NAS im Heimnetzwerk

Zentrale Datenspeicher für jedermann

11.04.2013
Von Friederike Jubel
Jeder Haushalt hat inzwischen Smartphones und Rechner im Einsatz. Dabei wird es schwieriger, Daten zu verwalten. Zentrale Netzwerkspeicher bieten eine Lösung.

Jeder hat seine eigene Musiksammlung auf seinem Notebook oder PC, die Bilder vom letzten Urlaub liegen auf dem Netbook, wichtige Dateien und Dokumente auf dem PC im Arbeitszimmer. Die Datenflut wächst. Dabei sind ein großer Teil dieser Daten nur Duplikate bereits vorhandener Dateien und am Ende kann keiner mehr sagen, welche Version einer Datei die aktuelle ist. Die Lösung dafür sind NAS-Laufwerke. NAS steht für Network Attached Storage, das Laufwerk ist also nicht an einem Computer angeschlossen, sondern direkt über einen Switch mit dem Netzwerk verbunden. Sie können die Daten zentral für alle Nutzer im Netzwerk zur Verfügung stellen. Die einfachste Variante sind dabei externe USB-Festplatten, die mit der USB-Schnittstelle eines geeigneten Routers verbunden werden. Der Router stellt diese Festplatte dann als Netzwerk-Laufwerk zur Verfügung. Der größte Nachteil dieser Lösung ist die Begrenzung der Übertragungs-Geschwindigkeit durch die USB-Schnittstelle. Außerdem sind externe Festplatten nur selten für den Einsatz rund um die Uhr ausgelegt.

Die Web-Oberfläche eines NAS-Laufwerks von Synology gibt eine Ahnung, wie viel Power in diesen kleinen Kästchen steckt.
Die Web-Oberfläche eines NAS-Laufwerks von Synology gibt eine Ahnung, wie viel Power in diesen kleinen Kästchen steckt.

Sinnvoller ist daher der Einsatz "echter" NAS-Laufwerke, die über eine oder mehrere Fast-Ethernet- oder noch besser Gigabit-Ethernet-Schnittstellen verfügen. Es gibt sie mit einer bis acht Festplatten und mit unterschiedlichstem Funktionsumfang. Die Grundfunktion aller NAS-Laufwerke ist es, Daten im Netzwerk zur Verfügung zu stellen. Bilder können als Bildergalerie dargestellt, MP3-Files oder iTunes-Bibliotheken zentral verwaltet und abgespielt werden. Zusätzlich können sie als UPnP-(Universal Plug and Play)- oder DLNA-(Digital Living Network Alliance)-Quelle dienen und Video-Streams an Mediaplayer oder netzwerkfähige Fernseher liefern . UPnP und DLNA sind beides Standards, die die Kommunikation zwischen Datenlieferant, in unserem Fall dem NAS, und dem Datenabnehmer, in unserem Fall meist der Fernseher, beschreiben. UPnP ist dabei noch verbreiteter als DLNA. Bittorrent- und Apples Time-Machine Backup gehören mittlerweile ebenfalls zum Standard. Oft ist noch ein kleiner Webserver integriert, mit dem Sie Internetseiten erstellen und bereitstellen können.

Die Einrichtung eines NAS ist in den meisten Fällen sehr einfach. Ein Assistent hilft beim Finden des Laufwerks in ihrem Netzwerk. Sobald Sie dann auf der Web-Oberfläche des Geräts sind, helfen weitere Assistenten bei den notwendigen Einstellungen. Die wichtigsten Einstellungen am Anfang betreffen die IP-Adresse und Internet-Anbindung des Laufwerks sowie die Konfiguration der Festplatte(n).

Der Assistant hilft bei der ersten Einrichtung des NAS-Laufwerks und liefert die grundlegenden Informationen über das NAS-Laufwerk.
Der Assistant hilft bei der ersten Einrichtung des NAS-Laufwerks und liefert die grundlegenden Informationen über das NAS-Laufwerk.

Abhängig von der Anzahl der Festplatten im Gerät stehen Ihnen verschiedene RAID-Level für die Daten-Sicherheit auf dem NAS zur Verfügung. RAID steht für "Redundant Array of Independent Disks". Ab zwei Festplatten aufwärts können Sie entscheiden, ob Sie mehr Wert auf Datensicherheit oder Plattenplatz und Lesegeschwindigkeit legen. Es gibt mehrere RAID-Levels. Mehr dazu lesen Sie hier .

· Bei Level 0 oder auch Stripe Set werden die Daten beim Schreiben gleichmäßig über die Festplatten verteilt. Diese Option bietet schnelle Lese- und Schreibgeschwindigkeit, Sie verzichten jedoch gleichzeitig auf jegliche Datensicherheit. Geht eine der Platten kaputt, sind die Daten auf allen Festplatten verloren. Geräte mit nur einer Festplatte können keine Sicherheitskopie der Daten auf einer zweiten Festplatte anlegen.

· RAID Level 1 bietet ein höheres Maß an Datensicherheit. Die Dateien werden beim Schreiben gleichzeitig auf zwei Festplatten gespeichert. Vorteil: Selbst bei Defekt einer der Festplatten können die Daten nach Austausch der defekten Platte wiederhergestellt werden. Nachteil: Der Speicherplatz verringert sich, da alle Daten doppelt abgelegt werden. RAID 1 ist vor allem dann sinnvoll, wenn Sie nur zwei Festplatten verwenden.

· Bei mehreren Festplatten ist RAID 5 sehr beliebt. Die Daten werden hierbei über die Festplatten verteilt und auf einer Festplatte wird immer eine "Prüfzahl" hinterlegt, aus der bei einem Defekt die Daten wiederhergestellt werden können. Bei diesem RAID-Level verlieren Sie die Kapazität einer Platte für die Sicherheitsinformation.

· RAID 10 ist erst ab vier Platten möglich. Es ist eine Mischung aus RAID 0 und RAID 1. Die Festplatten werden dabei in zwei gleichgroße Gruppen aufgeteilt. Beim Schreiben werden diese beiden Gruppen wie ein Stripe Set behandelt und die Daten gleichmäßig darüber verteilt. Innerhalb der Gruppen gibt es dann jeweils immer eine Kopie der geschriebenen Daten auf zwei Festplatten. Innerhalb eines RAID-10-Verbunds steht Ihnen immer nur die halbe Kapazität der Platten zur Verfügung.

Der Einsatzzweck bestimmt gleichzeitig, welche Konfiguration Sie brauchen. Wollen Sie Ihre wichtigen Dateien sichern, muss es mindestens ein NAS mit zwei Festplatten sein. Nur dann haben Sie ein gewisses Maß an Datensicherheit. Die wichtigsten Daten sollten Sie aber dennoch immer auf einen weiteren Backup-Speicher sichern.

Ein ordentliches NAS mit zwei Festplatten können Sie als Leergehäuse ohne Festplatten bereits ab 100 Euro bekommen. Als ein Beispiel sei hier das DNS-325 von D-Link genannt. Es kann Festplatten mit bis zu drei Terabyte nutzen und bietet damit eine Gesamtkapazität von maximal sechs Terabyte. Wenn Sie vor allem Videos streamen wollen, ist die Lesegeschwindigkeit auf dem Laufwerk der entscheidende Faktor.

Die schnellsten NAS-Laufwerke hat derzeit QNAP im Angebot. Hierfür müssen Sie aber etwas tiefer in die Tasche greifen. Das QNAP TS-219P II ist ohne Platten für etwa 290 Euro zu haben. Bei den Festplatten können Sie zwischen 3,5 Zoll Festplatten und 2,5 Zoll Festplatten wählen. Die Festplatteneinschübe können beide Plattentypen aufnehmen.

Wer ein kleines NAS sucht, das aber dennoch viel Plattenplatz bietet, ist mit dem DS411slim von Synology gut bedient. Es hat vier Festplatteneinschübe und ist dank des Einsatzes von 2,5-Zoll-Festplatten klein und handlich und macht auch im Wohnzimmerumfeld eine gute Figur. Es ist ohne Festplatten ab 250 Euro im Handel zu finden. Synology-NAS-Lösungen bieten zudem eine sehr offene Plattform, die umfangreiche individuelle Anpassungen erlaubt und auch als Webserver für kleinere Seiten dienen kann.

Bedenken Sie bei der Wahl der Festplattengrößen, dass je nach RAID-Level nicht der ganze Speicherplatz für Daten zur Verfügung steht. Planen Sie zudem immer mindestens eine Nummer größer als den aktuellen Bedarf. Die Datenmengen wachsen schneller an, als man glaubt.

Sobald die Festplatten konfiguriert sind können Sie Verzeichnisse für Ihre Daten anlegen. Die Software gibt oft bereits Verzeichnisse und Freigaben für Bilder, Videos und Musik vor. Sie können diese aber jederzeit dem eigenen Bedarf anpassen und Zugriffsberechtigungen für einzelne Nutzer anlegen. So können Sie beispielsweise sicher gehen, dass die Kinder auf ihrem PC nur die Filme ansehen können, die auch für sie geeignet sind.

Seit einiger Zeit bieten die Hersteller von NAS-Laufwerken außerdem Apps für die gängigen Smartphone-Betriebssysteme, mit denen Sie von überall auf die Daten auf Ihrem NAS zuhause zugreifen können. Sind Sie dann zu Besuch bei der Verwandtschaft, können Sie die neuesten Videos vom Nachwuchs oder die Bildergalerie vom letzten Urlaub direkt übers Internet vorführen, ohne alle Daten mitnehmen zu müssen.

Buffalo: Fernzugriff per App gibt es sowohl fürs iPhone als auch für Android-Smartphones. Mit diesen Apps können Sie beispielsweise spontan eine Diashow mit Bildern vom letzten Urlaub zeigen.
Buffalo: Fernzugriff per App gibt es sowohl fürs iPhone als auch für Android-Smartphones. Mit diesen Apps können Sie beispielsweise spontan eine Diashow mit Bildern vom letzten Urlaub zeigen.

Alternativ zur App-Lösung können Sie bei den meisten Geräten den Zugriff über eine dynamische DNS-Adresse einrichten. Dyndns-Adressen gibt es von verschiedenen Anbietern. Der gängigste ist Dyndns.org. Es gibt aber noch eine Reihe weiterer Anbieter, die Sie hier finden . Bevor Sie solch eine Adresse anlegen sollten Sie nachsehen, welche Anbieter Ihr NAS unterstützt. Haben Sie für Ihren Router bereits eine solche Adresse, können Sie dort gegebenenfalls einen Port für den Zugriff auf das NAS-Laufwerk definieren. Wie genau das geht, finden Sie in der Dokumentation zum Router. Auf diesem Weg können Sie dann auch ohne App auf die Daten von überall zugreifen. Bedenken Sie aber, dass Sie mit diesen Öffnungen des Netzwerks nach außen die Sicherheit des Netzwerkes verringern.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation PC-Welt.