Wie groß das Interesse am Internet of Things ist, lässt sich gut an den Plänen der Hersteller erkennen. Wie eine aktuelle Umfrage zeigt, erwarten die Hersteller von Soft- und Hardware-Lösungen in den nächsten Jahren einen großen Ansturm von Unternehmen, die an IoT-Geräten interessiert sind. Laut den Untersuchungen von Flexera Software und IDC wollen zukünftig zwei Drittel der 580 Hersteller, die an der Studie teilnahmen, ihre Produkte auf das Internet of Things ausrichten. Eigenen Angaben zufolge arbeiten bislang lediglich 30 Prozent der Hersteller an entsprechenden Geräten, jedoch wollen weitere 34 Prozent das Thema innerhalb der nächsten zwei Jahre aktiv anpacken.
Im gleichen Zeitraum wird die Zahl der Unternehmen, die auf intelligente Software für ihre Geräte setzt, um 21 Prozent zulegen. Ganz oben auf der Agenda stehen dabei die Fernwartung und das Monitoring von Produkten und Leistungen. Die Optimierung der Lieferketten spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Zurzeit bietet rund jedes zweite Unternehmen entsprechende Geräte an.
"Innovation allein reicht nicht aus"
Was bei den Studienergebnissen auffällt, ist, dass ein Großteil der Hersteller unter anderem mittels Software-Lizenzen Angebote entwickeln, die neben der Hardware auch Service- und Beratungsleistungen umfassen. Von diesen Gesamtpaketen versprechen sie sich höhere Gewinne. "Innovation allein reicht nicht aus, um eine Branche zu transformieren", sagt Vikram Koka von Flexera Software. "Es muss auch möglich sein, Geld und letztlich Profit mit einer neuen Technologie zu machen."
Vor diesem Hintergrund erklärt sich auch, wieso die Anzahl der Unternehmen, die mehr als die Hälfte ihres Umsatzes mit Hardware erzielt, um 5 Prozent zurückgehen wird, während die Unternehmen, die mehr Umsatz mit Serviceleistungen machen, voraussichtlich um 6 Prozent zulegen werden. "Durch die Transformierung ihrer Geschäftsmodelle mittels Software, Internet-Konnektivität und Lizenzierungsmöglichkeiten können Gerätehersteller neue Märkte erschließen, ihre Umsatzquellen und -einnahmen erhöhen, Gewinne maximieren und sich vom Wettbewerb abheben", erklärt Amy Konary von IDC mit Blick auf die Studienergebnisse.
- Cisco wittert einen Billionenmarkt
Cisco rechnet damit, dass 2020 rund 50 Milliarden Geräte mit dem Internet verbunden sein werden. Das Internet of Everything (Gartner-Terminus) soll zwei Jahre später dann ein weltweites Marktpotenzial von über 14,4 Billionen Dollar erreichen. - Cisco-Vize Oliver Tuszik
„Gerade in Deutschland bestehen mit die besten Voraussetzungen, um vom ‚next big thing‘, dem Internet der Dinge zu profitieren – vor allem in Kombination mit Industrie 4.0.“ - Gelebte Industrie 4.0 bei BMW
Im amerikanischen BMW-Werk in Spartanburg arbeiten Mensch und Maschine dank M2M schon Seite an Seite und nicht mehr durch strenge Gitter voneinander getrennt. Das ist gelebte Industrie 4.0, wie die Deutschen es gerne nennen. - Farming 4.0
Nicht nur wegen der erhöhten Produktivität, sondern auch wegen strenger Dokumentationspflichten sehen sich Landwirtschaftsbetriebe gezwungen, technisch hochzurüsten. Farming 4.0 ist daher längst Realität in vielen Betrieben und ein guter Nährboden für neue Geschäftsideen. 365FarmNet ist eine auf Claas zurückgehende Initiative zur Entwicklung entsprechender Software-Lösungen. - Mehr IoT als in einem Auto
In modernen Landmaschinen wie denen von Claas ist heute oft weit mehr IT und IoT drin als in einem modernen Auto. - RWE Smart Home mit Samsung-Smartcam
Im Bereich Smart Home bilden sich viele neue Allianzen und Partnerschaften, so hier eine zwischen RWE und Samsung als Lieferant für eine SmartCam zur Fernüberwachung der eigenen vier Wände. - Samsung Crystal Blue WW9000
Ein anderes Smart-Home-Beispiel: Ob man die passende Smartphone-App dazu wirklich braucht, steht auf einem anderen Blatt. Der Bedienkomfort der ursprünglich fast 2.000 Euro teuren Waschmaschine Crystal Blue WW9000 von Samsung wird hochgelobt, das Design auch. - Miele sieht sich weit vorn bei Smart Home
Mieles Interesse an Smart Home reicht weit zurück. Sicherheit, Erleichterungen im Alltag und intelligente Stromnutzung (Smart Grid) sind dabei wichtige Themen für den deutschen Hersteller. Derzeit wirkt er an einer vom Bundesforschungsministerium geförderten Initiative der Universität Bielefeld mit, die sich KogniHome nennt und gerade auch für Senioren einen mitdenkenden Wohnbereich schaffen will. - Smart Grid – das intelligente Stromnetz
So sieht das Bundeswirtschaftsministerium das intelligente Stromnetz der Zukunft unter Einbeziehung von Elektroautos als fahrende Zwischenspeicher. - M2M-Anwendung Smart Metering
Voraussetzung für die Einbindung aller in den Haushalten vernetzten Geräte in ein Smart Grid sind sogenannte Smart Meters, intelligente Stromzähler, welche die alten schwarzen Blechkästen mehr und mehr ersetzen sollen. - Smart City und Manage Parking mit Streetline
In weniger als vier Jahren hat das kalifornische Unternehmen Streetline von 2010 bis 2014 weltweit bereits über 300 Millionen Suchenden zu einem Parkplatz verholfen. Cisco als Technologiegeber sieht darin 20 bis 22 Prozent mehr Umsatzpotenzial für die sogenannten Smart Cities. - Signalwechsel
M2M-Module mit integriertem 3G/4G-Empfänger erlauben es, ganz schnell den Signalwechsel auf der Autobahn herbeizuführen. Plänen für die Privatisierung maroder Autobahnteile in Deutschland könnten auf Betreiberseite auch solchen für M2M-gesteuerte Werbetafeln folgen. - E-Tanken mit PlugSurfing
PlugSurfing ist als Berliner Startup angetreten, das Auffinden, Tanken und Bezahlen an den wenigen E-Zapfsäulen zu erleichtern. Hier im Bild ein weißer Tesla an einer RWE-Ladestation. - Der Schlüssel zum E-Tanken
Dieser RFID-Schlüsselanhänger von PlugSurfing soll die RFID-Karten der Anbieter zum Bezahlen des Stroms über die Ladestationen für Elektro- und entsprechende Hybridfahrzeuge ersetzen.
Marktanteile müssen jetzt gesichert werden
Eric Schneider, Vorsitzender des Branchenverbands M2M Alliance, überraschen diese Ergebnisse nicht. "Die lösungsentwickelnde Industrie hat die Zeichen der Zeit erkannt und bietet von der Übertragungseinheit bis hin zur Software-Integration entsprechende Produkte an", lobt Schneider. Die Produktindustrien täten sich hingegen weiterhin sehr schwer. "Sie scheuen die initialen Kosten und die Komplexität und können zudem den Nutzen oftmals nur schwer zuordnen", erklärt Eric Schneider. Die Unternehmen seien sich häufig nicht darüber im Klaren, ob die angestrebte Lösung die internen Prozesse verbessern und somit Kosten senken oder aber das Endkundenprodukt optimieren soll. "Der interne oder auch externe Nutzen muss von Anfang an klar erkennbar und definiert werden", betont der Experte.
Schneiders Empfehlung lautet daher, dass sich die Unternehmen dem Thema über den Nutzen sowie die Geschäftsanforderungen nähern sollten. "Beispiele aus dem Verbraucherumfeld zeigen, dass ein Produkt Erfolg am Markt hat, sobald ein klarer Nutzen erkennbar ist", so Schneider. Dasselbe gelte für interne Prozesse. Es gebe genug Beispiele, bei denen der Anbieter versucht habe, eine Technologie als Produkt zu verkaufen. "Sie sind alle gescheitert", bilanziert Eric Schneider, denn die Technik sei und bleibe ausschließlich der Enabler. "Haben die Kunden UMTS gekauft, als es eingeführt wurde? Nein. Was sie haben wollten war ein schneller Informationsaustausch beim Surfen mit dem Smartphone."
Wie die jüngsten Studienergebnisse zeigen, werden sich immer mehr Unternehmen dieser Tatsache bewusst - und handeln entsprechend. (bw)