"Schwan-Bleistift-Fabrik" nannte der 25-jährige Handlungsgehilfe Gustav Adam Schwanhäußer 1865 die bankrotte Nürnberger Bleistiftfirma, die er gerade übernommen hatte. Von Kosmetika war damals noch nicht die Rede, ebenso wenig von Outdoor-Artikeln, die heute das dritte Geschäftsfeld bilden. Das bis heute im Familienbesitz gebliebene Unternehmen beziehungsweise seine Teilkonzerne haben sich also schon mehr als einmal transformiert.
Entsprechend ganzheitlich ist der Ansatz der laufenden digitalen Transformation. Schwan-STABILO Cosmetics unterscheidet zwei Stränge. Die "Digital Process Innovation" betrifft interne Initiativen und Projekte entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Operative und entscheidungsfindende Prozesse sollen verbessert und flexibilisiert, neue Formen der Zusammenarbeit sollen ausprobiert werden. Eher nach außen gerichtet ist die "Digital Business Innovation": Hier geht es beispielsweise um den Aufbau von Partnernetzen und um neue Geschäftsmodelle im geschützten Raum. Beide Stränge zusammen fügen sich zu einer digitalen Entwicklung, der kein Ende gesetzt ist.
Erfolge und Ziele
Von 78 auf 94 Prozent stieg die Zuliefererzufriedenheit.
Piloten sind live, erste digitale Umsätze nach neun Monaten.
Die Aus- und damit Überlastung der Innovations-Pipeline soll von 170 auf 120 Prozent sinken.
Geplante jährliche Einsparung in der Wartung: 800 000 Euro.
Die konkreten Projekte, die im Rahmen der Digitalisierungsstrategie bislang aufgesetzt wurden, sind vielfältig. Was Schwan-STABILO Cosmetics hier vorweisen kann, berührt in der Summe das ganze Unternehmen. An ein junges Publikum wendet sich der Berliner "Beautython", der erste Hackathon im Beauty-Bereich. Ein Pilotprojekt mit IBM Watson soll helfen, Trends in den Social Media schneller zu erkennen.
Die zusammen mit SAP entwickelte "SalesApp" soll Vertriebler unterstützen, vor Ort beim Kunden Produkte zu designen. Dass Schwan-STABILO Cosmetics schnell zur globalen Referenz für SAP Digital Business Services wurde, sorgte für Aufmerksamkeit, ebenso eine Präsentation auf dem Mobile World Congress in Barcelona: Durch Augmented Reality (Microsoft Hololens) verkürzt der Konzern die Ausfallzeiten seiner Produktionsmaschinen und senkt den Wartungsaufwand.
Die Abteilung Digital Transformation wurde neu aufgebaut und auch mit externen Experten besetzt. Digitalisierung bedeutet fast immer höheres Tempo, und dafür galt es die Mitarbeiter zu gewinnen. In "Digital Brown Bag Talks" wird trainiert und informiert, eine interne Weiterbildung qualifiziert zum "Digital Transformation Manager". Das bestehende Geschäftsmodell wurde nicht über den Haufen geworfen. Es kann sich nun aber leichter verändern.