Das Business zielt mit APIs auf Kundenbindung durch individualisierte Services ab. Die Informatik denkt an die Entwickler, die den Fachabteilungen APIs schnell bereitstellen müssen, und natürlich an die Cloud. Modernes API-Management ist das Thema eines Webcasts der Computerwoche.
Der Praktiker Markus Hieronimus, Executive & Sales Leader Hybrid Integration DACH bei IBM Deutschland, diskutiert mit dem Analysten Axel Oppermann (Avispador). Fachjournalist Sven Hansel moderiert den Webcast und steigt mit folgender These ein: "API - auf den ersten Blick ein Thema ganz tief unten im Server-Keller, aber APIs können auch neue Geschäftsmodelle eröffnen."
Das Thema "geht im Moment durch die Decke"
"Das Thema API geht im Moment durch die Decke", bestätigt Oppermann. Denn über Plattform wie Tinder oder Ebay entstehen Wachstum und Wertschöpfung. Der Analyst spricht hier aber nicht von einer Plattform-Economy, sondern von einer API-Economy. Es geht einerseits um die Schnittstellen, die zwischen Daten, Geräten und Personen hergestellt werden müssen, und andererseits um die Business-Ebene. "Schneller am Markt zu sein als die Konkurrenz, Business-Bereiche zu vernetzen, Geschäfte in höherer Qualität zu machen, das sind die Ziele, die Business-Entscheider damit verbinden und API heute zu einem essentiellen Thema machen."
Hieronimus ergänzt: "Es geht um die Kundenzentriertheit. Unternehmen wollen Angebote personalisieren." Um da hinzukommen, müsse das Unternehmen seine Dienstleistung "aus dem Serverraum nach draußen bringen". Wichtig ist dem IBM-Manager auch ein weiterer Aspekt: API ist ein Mittel zur Automatisierung, und das auf hoher Voluminität.
Was den derzeitigen Markt angeht, so beschreibt ihn Analyst Oppermann mit einem Begriff: fragmentiert. Da tummeln sich Startups neben Hyperscalern, es werden On-Premise-Lösungen ebenso feilgeboten wie As-a-Service-Modelle, man findet Anwendungen, die den gesamten Lebenszyklus abdecken und kleinteilige Lösungen.
Knapp zwei Drittel verwalten die APIs händisch
Doch wie stellt sich das Thema für die Zuschauer des Webcasts dar? Zwei Ad-hoc-Umfragen zeigen: Eine große Mehrheit von 64 Prozent verwaltet ihrer APIs händisch. 21 Prozent nutzen dafür die Plattform eines Drittanbieters und zwölf Prozent eine Eigenentwicklung. Auf die Frage, wieviele APIs im Unternehmen existieren, ist eine relative Mehrheit "nicht ganz sicher". Weitere 29 Prozent schätzen die Zahl auf zehn bis maximal 50.
Kommentar von Hieronimus: "Das wundert mich nicht. Aber mit der Bedeutung von APIs wird deren Menge zunehmen, und irgendwann kann man das nicht mehr händisch bewältigen!" Ein Zuschauer wirft die Frage in die Runde, anhand welcher Kriterien man einen Anbieter auswählen solle. "Integriertes System, Lösung, die in unterschiedlichen Systemen funktioniert, Verfügbarkeit und Sicherheit", zählt der IBM-Manager auf. Und Oppermann rät, folgende Fragen zu stellen: "Wer macht was und warum? Welche Leistungen aus dem Servicekatalog des Anbieters kann ich nutzen? Welchen Bedarf habe ich heute, welchen in fünf Jahren?"
Der Analyst verortet API-Management in einem Spannungsdreieck aus Management (Business Strategie), Sicherheit (Service-Modelle) und Monetarisierung (Geschäftsmodelle intern/extern). Konkret geht es um folgende Punkte: Support und SLAs, Access & Identity Management, Analytics-Funktionalitäten, Skalierbarkeit und Lifecycle-Management. Ziel-Konsument des API-Managements ist daher zunächst einmal der Programmierer, aber dahinter steht das Business mit der Erfordernis, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln.
Erforderliche Fähigkeiten und Komponenten
Ein Beispiel dafür skizziert Hieronimus. In der Automobilbranche geht es technisch gesehen um die Connectivity zwischen Rechenzentrum und Fahrzeug. Ist aber das selbstfahrende Auto eingeführt, geht es um weiterführende Fragen. "Der Fahrer hat ja dann mehr Zeit", erklärt der IBM-Manager, "also kann man ihm Entertainment- oder Shopping-Angebote zeigen!"
Als erforderliche Fähigkeiten im API-Management nennt Hieronimus folgende sechs: APIs erstellen, ausführen, verwalten (wo laufen die APIs, wer hat Kenntnis davon), Sicherheit (Backend-Systeme vor Missbrauch und Überlastung schützen), analysieren/verrechnen (wie viele APIs werden von wem genutzt) und kommunizieren (Self-Service-Portal entwickeln, damit nicht für jeden, der die API nutzt, wieder ein Helpdesk aufgebaut werden muss).
Als wesentliche Komponenten zählt er das API-Gateway (Sicherheit), DevPortal (Self-Service), Management (Rechte und Rollen, Analytics, Organisation, API-Lebenszyklus) und Erstellung auf. Damit sind in das Thema nicht nur Programmierer und Entwickler involviert, sondern auch API Produkt-Manager und der IT-Betriebsleiter. Womit sich zeigt: tief unten im Server-Keller liegt das Thema API-Management nicht mehr!