VR, AR, IoT - 5G?

Wird das Internet der Dinge kabellos?

10.01.2017
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Hans Göttlinger ist Country Head Deutschland bei Tata Communications. Göttlinger leitet das Enterprise -Team in den Märkten Deutschland, Österreich und Schweiz. Mit über 15 Jahren Erfahrung in der Telekommunikationsindustrie ist er für Strategie, Struktur und Organisation des Teams in der Region verantwortlich, u.a. für die Koordination des Marketings und den Ausbau des Unternehmens im Bereich Großkunden.
Von HD-Video-Konferenzen und Inventar-Updates in Echtzeit bis hin zu Fitness-Trackern – datengetriebene Technologien durchdringen alle Aspekte unseres Lebens. Doch können die weltweiten Netzwerke den wachsenden Appetit nach immer mehr Daten zu stillen?

Bandbreitenintensive Anwendungen werden mobil

Die Technik verbessert sich rasant und viele Dinge sind heute möglich, die vor ein paar Jahren als nicht umsetzbar erschienen. Drei der angesagtesten Technologien, Augmented Reality (VR), Virtual Reality (VR) und das Internet der Dinge (IoT), ermöglichen es Unternehmen, mit ihren Kunden auf eine ganz neue Art und Weise zu interagieren und so anspruchsvolle digitale Erfahrungen für die Konsumenten zu schaffen. Eine der größten Herausforderungen, die durch diese neuen Anwendungen verursacht werden, ist die die enorme Anzahl an Verbindungen und das Volumen an Bandbreite, das sie erzeugen.

Mit Anwendungen wie AR, VR und IoT erhöhren steigen die Anforderungen an die Netzwerke.
Mit Anwendungen wie AR, VR und IoT erhöhren steigen die Anforderungen an die Netzwerke.
Foto: chombosan - shutterstock.com

Wenn VR und AR richtig umgesetzt werden, können sie völlig neue Erlebnisse erzielen und die Nutzer in einen Film, ein Spiel oder einen anderen Ort eintauchen lassen. Wer jedoch diese Technologien einsetzen will, braucht eine superschnelle, robuste Konnektivität, da Verbindungsunterbrechungen die Benutzererfahrung beeinträchtigen oder sogar zerstören könnten, und auch bewirken können, dass der User desorientiert ist oder ihm übel wird. Deshalb müssen die Anbieter ein besseres Verständnis für die Anforderungen entwickeln, die dieser enorm große Datenverkehr an die letzte Meile der Netzwerke stellt. Ebenso müssen die Unternehmen ein intelligentes Traffic Management implementieren, um sicherzustellen, dass diese Netzwerke intelligent, robust und flächendeckend genug sind, um die von Verbrauchern erwartete Nutzererfahrung zu erbringen.

Sobald VR und AR das Massenpublikum erreichen, wird die mobile Nutzung ansteigen. Die heutigen 4G-Verbindungen sind jedoch nicht in der Lage, VR oder AR zu verarbeiten, sodass wir für eine qualitativ hochwertige Konnektivität dieser immersiven Erlebnisse modernere Netzwerke benötigen. Europa wird voraussichtlich das größte Testumfeld für diese Technologien sein, und ihr Erfolg wird weitgehend davon abhängen, ob die hiesige Konnektivität es ihnen ermöglicht, sich weiter zu entwickeln.

Wird 5G gewinnen?

Angesichts der Bandbreitenanforderungen dieser und vieler weiterer datenintensiver Technologien, die überall und zu jeder Zeit eine unterbrechungsfreie Benutzererfahrung liefern müssen, setzt die Telekommunikationsbranche ihre Hoffnungen auf 5G. Die Europäische Kommission fordert, dass die Mobilfunkbetreiber im Jahr 2020 5G-fähig sind. Jedoch ist für die Anbieter die Bereitstellung von 5G-Konnektivität zu einem attraktiven Preis kaum wirtschaftlich, da die Kosten hierfür vergleichsweise hoch sind.

Mobilfunkbetreiber investieren bereits hohe Summen in die Realisierung von 5G und auch die Behörden beginnen nun, die notwendigen Frequenzen für 5G zu versteigern. Doch wenn die Betreiber bereits horrende Summen für den Erwerb der Frequenzen ausgeben, müssen sie diese Kosten an die Verbraucher weitergeben - oder ihre Margen schrumpfen. Doch die immer preisbewussteren Kunden werden Preiserhöhungen nicht akzeptieren und stattdessen bei der Nutzung von 4G bleiben. Die Nutzung datenintensiver Anwendungen wie VR, AR und HD-Streaming, die für eine 5G-Umgebung entwickelt wurden, findet dann nur stationär statt, wenn WLAN verfügbar ist. Weniger hungrige Apps bleiben mobil. Während 5G sicherlich die Tür für neue Dienste öffnet, bleibt abzuwarten, wie schnell der Dienst tatsächlich verfügbar ist und von den Verbraucher akzeptiert wird.

Das Festnetz bleibt

5G spielt sicherlich eine große Rolle, um die Bedürfnisse von Unternehmen und Verbrauchern in Zukunft abdecken zu können. Doch während die neuesten kabellosen Technologien eine hohe Aufmerksamkeit in den Medien erhalten, werden kabelgebundene Verbindungen noch lange nicht verschwinden. Ganz im Gegenteil: Die Rolle, die ihnen beim Internet der nächsten Generation zu Teil wird, ist unersetzbar. Die künftigen Anforderungen an das Internet machen Glasfaserkabelnetzwerke umso wichtiger. Dabei wird sich das gesamte Netzwerkökosystem fortlaufend verändern, um mit der Entwicklung neuer Technologien Schritt halten zu können.

Die heutigen Netzwerke sind sehr komplex, mit Wireless-Technologien, die über Festnetz-Infrastrukturen liegen. Doch während drahtlose Technologien eine Schlüsselrolle bei der Bereitstellung des Internet der nächsten Generation spielen, bleiben Festnetz-Verbindungen eine notwendige langfristige Investition. Festnetz-Verbindungen und Glasfaser-Infrastrukturen werden nicht verschwinden, da sie bis auf weiteres weitaus höhere Workloads als drahtlose Alternativen übertragen können. Neue 40G-, 100G- und sogar 400G-Technologien sorgen dafür, dass die Geschwindigkeit und Kapazität vorhanden ist, um den wachsende Bedarf abzudecken. Und man darf nicht vergessen, dass bereits heute zusätzliche Kapazitäten im weltweiten Netzwerk in der Form von Dark Fibre vorhanden sind. Mit Dark Fibre bezeichnet man Glasfaserkabel, die zurzeit ungenutzt sind, aber jederzeit hinzugeschaltet werden können, wenn mehr Kapazität benötigt wird.

Wir beobachten derzeit auch die Entwicklungen in den Unternehmens-Netzwerken. Das traditionelle WAN weicht einer Kombination aus öffentlichem Internet und hybriden Netzwerken, um die für neue Technologien und Anwendungen erforderliche Zuverlässigkeit, Sicherheit, Skalierbarkeit und Flexibilität zu gewährleisten. Traditionelle private WANs sind einfach zu langsam, unflexibel und teuer für die heutigen Cloud-getriebenen und jederzeit vernetzten Unternehmen. Andererseits ist das öffentliche Internet für sehr kritische Anwendungen nicht zuverlässig genug. Hybrid-Netzwerke bieten den Unternehmen eine solide Basis für die digitale Welt.

Da die rasende Geschwindigkeit von Technologieinnovation anhält, halten viele Dinge, die vor zehn Jahren als praxisfern oder als Tech-Hype betrachtet wurden, jetzt Einzug in unseren Alltag. VR, AR, IoT und weitere Technologien, die heute noch gar nicht existieren, funktionieren nur mit einer superschnellen Konnektivität. Da die Abhängigkeit der Menschen und Unternehmen von globalen Netzwerken steigt, ist es entscheidend, dass die Telekommunikationsbranche auf Kurs bleibt. Die Anbieter müssen weiterhin in Innovationen investieren, um sicherzustellen, dass die kritischen Infrastrukturen die Anforderungen dieser datenhungrigen Welt heute und in Zukunft erfüllen. (mb)