Data Literacy

Wie viel Datenkompetenz braucht die Fachabteilung?

22.07.2022
Von 
Klaus Schulte ist Professor für Controlling an der Fachhochschule Münster. Der Tableau Visionary und IronViz Champion bietet in seinen Lehrveranstaltungen im Bachelor und Master Hands-on-Trainings zur Datenaufbereitung und Datenvisualisierung an.
Mit der Data Literacy der Mitarbeiter steht und fällt der Unternehmenserfolg. Doch wie viel Datenkompetenz ist außerhalb der Spezialabteilungen erforderlich?
Nicht jeder Mitarbeiter muss zum Datenexperten werden. Für eine tiefergehende Datenanalyse braucht es immer noch Datenprofis. Doch mit einer angemessenen Datenkompetenz bekommen auch Fachabteilung ein besseres Gespür dafür, wie sie Daten nutzen und daraus Erkenntnisse gewinnen können.
Nicht jeder Mitarbeiter muss zum Datenexperten werden. Für eine tiefergehende Datenanalyse braucht es immer noch Datenprofis. Doch mit einer angemessenen Datenkompetenz bekommen auch Fachabteilung ein besseres Gespür dafür, wie sie Daten nutzen und daraus Erkenntnisse gewinnen können.
Foto: Gorodenkoff - shutterstock.com

Entscheidungen, die durch Daten gestützt sind, machen Unternehmen erfolgreicher. Das gilt nicht nur Datenprofis, sondern alle Mitarbeiter: In einer Befragung von Forrester Consulting unter Führungskräften und deren Angestellten im Auftrag von Tableau, der Datenanalyseplattform von Salesforce, bestätigen 86 Prozent der Angestellten, dass sie datengestützt bessere und schnellere Entscheidungen treffen. Das kommt auch bei den Führungskräften an: 77 Prozent sehen mehr Innovationsgeist und mehr als die Hälfte verzeichnen Umsatzsteigerungen, wenn Daten richtig eingesetzt werden. Nur wer datenkompetent ist, kann Daten analysieren, interpretieren und die richtigen Schlüsse ziehen. Je stärker ein Betrieb digitalisiert ist, desto wichtiger ist Data Literacy, das individuelle Niveau der Datenkompetenz.

Vom Data Architect bis zum Data Business Developer

Doch welche Datenprofis sind in Unternehmen erforderlich, um das Potenzial von der gesammelten Informationen freizusetzen? Berufsprofile für Datenexperten sind vielfältig. Die Jobtitel sind dabei von der Branche oder den Unternehmen abhängig und nicht immer trennscharf. Die Daten-Wertschöpfungskette bietet jedoch eine Systematik der Berufsprofile, die heute und in Zukunft an Bedeutung gewinnen werden:

Nachfrage nach Datenexperten steigt

Der Stellenmarkt spiegelt es wider: Immer mehr Unternehmen setzen auf Datenexperten. Zwischen dem ersten Quartal 2019 und dem ersten Quartal 2022 stieg die Nachfrage nach Data Scientists und Data Analysts um über 200 Prozent, wie der aktuelle KI-Jobmonitor der Berliner Index-Gruppe zeigt. Grund für diese Entwicklung ist zum einen die Erkenntnis, dass eine von Daten getriebene Arbeit den Unternehmenserfolg fördert. Zum anderen haben viele Betriebe während der Pandemie ihre Prozesse datenbasiert optimiert und sich so zukunftsfähig aufgestellt.

Während es für den Data Engineer keinen nennenswerten Unterschied macht, für wie viele Zweigstellen, Landesverbände oder Tochterfirmen er dieselben Daten bereitstellt, muss ein Data Analyst die Datensätze nach spezifischen Fragestellungen getrennt analysieren. Dazu benötigt er nicht nur das methodische Handwerkszeug, sondern auch das entsprechende Know-how in den entsprechenden Märkten. Entsprechend hoch ist die Nachfrage nach Data Analysts und Data Scientists. Je größer die Organisation, desto mehr Raum für einzelne Spezialisten und desto mehr Bedarf für verschiedene Berufsprofile. KMUs suchen dagegen oft Full-Stack-Analysten, also Datenexperten, die möglichst viele Profile der Daten-Wertschöpfungskette in sich vereinen.

Data Literacy betrifft alle

Doch nicht überall gibt es studierte Datenprofis: Im Mittelstand, der im Bereich Datenkompetenz gerade aufholt, übernehmen häufig CTO oder CIO datenbezogene Aufgaben. Hinzu kommt, dass auch die Fachabteilungen ein Verständnis für die Potentiale von Daten benötigen. Soll heißen: Jeder kann Datenkompetenz lernen.

Unternehmen sollten deshalb nicht nur die Data Literacy ihrer Datenprofis fördern. Denn um die besten Entscheidungen zu treffen, müssen einfache Fragestellungen von jedem Mitarbeiter - egal ob Datenexperte oder Fachabteilung - ad hoc beantwortet werden. Alle Mitarbeiter brauchen deshalb über Tools Zugang zu relevanten Daten und Visualisierungen, um schnelle Antworten aus den Daten zu generieren.

Mehr Datenkompetenz durch Weiterbildung

Wer jetzt befürchtet, dass jeder Mitarbeiter zum Datenexperten werden muss, kann aufatmen: Für komplexere Fragestellungen oder für eine tiefergehende Datenanalyse braucht es immer noch Datenexperten. Doch mit einer angemessenen Datenkompetenz bekommt auch die Fachabteilung ein besseres Gespür dafür, wie sie Daten nutzen und daraus Erkenntnisse gewinnen kann.

Die Forrester-Befragung zeigt allerdings auch, dass nur 34 Prozent der befragten Arbeitgeber Data-Weiterbildungsangebote für die gesamte Belegschaft - über die Datenexperten hinaus - anbieten. Viele Mitarbeiter haben erkannt, dass der Umgang mit Daten im Zeitalter der Digitalisierung einen der wesentlichen Skills im Job darstellt. Jedoch liegt es am Arbeitgeber Freiräume und Angebote zu schaffen, damit diese Fähigkeiten auch von allen im nötigen Ausmaß erlernt werden können. (pg)