Anfang vergangenen Jahres hat sich die Großkanzlei CMS entschieden, für ihre 4800 Anwälte weltweit eine App zu entwickeln, um das Wissen im Unternehmen für alle zugänglich zu machen. Die internen Nutzer sollen andere Anwälte und Partner anhand verschiedener Kriterien wie Standort, Fachkenntnisse, Branche und Sprachen finden können. Ein zweites Ziel war es, dass sich die User jederzeit über Publikationen, Events, Rankings, Newsletter, Panel-Vereinbarungen und Transaktionen informieren können.
Datenverfügbarkeit, Datenschutz und Sicherheit musste das für die Entwicklung zuständige Team des internen Dienstleistungszentrums CMS Legal Services gewährleisten, ebenso einen Zugang jederzeit und von überall via App und Browser. Natürlich sollte auch die User Experience ansprechend sein - unabhängig vom verwendeten Gerät und dem Bildschirmformat. Die App musste zudem ins Backend von CMS integriert werden, damit eine Verbindung zu mehreren organisationsweiten Informationsquellen wie Intranet, Website und Active Directory gewährleistet war.
Fusion erzeugt Low-Code-Handlungsdruck
Hintergrund der Bemühungen war nicht nur die Internationalität der auf Wirtschaftsrecht spezialisierten Kanzlei, die in 43 Ländern vertreten ist, sondern auch die wechselhafte jüngere Geschichte: Aufgrund der Fusion mit den Kanzleien Nabarro und Olswang im Jahr 2017 hatte es CMS mit einer heterogenen IT- und Informationslandschaft zu tun.
In den vergangenen Jahren hatte sich die IT von CMS zumeist auf angepasste Standard-Anwendungen verlassen und war bei Entwicklung und Anpassung dem Wasserfallmodell gefolgt. Hélder Santos, Director of Digital and IT bei CMS, reichte das Tempo nicht mehr aus, die IT sollte mehr Speed aufnehmen: "Bei der Bereitstellung von Lösungen waren wir einfach zu langsam. Zum Teil lag dies an mangelnder Standardisierung und einer fehlenden Möglichkeit, entwickelte Tools wiederverwenden zu können. Das führte nicht nur zu einer sehr langsamen Bereitstellung, sondern auch zur Einführung von Systemen, die schwer zu bedienen, schlecht zu reproduzieren und umständlich zu verändern waren."
Im Jahr 2018 wandte sich dann die interne Mergers & Acquisitions-(M&A-)Abteilung mit dem Wunsch nach einer App für das Wissensmanagement an Santos und sein Team. Die Mitarbeiter sollten schneller auf Fachwissen zugreifen und die internationale Zusammenarbeit verbessern können. Santos kannte den aus Portugal stammenden Low-Code-Spezialisten OutSystems bereits von früheren Projekten, da er IT-Direktor für CMS in Portugal gewesen war. Nach einer Ausschreibung beauftragte er das Unternehmen. "Im Vergleich zur manuellen Programmierung ist Low-Code flexibler, erleichtert die Wiederverwendung sowie die Replikation von Lösungen. Und es unterstützt die Integration mehrerer Datenquellen", sagt Santos.
Low-Code-Plattform treibt Kanzlei-Digitalisierung
CMS arbeitete mit dem OutSystems-Partner Jade Eli Technologies zusammen und brauchte fünf Monate für die Entwicklung von MyCMS, wobei zunächst die 1.500 Anwälte der internationalen M&A-Abteilung bedient wurden. Die Nutzer sind laut Santos zufrieden, auch für die Content-Ersteller, etwa aus dem Marketing, sei es nun leichter, Inhalte anzubieten und zu verwalten. CMS will die App im nächsten Schritt den anderen Abteilungen der Kanzlei anbieten. Außerdem hofft Santos Lizenzkosten zu sparen, indem er weitere Anwendungen und Prozesse mit der Low-Code-Plattform abbildet.
Das IT-Team von CMS nutzt nun für immer mehr Aufgaben die Low-Code-Technologie. Beispielsweise wurde ein "Data Breach Assistant" entwickelt, der Kunden eine Schritt-für-Schritt-Anleitung gibt, wie sie im Falle einer Verletzung der Datensicherheit gesetzeskonform vorgehen sollten.
CMS ist nun dabei, den Low-Code-Ansatz in sein Backend zu integrieren, um künftig schnell weitere Entwicklungsprojekte umsetzen können. Auf lange Sicht zieht das Unternehmen die Erstellung einer Enterprise-Referenzarchitektur in Erwägung, um die digitale Transformation für das Unternehmen voranzutreiben. Hélder Santos zieht ein positives Fazit: "Wir haben Low-Code bereits erfolgreich für ein internationales Projekt eingesetzt und beginnen nun, es zu nutzen, um die Digitalisierung der Kanzlei zu beschleunigen, das Geschäft zu globalisieren und verschiedene Lösungen zu integrieren, um unseren Kunden mehr Services bieten zu können." (hv)