CIO des Jahres

CIO des Jahres 2020 – Großunternehmen – Top 10

Wie Logista-CIO Babst Milliarden Zigarettenschachteln verfolgt

26.11.2020
Von 


Florian Maier beschäftigt sich mit diversen Themen rund um Technologie und Management.
Das Großhandelsunternehmen Logista nutzte eine EU-Richtlinie als Chance, seine Supply Chain und Prozesse durchgängig zu digitalisieren.
Dank CIO Jan Babst hat Logista Durchblick in der Lieferkette seiner Tabakprodukte.
Dank CIO Jan Babst hat Logista Durchblick in der Lieferkette seiner Tabakprodukte.
Foto: Logista

Die Logista Group vertreibt im Bereich Fast Moving Consumer Goods auch Tabakprodukte. Um dem Handel mit gefälschten Produkten Einhalt zu gebieten, beschloss die EU im Jahr 2014, dass sämtliche Produkte bis Mai 2020 vollständig rückverfolgbar sein müssen.

Für Logista bedeutete das: Eine Track-and-Trace-(T&T)-Lösung musste her, die die Supply Chain für Tabakprodukte transparent und digital gestaltet - von der Produktion bis zur Auslieferung an circa 100.000 europäische Händler.

Das sagt die Jury:

"Ein sehr spannendes Projekt mit einer ungeahnten Komplexität und Herausforderungen in den unterschiedlichsten Bereichen. Die Herangehensweise ist beeindruckend."

Logista-CIO Jan Babst begegnete dieser Mammutaufgabe mit Respekt - und der nötigen Portion Humor: "Ich weiß nicht, wo sich meine 14-jährige Tochter am Samstagabend herumtreibt, aber Logista soll bis 2019 wissen, an welcher Stelle der Lieferkette sich sechs Milliarden Zigarettenschachteln befinden?", fragte sich der Manager vor Beginn des Projekts.

50 Experten aus den Bereichen Operation Technology (OT), Engineering und IT bildeten ein interdisziplinäres Team und erarbeiteten erste Proofs of Concept. Um alle parallel laufenden Arbeitsabläufe im Blick zu behalten, setzten der CIO und sein Team unter anderem auf Scrum. Insbesondere für die Mitarbeiter aus OT und Engineering war das eine neue Methode, deren Vorteile sie schnell erkannten.

15 neue IT-Systeme

Das Herzstück des Projektes bildet ein zentrales Data Repository, das auf Cloud-Technologien von Amazon Web Services basiert und Daten aus ERP- und Warehouse-Management-Systemen (WMS) sowie mobilen Applikationen konsolidiert. Sämtliche Event-Daten des T&T-Systems fließen in ein einheitliches WMS, das auf Komponenten von SAP und Inconso sowie eigenentwickelten Elementen basiert. Im Zuge des Projekts führten Babst und sein Team insgesamt 15 neue IT-Systeme ein. Das erforderte auch, Radio Frequency Scanning und Bilderkennung für T&T in Lagerprozessen einzuführen sowie papierbasierte Prozesse zu eliminieren.

Projektbudget: 50 Millionen Euro

Nach der Optimierung von Prozessen und Datenflüssen funktioniert das Track-and-Trace-System für den Tabakbereich so gut, dass das Unternehmen plant, die gewonnenen Erkenntnisse auf seine Pharma-Sparte zu transferieren. Das Projekt ermöglichte Logista, seine internen Prozesse zu verbessern und vollständig zu digitalisieren.

CIO Babst weiß zwar laut eigener Aussage immer noch nicht, wo seine inzwischen 19-jährige Tochter das Wochenende verbringt - aber bei Logista ist man nun jederzeit über den Lieferkettenstatus seiner Tabakprodukte informiert.