Das wichtigste Infrastrukturthema für deutsche IT-Verantwortliche ist die Reduzierung der operativen Betriebskosten. Das ist ein Ergebnis der Anwenderstudie IT-Kompass 2016, die die COMPUTERWOCHE gemeinsam mit dem Marktforschungs- und Beratungsunternehmen IDC organisierte. Befragt wurden Business- und IT-Entscheider aus 364 deutschen Unternehmen (siehe Steckbrief unten). "Der IT-Betrieb verschlingt Jahr für Jahr 60 bis 80 Prozent der IT-Budgets. Das ist eindeutig zu hoch", kommentiert Matthias Zacher, Senior Consultant bei IDC, die Entwicklung.
Die Bedeutung des zweitwichtigsten Themas "Server-Konsolidierung / Virtualisierung" nimmt in diesem Kontext leicht ab, was daran liegen dürfte, das viele Projekte bereits abgeschlossen wurden. Mehr Nennungen als im Vorjahr gab es aber für die Netzwerk-Virtualisierung. Weniger dringlich erscheint den Umfrageteilnehmern die Virtualisierung von Storage-Ressourcen. Zacher sieht das kritisch: "Die Unternehmen sollten hier nicht nachlässig werden, denn das Thema bietet nach wie vor ein hohes Potenzial."
An dritter Stelle steht für die Entscheider die Standardisierung der Infrastruktur. Häufig geht es dabei etwa um die Ausstattung von Racks mit standardisierten Komponenten. Viele RZ-Leiter setzen auf mehr als einen Hersteller, um beispielsweise größere Ausfälle bei einer schadhaften Charge zu vermeiden. "Standardisierung wird auch in Zukunft ein probates Mittel bleiben, um die Beschaffung zu vereinfachen und manuelle Aufwände zu verringern", erwartet IDC-Experte Zacher. Mithilfe von Automatisierung ließen sich auch im Infrastrukturbereich noch große Effizienzpotenziale heben.
(siehe auch IT-Kompass 2016 Teil 1: "Digitalisierung bringt die IT in Zugzwang")
Die wichtigsten Softwarethemen: Konsolidierung und Integration
Die Angaben zu den wichtigsten Softwarethemen passen zu den Kostenaspekten im Bereich Infrastruktur. Konsolidierung (von 44 Prozent genannt) und die Integration von Anwendungen (34 Prozent) stehen hier auf der Liste ganz oben. die Senkung der Wartungskosten für Applikationen nennen 29 Prozent der Teilnehmer.
Das Thema Big Data und Analytics legt im Vergleich zum Vorjahr um 21 Prozent zu. "Analytics durchdringt immer stärker alle IT- und Fachbereiche", beobachtet Zacher. Neben der Analyse von Geschäftszahlen zählten Qualitätsmanagement in der Produktion, Security-Analytics und die Messung der IT-Effizienz zu den wichtigen Anwendungsfeldern.
Im Bereich IT-Services haben vor allem zwei Themen an Relevanz gewonnen: die Erhöhung des IT-Service-Level der eigenen IT (von 52 Prozent genannt) und ITIL / IT-Service-Management (32 Prozent). Daraus lässt sich ableiten, dass es den IT-Abteilungen offenbar noch immer nicht gelingt, die eigenen Ziele sowie die Anforderungen der Fachabteilungen zu erfüllen. Zacher drückt es so aus: "Die Qualität der Operations muss weiter verbessert werden."
Cloud-Szenarien: Platform-as-a-Service legt zu
Wie bereits im vergangenen Jahr steht beim Thema Outsourcing das Auslagern der Infrastruktur, also von Servern oder ganzen Rechenzentren, an erster Stelle. An Bedeutung zugenommen hat das Application Hosting, wobei hier die Grenzen zu Software as a- Service (SaaS) fließend verlaufen. Dementsprechend liegen SaaS-Dienste bei der Frage nach den geplanten Cloud-Nutzungsszenarien eindeutig vorne.
Noch immer geben 59 Prozent der Befragten an, gar keine Cloud-Services nutzen zu wollen. Allerdings ist die Zahl der Verweigerer in den vergangenen Jahren stetig gesunken. Bewegung scheint es auch beim Thema Platform as a Service (PaaS) zu geben, das bisher regelmäßig schwach ausgeprägt war. Nach Einschätzung von Zacher lag dies vor allem an der mangelnden Reife der Angebote: "Diese Situation hat sich nun gewandelt, da Unternehmen den Wert von Plattformen und Middleware-Services für eine flexible und dynamische Bereitstellung von IT-Ressourcen erkannt haben."
Weil viele Angebote heute aus deutschen Rechenzentren kämen, habe sich die generelle Akzeptanz von Public-Cloud-Lösungen erhöht, urteilt der Analyst. Mit den lokalen Angeboten kleiner und mittelständischer ISVs und Service-Provider (Stichwort "German Cloud") sowie den RZ-Aktivitäten der großen IT-Anbieter sei Deutschland als Cloud-Standort gestärkt worden.
IT-Budgets: Ausblick leicht positiv
Dass die meisten Unternehmen weiter mit hohen IT-Betriebskosten kämpfen, zeigt auch ein Blick auf die Budgetstrukturen. So ist der Anteil des IT-Budgets für operative Tätigkeiten im Vergleich zum Vorjahr nur geringfügig von 64 auf 62 Prozent gesunken. Zugleich stieg der Anteil für Innovationen oder spezifische Projekte mit Fachabteilungen leicht von 36 auf 38 Prozent.
Dessen ungeachtet sind die Erwartungen zur Budgetentwicklung für das laufende Jahr weiterhin überwiegend positiv. Ein Drittel der befragten IT-Entscheider geht davon aus, dass die IT-Budgets im Jahr 2016 steigen, mit einer Senkung rechnen nur 17 Prozent. Mehr als die Hälfte der Teilnehmer erwartet keine Veränderungen.
- Digitalisierung bringt die IT in Zugzwang
Mit der digitalen Transformation wächst die strategische Rolle der Unternehmens-IT, aber auch der Druck auf die klassische IT-Abteilung. Das ist ein Ergebnis der Studie IT-Kompass 2016 von IDC und der Computerwoche. - Wirtschaftliche Entwicklung der Unternehmen
Mehr als die Hälfte der Befragten erwartet, dass die wirtschaftliche Situation ihres Unternehmens im laufenden Jahr etwa gleich bleiben wird. - Allgemeine Herausforderungen
Die digitale Transformation steht für die Umfrageteilnehmer auf Platz 4 der allgemeinen Herausforderungen. - An wen berichtet der CIO?
In gut drei Vierteln der deutschen Unternehmen berichtet der verantwortliche IT-Leiter direkt an die Geschäftsführung. - Anforderungen an die IT
Die Optimierung der Geschäftsprozesse ist aus Sicht der IT- und Fachbereichsverantwortlichen mit Abstand die wichtigste Aufgabe der Unternehmens-IT. - IT-Budgets - Verteilung
Der Anteil des IT-Budgets, der für operative Tätigkeiten ausgegeben wird, ist gegenüber dem Vorjahr nur leicht von 64 auf 62 Prozent gesunken. - Geplante Cloud-Nutzung
Die Anzahl der Unternehmen, die keine Cloud-Services nutzen, sinkt von Jahr zu Jahr und liegt derzeit bei 59 Prozent. Das heißt im Umkehrschluss, 41 Prozent der Unternehmen setzen Cloud-Dienste ein. - Strategische Bedeutung der IT
29 Prozent der Befragten geben an, dass die IT Kernbestandteil der Unternehmensstrategie ist. - Bedeutung der digitalen Transformation
Die zukünftige Bedeutung der digitalen Transformation schätzen die Umfrageteilnehmer als sehr hoch ein. - Einfluss der Fachabteilungen auf IT-Projekte
Der Einfluss der Fachabteilungen auf IT-Projekte wir weiter wachsen. - Herausforderungen der digitalen Transformation
Fehlende personelle und zeitliche Ressourcen sind aus Sicht der Interviewten die größten Digitalisierungshürden. - IT versus Fachabteilungen
Die Zusammenarbeit zwischen Fach- und IT-Abteilungen gestaltet sich in vielen Fällen noch immer schwierig. - Die wichtigsten Infrastruktur-Themen
Ein kosteneffizienterer IT-Betrieb hat für die Befragten noch immer eine sehr hohe Bedeutung. - IT-Leistungen ohne IT-Abteilung
Fast ein Drittel der Umfrageteilnehmer berichtet von IT-Leistungen, die ohne Beteiligung der IT-Abteilung genutzt werden. - Die wichtigsten IT-Services-Themen
Im Bereich IT-Services haben vor allem zwei Themen an Relevanz gewonnen: die Erhöhung des IT-Service-Level der eigenen IT und ITIL / IT-Service-Management. - IT-Budgets für das Business
In immer mehr Unternehmen gibt es ein eigenes IT-Budget für Fachabteilungen. - Maßnahmen für gute Zusammenarbeit
Für eine bessere Zusammenarbeit von IT- und Fachabteilungen gilt es, alle Beteiligten frühzeitig einzubinden. Das zumindest sagen die Interviewten. - Outsourcing-Arten
Beim Thema Outsourcing steht das Auslagern der Infrastruktur, also von Servern oder ganzen Rechenzentren, an erster Stelle. - Potenziale der IT
Die Potenziale der IT werden noch immer nicht voll ausgeschöpft, berichten die befragten Unternehmen. - Die Rolle der IT-Abteilung
Jeder dritte Manager aus den Fachabteilungen degradiert die IT-Abteilung noch immer zum Betreiber der IT-Infrastruktur und sieht sie damit als reine Kostenstelle. - Die wichtigsten Software-Themen
Konsolidierung und die Integration von Anwendungen stehen auf der Liste der wichtigsten Softwarethemen ganz oben. - Status der digitalen Transformation
Gefragt nach dem aktuellen Status der digitalen Transformation, gibt ein Fünftel der Unternehmen an, entweder abzuwarten oder das Thema als nicht relevant anzusehen. - Status externe Maßnahmen
Großen Nachholbedarf gibt es bei vielen externen Maßnahmen der digitalen Transformation. - Status interne Maßnahmen
Geht es um interne Maßnahmen wie Dokumentenmanagement oder automatisierte Backend-Prozesse, haben die Unternehmen schon einiges in Angriff genommen. - Wer treibt Innovationen voran?
Acht von zehn IT-Verantwortlichen sehen den CIO als Impulsgeber für technologische Veränderungen. - Wie treibt die IT Innovationen voran?
Gemischte Teams aus IT- und Fachbereichsspezialisten haben sich beim Thema Innovationen bewährt. - Zufriedenheit der Fachabteilungen mit der IT
Unterm Strich ist die Zufriedenheit mit den Leistungen der IT gestiegen.
Studiensteckbrief IT-Kompass 2016
Für den IT-Kompass 2016 befragten IDC und die Computerwoche im November und Dezember 2015 IT- und Business-Entscheider aus 364 deutschen Unternehmen. Der Anteil der Business-Entscheider lag bei 41 Prozent.
Um zu einem unverzerrten Bild zu kommen, wurde die IT-Branche aus der Auswertung genommen. Ansonsten deckt die Stichprobe im Wesentlichen alle Branchen der deutschen Wirtschaft ab.
Der Bereich Industrie / verarbeitendes Gewerbe ist mit 25 Prozent der befragten Unternehmen am stärksten vertreten. Mit 10 Prozent folgt die die öffentliche Verwaltung inklusive Sozialversicherung und Dienstleistungen für Unternehmen. Die Banken- und Versicherungsbranche ist mit 9 Prozent der drittgrößte Industriezweig. Alle übrigen Branchen bewegen sich zwischen 2 und 7 Prozent. 18 Prozent der befragten Unternehmen haben sich "sonstigen" Branchen zugeordnet.
Den kompletten Berichtsband zur Studie mit allen Daten, Grafiken und Analysen können Sie über den Online-Shop der Computerwoche beziehen. (wh)