Um vier Uhr morgens war der Film fertig, um neun Uhr wurde er gezeigt. Das Publikum hatte, mit Hilfe eines professionellen Filmproduzenten, alle Rollen selbst gespielt. An einem Freitagnachmittag Mitte 2017 hatten die Mitarbeiter der Osterholzer Stadtwerke den Auftrag bekommen, einen Film zu drehen, der ihr Unternehmen im Jahr 2022 zeigte. Vorher hatten alle Führungskräfte mit Hilfe von Theater, Rollenspielen, Gesang, kleinen Filmen und Fotos dargelegt, wie sie "Vergangenheit", "Trends", "Ziele" "Strategie" und "Werte" des Hauses sehen.
Diese Präsentationen der Chefs handelten auch von Digitalisierung. "Der Weg eines mittelständischen Stadtwerkes in die digitale Zukunft" hat Olaf Dupick, Leiter Dienstleistungen und Digitalisierung der Osterholzer Stadtwerke, sein Bewerbungsprojekt für den Digital Leader Award betitelt, und zu dem zweiten Adjektiv sieht er keine Alternative. Stadtwerke sind heute, anders als vor 25 Jahren, keine Monopolisten, sondern müssen mit anderen Energieversorgern und sogar mit branchenfremden Unternehmen konkurrieren.
Im Wettbewerb mit den Kunden
Manche Kunden erzeugen selbst Energie, in industriellen Anlagen oder auf dem Wohnhausdach. Um in diesem Wettbewerb zu bestehen, müssen die Osterholzer Stadtwerke sich digitalisieren, allerdings nicht um jeden Preis, sondern da, wo es Prozesse verbessert, die Mitarbeiter voranbringt und der Zukunftsfähigkeit dient. Die Stadtwerke können digitale neue Produkte nur verkaufen, wenn sie selbst glaubwürdig digitalisiert sind.
Das hat umfangreiche IT-Aspekte. Die Mitarbeiter brauchen digitale Werkzeuge, um mit den komplexeren Produkten umgehen und sie den Kunden erklären zu können. Sie müssen sämtliche Kundenprozesse von jedem Ort aus bearbeiten können. Auch große Tools wie das ERP- und das CRM-System müssen überprüft und unter Umständen neu ausgerichtet werden.
Digitalisierung hat anspruchsvolle, kulturelle Aspekte
Digitalisierung hat aber, da sie die tägliche Arbeit massiv verändert, auch anspruchsvolle kulturelle Aspekte, und zwar als Dauerthema. Die Osterholzer Stadtwerke achten darauf, dass möglichst viele Mitarbeiter abteilungsübergreifend an digitalen Projekten mitwirken. Ein Intranet wurde eingeführt, und jeder Mitarbeiter bekam ein Smartphone oder Tablet. Manche durften sich nach einer Verlosung über Google Home oder Alexa freuen. Es gibt ein Innovationsbudget, mit dem auch experimentiert werden darf. Und die Arbeitsgruppen, die sich nach der Filmvorführung im Sommer 2017 gebildet haben, arbeiten immer noch.
Digitalisierungsschritte: 1. Roadmap "digitaler Monteur". 2. Roadmap "digitaler Kunde". 3. Mitarbeit an der Stadtwerke-Kooperation DigitalLAB. 4. Innovationsbudget für Projekte mit Digitalisierungsbezug. |