Viel Wirbel wurde im Vorfeld um die Timeline-Funktion gemacht. Ersten Gerüchten zufolge sollte sie es den Nutzern ermöglichen, zu jedem beliebigen Zeitpunkt zurückzukehren - quasi eine Art automatisch angelegte Wiederherstellungspunkte für Apps, Dateien und Webseiten. In der Praxis verhält sich die Timeline aber vielmehr wie ein lineares Aktivitätenprotokoll, das Buch über Ihre Tätigkeiten führt. Nichtsdestotrotz ist der mit dem Windows 10 Spring Creators Update eingeführte "Aktivitätsverlauf" eine pfiffige Neuerung, die den Umgang mit Windows 10 noch komfortabler macht. Was die Timeline, die Sie über das Symbol "Taskansicht" oder die Tastenkombination Win-Tab starten, auszeichnet, lesen Sie in diesem Beitrag.
Übersichtliches Aktivitätenprotokoll
Vereinfacht ausgedrückt stellt die Timeline eine Art erweiterte Taskansicht dar, die sich einen Großteil der während der letzten 30 Tage am Windows-10-Gerät durchgeführten Aktivitäten merkt und sie auf ansehnliche Art und Weise präsentiert - in Form eines Zeitstrahls.
Im oberen Bereich der Timeline sind alle aktuell geöffneten Anwendungen und Apps zu sehen; über den Befehl "Neuer Desktop" legen Sie wie gewohnt weitere virtuelle Desktops an. Darunter sind die jeweiligen Aktivitäten zusammen mit dem Datum aufgeführt. Pro Tag werden maximal sechs Aktivitäten - unter anderem besuchte Webseiten, geöffnete Dokumente sowie verwendete Apps und Spiele - in Form von Vorschaugrafiken und Kacheln angezeigt. Diese Elemente nennt Microsoft Adaptive Cards.
Um einen Blick auf alle Einträge eines Tages zu werfen, klicken Sie auf den Befehl "Alle Aktivitäten von X anzeigen", wobei "X" für die Gesamtzahl der Aktivitäten steht. In dieser Detailansicht sind die Apps, Dateien und Webseiten dann nach Stunden unterteilt. Mithilfe des an der rechten Seite platzierten Schiebereglers blättern Sie vertikal durch die einzelnen Stunden und Tage. Und über das oben rechts untergebrachte Lupensymbol rufen Sie die integrierte Suchfunktion auf. Hier können Sie unter anderem den Namen der App oder Anwendung eintippen oder den Titel einer Webseite eingeben.
Um zu einer bestimmten Aktivität zu wechseln, klicken Sie einfach die entsprechende Kachel an. Spätestens hier zeigt sich, dass die Timeline eben doch nur eine Protokollfunktion ist: Rufen Sie über die Zeitachse etwa eine Webseite auf, die Sie vor mehreren Tagen besucht haben, wird nicht die alte Version, sondern die aktuelle Seite geladen. Ein weiteres Problem: Verschieben Sie eine in der Timeline aufgeführte Datei an einen anderen Speicherort, wird zwar das Programm, mit dem die Datei bearbeitet wurde, geöffnet - da die Datei aber nicht mehr am ursprünglichen Ort aufzufinden ist, wird eine Fehlermeldung eingeblendet. Hier muss Microsoft unbedingt nachbessern, zum Beispiel indem dem Nutzer angeboten wird, verwaiste Einträge automatisch zu löschen oder nach den verknüpften Dateien zu suchen.
Apropos löschen: Entfernen lassen sich die in der Timeline aufgeführten Aktivitäten auch. Dazu klicken Sie den entsprechenden Eintrag mit der rechten Maustaste an und wählen "Entfernen". Um hingegen alle Einträge einer Stunde oder eines Tages zu löschen, entscheiden Sie sich im Kontextmenü für den Befehl "Alle löschen aus".
Geräteübergreifende Zeitachse
Interessant ist, dass im "Aktivitätsverlauf" nicht nur diejenigen Tätigkeiten, die am Windows-10-Rechner durchgeführt wurden, aufgelistet sind. Auch Apps, Dateien und Webseiten, die auf anderen Geräten geöffnet wurden, werden an dieser Stelle angezeigt. Löblich: Unterstützt werden sowohl Windows- als auch Android- und iOS-Geräte. Einzige Voraussetzung ist, dass Sie sich in den Mobil-Apps mit dem gleichen Microsoft-Konto anmelden. Auf diese Weise ist es etwa möglich, mit der Mobilversion des Browsers Microsoft Edge am Android-Smartphone geöffnete Webseiten zu einem späteren Zeitpunkt am Desktop-PC zu laden. Unterstützt werden derzeit die für Android und iOS erhältlichen Microsoft-Apps Edge sowie die Office-Apps Word, Excel und Powerpoint. Dass eine Aktivität auf einem anderen Gerät durchgeführt wurde, erkennen Sie in der Timeline des Windows-10-PCs übrigens daran, dass neben dem Namen der App die jeweilige Gerätebezeichnung aufgeführt wird. Diese Zusatzinformation wird derzeit allerdings noch nicht von allen Geräten übermittelt.
Spezielle Einstellungen für den Datenschutz sichern Privatsphäre
Da nicht jeder Anwender möchte, dass all seine Aktivitäten in der Timeline einzusehen sind, hat Microsoft den - ohnehin komplett neu gestalteten - Bereich "Datenschutz" um die Rubrik "Aktivitätsverlauf" erweitert. Wollen Sie die Timeline-Funktion komplett ausschalten, entfernen Sie das Häkchen bei "Windows meine Aktivitäten auf diesem PC sammeln lassen". Möchten Sie hingegen nicht, dass die auf einem PC durchgeführten Aktivitäten über die Cloud mit anderen Geräten synchronisiert werden, deaktivieren Sie die entsprechende Option.
Interessant für Nutzer, die über mehrere Microsoft-Konten verfügen, ist, dass sie festlegen können, welche dieser Konten im "Aktivitätsverlauf" berücksichtigt werden sollen. Dies spielt etwa dann eine Rolle, wenn ein Anwender sowohl über ein privates als auch über ein "Arbeits- oder Schulkonto" verfügt und er verhindern will, dass die Aktivitäten beider Konten in der Timeline protokolliert werden. Die dritte Option, die in den Datenschutzeinstellungen "Aktivitätsverlauf" zur Auswahl steht, gestattet Ihnen das Löschen der gesamten Timeline. Dazu klicken Sie auf den Link "Aktivitätsdaten zu meinem Microsoft-Konto verwalten", loggen sich in der daraufhin geöffneten Webseite mit Ihrem Microsoft-Konto ein und wählen "Aktivitätsverlauf". Markieren Sie unter "Erkunden Sie Ihre Daten" den Eintrag "Apps und Dienste" und klicken Sie dann auf "Aktivität löschen".
Offen für Dritthersteller-Apps
Wie bereits erwähnt, unterstützt die Timeline derzeit fast ausschließlich Windows-Standard-Apps, darunter Fotos, Groove-Musik, Karten und Nachrichten, eine Handvoll Spiele aus dem Windows Store sowie die Office-Anwendungen und Microsoft Paint. Allerdings steigen immer mehr Dritthersteller in die Entwicklung von Adaptive Cards ein, darunter Adobe mit einigen Programmen und Tools wie VLC.
Wie solche Elemente aussehen können, zeigt Microsoft auf der Webseite http://adaptivecards.io/ im Bereich "Samples". Microsoft fordert Entwickler auf, ihre Anwendungen fit für die Timeline zu machen. Das dazu erforderliche Software Development Kit (SDK) ist kostenlos zu haben. (PC-Welt)