Die Pro-Version von Wing bietet den vollen Funktionsumfang, hat aber ihren Preis - eine Jahreslizenz kostet 168 Euro pro Benutzer, eine Forever-Lizenz 231 Euro. Eine 30-tägige Testversion steht ebenfalls zur Verfügung.
3. Pyzo
Weniger ist mehr, ist das Motto bei Pyzo. Die kleine IDE richtet sich vor allem an Benutzer im wissenschaftlichen Umfeld. Sie bietet ein überschaubares Toolset, bestehend aus
einem Editor,
einer interaktiven Shell,
einem Dateibrowser,
einem Quellstrukturbrowser und
ein paar anderen Annehmlichkeiten.
Diese Entwicklungsumgebung ist im Wesentlichen für spontane Interaktionen mit Bibliotheken gedacht. Dabei geben Sie Befehle in die REPL von Python ein oder führen einzelne Dateien aus, anstatt formale Anwendungsentwicklung zu betreiben. Pyzo eignet sich also vor allem für Benutzer, die Python als Workbench Environment nutzen wollen.
Um den Einstieg zu erleichtern, wird Pyzo als plattformeigene Executable ausgeliefert - Sie müssen die Laufzeitumgebung also nicht erst aufwändig zusammenschustern. Die IDE funktioniert mit bestehenden CPython-Laufzeiten, einschließlich größerer Distributionen wie Anaconda (oder seinem kleinen Cousin Miniconda). Pyzo kann auch automatisch Interpreter erkennen, die mit pipenv
eingerichtet wurden.
4. Thonny
Python-Einsteiger werden häufig auf IDLE verwiesen. Allerdings ist Thonny wesentlich unkomplizierter und für Python-Neulinge konzipiert. Die IDE ist auf Windows, Mac und Linux verfügbar und erspart dem Benutzer, einen Python-Interpreter herunterzuladen und zu konfigurieren. Eine aktuelle Version von Python (derzeit 3.10) ist bereits enthalten. Sie können aber jederzeit eine andere Python-Laufzeitumgebung einbinden.
Standardmäßig installiert sich Thonny in das Profilverzeichnis des jeweiligen Benutzers. Es sind also keine speziellen Berechtigungen erforderlich, um die Entwicklungsumgebung einzurichten oder zu verwenden.
Über Menübefehle können Sie in Thonny eine Command-Line-Session starten. Wenn Sie python
oder pip
eingeben, sind der Interpreter und der Packet Manager von Thonny standardmäßig verfügbar. Weitere nennenswerte Features der IDE sind:
ein Tree Viewer,
eine Sidebar, die für Notizen dient, sowie
Inspectors für Objects, Stack, Heap und Variablen im Debug-Modus.
Darüber hinaus verfügt Thonny sogar über einen integrierten Plotter, um Variablen schnell und einfach zu visualisieren, die auf der Konsole ausgegeben werden.
Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel unserer US-Schwesterpublikation Infoworld.