Der Mangel an Top-Entwicklern setzt Unternehmen Grenzen. Doch Low-Code unterstützt sie darin, interne Ressourcen zu aktivieren. Wie IT-Chefs dabei vorgehen, zeigt ein Webcast der Computerwoche. Martin Otten, Regional Vice President Central Europe bei OutSystems, spricht über die Vorteile und Herausforderungen dieses Konzepts. Fachjournalist Heinrich Seeger von der Computerwoche moderiert den Webcast.
Otten betrachtet Low-Code als Alternative zu klassischer Software-Entwicklung. "Änderungen kommen immer schneller und häufiger auf uns zu", sagt er. Und nach Schätzungen von Analysten wird Deutschland bis 2030 einen Mangel an drei Millionen Fachkräften haben. Damit scheint er bei den Zuschauern des Webcasts offene Türen einzurennen: Wie eine Ad-hoc-Umfrage zeigt, haben 42 Prozent bereits Erfahrungen mit Low-Code-Softwareentwicklung gesammelt. Weitere 53 Prozent denken über den Einsatz nach. Von Low-Code versprechen sich die Befragten vor allem kürzere Markteinführungszeiten (88 Prozent), intuitive Möglichkeiten der Anwendungsentwicklung durch visuelle Modelle (64 Prozent) und Abhilfe gegen den Fachkräftemangel (52 Prozent).
"Ist das nicht nur etwas für ältere Entwickler, die früher mit Cobol gearbeitet haben?", wendet Seeger ein. Dazu Otten: "Es gibt Leute, die schnell umgeschult werden!" Außerdem kenne er Absolventen aus den Wirtschaftswissenschaften, die in dieses Thema einsteigen. Sein Fazit: "Das ist eigentlich etwas für jeden." Geht es dann aber um Integrations-Szenarien, brauche man nach wie vor die "Geeks".
2024 basieren zwei Drittel aller Software-Entwicklungen teils auf Low-Code
Der US-Marktforscher Gartner erwartet, dass im Jahr 2024 etwa 65 Prozent aller Software-Entwicklung Low-Code in irgendeiner Weise einbezogen haben wird. Den Ansatz von OutSystems umreißt Otten mit vier Schlagworten: Kundenerfahrung, Agilität, Modern Architecture und Top Talent. Kunden können die Cloud des Anbieters oder beispielsweise auch MS Azure nutzen. OutSystems automatisiert interne Prozesse im Hinblick auf Kunden wie Mitarbeiter, so Otten weiter. Oft setzen sich die Entwickler mit Product Ownern zusammen, um schnell Prototypen zu erstellen.
Wie sieht nun die Plattform aus? "Der erste Release war 2002", erklärt Otten. Heute umfasst die Plattform vier Teile. Der erste beinhaltet als Full-Stack UI, Logic, Process und Data. Weiter geht es mit Teil Zwei, "Integrate & Extend" (REST, SOAP, OpenAPI sowie Cloud Services, Enterprise Systems und Databases), Teil Drei "Full-Lifecycle" (DevOps/Continouos Integration) und Teil Vier "User Experience" (Web, Mobile, APIs, Web Services, Chat u.a., alles skalierbar).
Neben Benefits für das Busines, nämlich verkürzte Time to Value und mehr Agilität, nennt Otten folgende IT-Benefits: Schnellere und auch günstigere Entwicklung (die Total Costs können sich halbieren), Cloud Infrastructure & Operating Staff included, IT Governance und Kontrolle, Enterprise Grade Features und Sicherheit. OutSystems bedient aktuell rund 1.200 Unternehmen weltweit, dazu zählen so unterschiedliche Firmen wie Axa, Mercedes-Benz, KPMG und Hermes.
Es beginnt mit Ausprobieren
"Wie fängt man nach der Entscheidung für eine solche Plattform an?", will der Moderator wissen. "Zuerst probieren Sie es aus!", antwortet Otten. Dazu stellt OutSystems ein kostenloses Angebot auf der Website bereit. In einem sogenannten Jump-Start als Training können Anwender gemeinsam mit einem Solution Architekten einen Use Case bearbeiten. "Viele Kunden starten mit einer einfachen Applikation", sagt Otten. Um gleich anzufügen: "Ich sage dann immer: starten Sie doch mit einer komplexeren, dann funktioniert es für die einfachen auf jeden Fall!"
Am Schluss der Sendung hat das Publikum das Wort. Eine Frage treibt gleich mehrere Zuschauer um: Wie lassen sich Schatten-IT und Anwendungs-Wildwuchs verhindern, wenn man Low-Code einsetzt? Dazu Otten: "Wir bieten eine solide Architektur und die Einrichtung von Prozessen an. Es geht bei uns nicht nur um Technologie, sondern auch darum, wer was macht. Das schafft Kontrolle." Er plädiert außerdem für SingleSignOns sowie Dashboards für die Architekten.
Nicht zuletzt wollen die Zuschauer wissen, das das Ganze kostet. Otten spricht von einem Subscription-Modell (Zahlung pro Jahr) und von Plattform-Lizenz mit internen und externen Nutzern. Eine Basic-Edition sei ab 42.000 Euro verfügbar. Dann will ein Zuschauer wissen: "Ist Lowcode eine eierlegende Wollmilchsau?" Otten muss ein wenig schmunzeln. Natürlich ist er von Low-Code überzeugt, sagt aber offen: "Es gibt sicher Situationen, in denen eine Standard-Lösung sinnvoll ist!"