Daten sind das neue Gold und Netzwerke der wichtigste Karrieremotor - solche Aussagen dürften zu den aktuellen Glaubenssätzen in IT und Business zählen. Der US-Marktforscher Gartner versucht sich nun an einer systematischen Erfassung des Werts von Netzwerken und den darin befindlichen Daten. Der Begriff Netzwerk bezieht sich hier nicht auf die Technik, sondern auf die Menschen. Gartners Papier "In digital Business, the value of connection is predicated on the value of information" richtet sich an CIOs und Digitalisierungsverantwortliche.
Kurz gesagt, ließe sich das Papier so zusammenfassen: Die besten Daten nützen nichts, wenn ein Unternehmen sie nicht lesen und interpretieren kann. Die Analysten wollen nicht behaupten, die technologische Qualität von Hard- und Software sei weniger wichtig als die menschliche Analysefähigkeit. Sie betonen, dass sie sich auf die Menschen konzentrieren, ein umfassender Blick aber die Vernetzung mit Rechnern und Dingen einbeziehen müsste.
Gartners Systematik bezieht sich auf folgende vier Punkte:
1. Intrinsischer Wert der Daten
Der intrinsische Wert der Daten ist der Nutzen, den sie für das Unternehmen von sich aus bergen. Sozusagen der ungeschliffene Edelstein.
2. Fähigkeit der Akteure
Die Fähigkeit der Akteure, den Wert dieser Informationen erstens zu erkennen und zweitens in konkrete Handlungen umzuwandeln.
3. Zahl der Akteure
Die Zahl der Akteure (Mitarbeiter, Kollegen, Geschäftspartner) die mit diesen Daten umgehen.
4. Aktionen
Die Aktionen, die für das Unternehmen aus diesen Daten folgen, seien sie umsatzsteigernd, risikobehaftet oder was auch immer.
Gartner spricht sich generell dafür aus, möglichst viele Akteure aus möglichst viele Abteilungen an den Daten teilhaben zu lassen. These der Analysten: Je mehr unterschiedliche Menschen aus ihren jeweiligen Blickwinkeln auf die Daten schauen, umso höher der Nutzen.
Akteur und Verbindung
Die Analysten unterscheiden zwischen Akteur und Verbindung. Ein Akteur ist immer der einzelne Mensch. Bleiben die Daten bei ihm, ist er Akteur und eine Verbindung in Personalunion. Gibt er wiederum Daten weiter, stellt er mehrere Verbindungen dar. CIOs müssen diese Differenzierung verstehen und nach Möglichkeit quantifizieren.
Daraus resultiert folgende Definition: Der Wert einer Verbindung ergibt sich aus dem Wert der Informationen plus/minus den Veränderungen dieses Informationswertes durch die Bearbeitung beteiligter Akteure (und damit von deren Fähigkeiten).
Erkennen und messen
Entscheider müssen sich damit zwei Fragen stellen:
1. Wie erkenne und messe ich die analytischen Fähigkeiten der Akteure?
2. Wie erkenne ich, dass sich der Wert einer Information oder einer Verbindung ändert?
CIOs können sich bei der ersten Frage beispielsweise daran orientieren, wie gut jeder Akteur Tools zu nutzen weiß und welche Methoden er anwendet oder welche Reife er im Umgang mit Analytics zeigt. Bei der zweiten Frage ist es weniger einfach. CIOs stehen vor der Aufgabe, entsprechende Modelle zu entwickeln.
Noch komplexer wird das Ganze dadurch, dass die Akteure möglicherweise verschiedenen (Business-)Netzwerken und verschiedenen Branchen angehören. Nicht alle Akteure können oder dürfen zusammenarbeiten. Manche konkurrieren.
Nicht zuletzt empfiehlt Gartner, immer auch auf die Kosten zu achten. Möglicherweise kann das Unternehmen bestimmte Daten aus günstigeren Quellen beziehen. Auch solche Fragen gehören dazu.