Ich habe in der Vergangenheit schon viele Start-ups beobachtet und begleitet. Einige hatten riesigen Erfolg, andere scheiterten sofort; und viele haben es schlicht geschafft, solide die Anfangszeit zu überstehen und so zum Erfolg zu kommen.
Die Entscheidung, ein Unternehmen zu gründen und aufzubauen fällt oft schnell. Vielen ist es wichtig, ihre Ideen im eigenen Unternehmen entwickeln zu können, um ihre eigene Vision zu verwirklichen. Sie wollen selbst entscheiden können, wohin die Reise geht und welchen Herausforderungen sie sich stellen wollen. Von Beginn an stehen innovative Ideen im Mittelpunkt, die faszinieren, Spaß machen und mit denen andere Anwender begeistert werden können.
Dabei werden jedoch oft wesentliche Gesichtspunkte vergessen oder einfach nicht beachtet, weil die Begriffe "Erfolg" und "Geld" im Vordergrund stehen. Aber Achtung: Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Oder, wie es der Sales-Experte Martin Limbeck so schön sagt: "Erst schaufeln, dann scheffeln."
Was genau entscheidet also über Erfolg oder Misserfolg eines Start-ups? Oft sind es Details.
1. Das Fundament
Ich war letztes Jahr auf der Worldwide Developers Conference (WWDC) in San Jose, und habe meinen Besuch dort mit ein wenig Sightseeing verknüpft. Bei einem Ausflug nach San Francisco stand ich vor der Golden Gate Bridge. Als ich sie so betrachtete, fielen mir augenblicklich Assoziationen zu Start-ups ein.
Die Bauherren der Brücke haben sich einst sicherlich sehr gut überlegt, welche Baustoffe sie benutzen wollen, wie es mit der Statik aussieht, welches Bauunternehmen sie dafür engagieren wollen - und zu guter Letzt erst, wie die Brücke überhaupt aussehen soll. Es kommt also nicht nur auf das "Äußere" an, sondern es ist extrem wichtig, dass eine gewisse Stabilität, Robustheit und Nützlichkeit in jedem Start-up steckt. Die Fragen lauten also zuerst:
Wie sichere ich mich am besten ab?
Welche Kompetenzen benötige ich in meinem Start-up?
Dann erst kommt die Ästhetik, wie das Logo oder der Name der Firma. Vergessen Sie also nie, erst das Fundament zu legen, bevor Sie die Fassade entwerfen.
2. Der Markt
Ich habe viele verschiedene Gründer kennengelernt, die alle eines gemeinsam hatten: Sie waren überzeugt, motiviert und begeistert von ihrer Idee. Doch die "richtige" Arbeit fängt erst an, wenn das Produkt marktreif ist. Die Konkurrenz ist gewaltig. Um sich durchsetzen zu können, braucht es mehr als nur ein gutes Produkt.
Gerade Anfänger dürfen eine Gründung nicht unterschätzen. Es gibt viele Start-ups, die eine tolle Idee gehabt haben und ein extrem gutes Produkt auf die Beine gestellt haben. Dann aber scheiterten sie daran, den Markt zu erobern. Der Markt ist die größte Hürde, die überwunden werden muss.
Man muss sich dem Markt und der Konkurrenz stellen, man braucht gute Marketingstrategien, die richtigen Personen in den richtigen Rollen - und die passende Aggressivität, um der Konkurrenz zu zeigen, dass man existiert und kämpft. Und, ganz wichtig: gute Kontakte, die werden auf dem harten Markt helfen.
3. Das Team
Es ist nicht immer wichtig, wer was genau gemacht hat, und ob einer mehr arbeitet als der andere. Wichtig ist nur, dass man als Team wahrgenommen wird. Jede Person muss gleichberechtigt behandelt werden, damit jeder Gründer von außen als gleichgestellt wahrgenommen wird.
Man kommuniziert also nicht, wer was genau gemacht hat, sondern, dass man es als Team erledigt hat. Stellen Sie sich vor, Sie sitzen in einem Meeting mit einem potentiellen Kunden. Ihnen gegenüber sitzt eine Person, die über die Zusage entscheidet und über das Budget. Neben ihr sitzen weitere Personen. Wen würden Sie ansprechen? Mit wem wollen Sie verhandeln? Wem hören Sie aufmerksam zu?
Lassen Sie das nicht zu. In Ihrem Start-up soll sich niemand wie ein unwichtiger Assistent fühlen. In Ihrem Start-up arbeiten gleichberechtigte Menschen, Ihr Start-up ist ein Team.
4. Die Familie
Ich höre immer wieder den Spruch: "Das Start-up muss Dein Leben sein." Manchmal kann ich das bejahen, aber nicht immer. Denn wir leben nicht, um zu arbeiten, sondern wir arbeiten, um zu leben. Natürlich sollte man viel Energie und Zeit in das Start-up stecken, damit es erfolgreich sein kann. Doch dabei sollte man nicht das eigene Leben vergessen. Wenn das Start-up also nicht das Leben ist, was ist es dann? Es ist eine Art Familie. Es ist extrem wichtig, dass es eine enge Beziehung zwischen den Gründern oder auch den Mitarbeitern gibt.
Sagen wir, Sie arbeiten mit einer Person zusammen, die Sie sehr schätzen, mit der Sie gerne zusammenarbeiten und mit der Sie auch über persönliche Dinge sprechen können. Gemeinsam arbeiten Sie an einem Produkt, das Sie erfolgreich auf den Markt bringen wollen. Arbeiten Sie dann mit dieser Person zusammen wegen des Produkts oder wegen der Person? Ich sage, dass Sie in erster Linie wegen der Person an dem Produkt arbeiten und nicht umgekehrt. Würde man das Produkt durch ein anderes Produkt austauschen, würden Sie weiterhin daran arbeiten, weil Sie mit genau dieser Person zusammenarbeiten wollen.
Offenheit und ein gesundes Arbeitsklima in der Firma sind essentiell: Jeder sollte sich wohl fühlen in der Firma, auf Geschäftsreisen, mit den Kollegen, auf Events. Dies ist ein extrem wichtiger Punkt: Betrachten Sie Ihr Start-up als eine Familie.
5. Die eigenen Stärken
Ein weiterer wichtiger Punkt ist: Man sollte sich immer fragen, was die eigenen Stärken und Schwächen sind. Selbsterkennung ist der erste Weg zur Verbesserung der eigenen Leistungen. Wenn man seine eigenen Stärken erkennt, weiß man auch ganz genau, auf welcher Rolle oder in welchen Aufgaben man am besten aufgehoben ist; wo man sich wohl fühlt, und auch Spaß daran hat, etwas zu machen.
Wichtig dabei ist, folgendes zu bedenken: Wenn man die eigenen Schwächen preisgibt, weiß der andere, an welchen Stellen man angreifbar ist. Wenn man die Schwächen des anderen erkennt und gleichzeitig die eigenen Stärken kennt, braucht man sich keine Gedanken über den Ausgang zu machen.
6. Das Tun
Zweifeln Sie nicht an sich - sondern tun Sie es einfach! Trotzdem darf man nicht vergessen, sich im Vorfeld einen Plan und eine Strategie zu überlegen, dabei fokussiert zu bleiben und das Ziel nie aus den Augen zu verlieren. Wichtig dabei ist, am Ziel festzuhalten, und auch nach Rückschlägen weiter hart daran zu arbeiten. Denken Sie immer daran, aus Fehlern etwas Positives zu ziehen: Sie machen Sie stärker und erfolgreicher. Dazu passt perfekt ein Zitat von Goethe: "ERFOLG hat drei Buchstaben: TUN".
7. Die Geduld
Wenn Sie nicht selbst an sich und Ihre Idee glauben, wer soll es dann tun? Durchhaltevermögen und Geduld ist bei der Gründung eines Start-ups extrem wichtig. Diese beiden Punkte sind die Hauptgründe, weshalb viele Start-ups scheitern: Im Endspurt haben plötzlich das Durchhaltevermögen und die Geduld nachgelassen. Bleiben Sie dran, halten Sie an Ihrem Ziel fest - und an Ihrem Glauben daran. Es wird schon, nur Geduld!
8. Die Uhrzeit
"Der frühe Vogel fängt den Wurm - aber erst die zweite Maus kriegt den Käse!" Haben Sie es schon mal erlebt, dass wichtige Verträge oder Entscheidungen früh am Morgen getroffen wurden? Ich habe noch nie in der Früh wichtige Verträge geschlossen - außer in einer anderen Zeitzone.
Wenn man ganz alleine eine Entscheidung fällen soll, ist das was anderes - dann hilft vielleicht ein frühmorgendliches Joggen. Doch egal, welche Entscheidung getroffen werden soll, worauf es ankommt, ist nicht, wann eine Entscheidung gefällt wird - sondern dass die richtige Entscheidung gefällt wird.
Also, vergessen Sie den frühen Vogel, und nehmen Sie sich Zeit für Ihren Wurm, und wenn es spätnachts ist.
9. Die Aufmerksamkeit
In vielen Firmen geht das Thema Kommunikation unter. Wenn Sie in Gesprächen oder Seminaren andere Menschen betrachten, wird Ihnen auffallen, dass viele oft ihr Handy in die Hand nehmen. Doch so wird die Aufmerksamkeit den anderen anwesenden Personen nicht entgegengebracht.
Weitere Beispiele: Man betritt das Büro eines Kollegen, um etwas zu besprechen, und er blickt während des Gesprächs weiter in seinen Monitor. Oder in Skype-Meetings wird nebenbei etwas anderes gemacht. Das ist unhöflich. Wichtig ist immer, den anwesenden Personen Respekt zu zollen und zuzuhören. Man klappt also seinen Laptop zu und steckt das Handy weg. Und dann hört man genau zu und widmet sich mit der vollen Aufmerksamkeit dem anderen zu. Oder es gibt im Moment wirklich etwas wichtigeres, dann muss man das sagen und das Gespräch auf einen späteren Zeitpunkt verschieben. Nur so wird man geschätzt und respektiert.
Eine Faustregel besagt auch, in Kundengesprächen sollte der Kunde größtenteils sprechen, und der Anbieter dem Kunden zuhören und Fragen stellen. Zuhören ist extrem wichtig. Versuchen Sie auch, sich vor Beginn eines Meetings einfach mit den Teilnehmern zu unterhalten - anstatt auf Ihr Handy zu starren. So baut man Beziehungen auf oder weiter aus: im aufmerksamen Gespräch.
10. Die Emotionen
Viele Menschen reagieren emotional auf negative Nachrichten. Wieso? Weil sie sich damit angegriffen und eventuell in ihrer Ehre verletzt fühlen. Emotionen zu zeigen, ist eine gute Sache - aber nicht in jeder Situation. Ich habe es schon oft erlebt, dass Menschen nach einer negativen Nachricht direkt aus den Emotionen heraus handelten und dabei gravierende Fehler begehen. Doch gerade in solchen Situationen ist es wichtig, dass man nicht aus den Gefühlen heraus reagiert, sondern mit dem Verstand.
Man braucht einen klaren Kopf, um genau überlegen zu können, wie nun zu handeln ist. Nehmen Sie sich also Zeit, schieben Sie Ihre Emotionen beiseite, atmen Sie tief durch - und schalten Sie Ihren Verstand ein. Er wird helfen.
Pluspunkt: Die Gesundheit
Einen Extra-Punkt möchte ich Ihnen noch gerne mit auf den Weg geben - achtet Sie auf sich! Machen Sie ab und zu mal Sport, essen Sie etwas Gutes, haben Sie Spaß! Nehmen Sie sich immer wieder eine Auszeit, um Energie zu tanken und neue Ideen zu entwickeln. Ihre Gesundheit wird es Ihnen danken.