Seit rund dreieinhalb Jahren ist Matthias Mehrtens, Vice President Information Systems beim Reinigungsgerätehersteller Kärcher in Winnenden bei Stuttgart. Das Unternehmen nutzt die Public Cloud für die globale Skalierung der unternehmenseigenen IT-Services. Was das konkret heißt und wie Mehrtens Fragen rund um Datenschutz und Rechtssicherheit löst, erläutert er in einem Webcast der Computerwoche.
Kooperationspartner des Webcast ist Amazon Web Services, vertreten durch Martin Geier, Geschäftsführer Amazon Web Services Germany (AWS). Die Analystensicht vertritt Wolfgang Schwab von der Experton Group. Detlef Korus von der Computerwoche moderiert.
Als Mehrtens 2012 bei Kärcher einstieg, stand zunächst einmal die gesamte IT auf dem Prüfstand. "Wir haben jeden Stein hochgehoben", erinnert er sich. Fazit: die traditionell hohe Fertigungstiefe braucht das Unternehmen heute nicht mehr. Kärcher wollte die Infrastruktur ändern. Mehrtens illustriert das mit dem Bild eines Ruderers, der sehr viel eigene Kraft braucht. Der Segler dagegen nutzt die Kraft des Windes. Kärcher wollte sozusagen in eine neue IT-Welt segeln.
Die Notwendigkeit zur Nutzung der Cloud ergab sich für das Unternehmen aus der Globalisierung, wie Mehrtens berichtet. Schließlich ist Kärcher in 60 Ländern unterwegs. Der Reinigungsgerätespezialist begann mit etwas ganz Konkretem, den Produktbildern nämlich. Wie lang dauert es, wenn sich ein Nutzer aus Übersee die Bilder ansehen will - mit dieser Frage kam Amazon Web Services (AWS) ins Spiel. "Wir haben das Antwortzeitverhalten mit der Stoppuhr gemessen", berichtet Mehrtens.
Heute nutzt Kärcher neben den Bilddatenverteildienst auch Datacenter-Services von AWS. An dieser Stelle hakt ein Webcast-Zuschauer nach und will wissen, ob Mehrtens Bedenken hegt, weil AWS ein US-amerikanisches Unternehmen ist. "Wir haben ein Cloud-Assessment durchgeführt", antwortet Mehrtens. "Datenschutz hat bei uns hohe Sensibilität, deswegen haben uns auch Juristen und Prüfer bei der Entscheidung unterstützt."
Ein weiterer Zuschauer bringt das Stichwort Patriot Act in die Diskussion. Dazu Geier: "Werkzeuge wie Cloudtrail können sehr genau tracken, wer was tut. Außerdem raten wir immer zum Verschlüsseln, der Kunde kann seine Keys selbst verwalten." Und drittens, fügt er an, betreibt AWS Infrastruktur in Frankfurt. "Der Kunde entscheidet, wo seine Katen gespeichert werden."
Die "fliegende Reinigungsdrohne"
Moderator Korus will vom Mehrtens wissen, welche Rolle das Internet of Things spielt. Schließlich bietet Kärcher ja nicht nur den bekannten Hochdruckreiniger an. Die "fliegende Reinigungsdrohne" sei ein interessantes Projekt, schmunzelt denn auch der IT-Chef. Wären nur die Flugrichtlinien nicht so kompliziert.
Eine solche Drohne mag noch Spielerei sein - die Cloud ist in deutschen Unternehmen angekommen. Auf rund neun Milliarden Euro pro Jahr beläuft sich der Markt mittlerweile, berichtet Experton-Analyst Schwab. Allein es fehlt an der Cloud Readyness. Schwachpunkte sind mangelnde Standardisierungen innerhalb der Unternehmen ebenso wie die fehlende Interoperabilität zwischen den Anwendungen.
Hier den richtigen Anbieter zu finden, ist "nicht trivial", erklärt Schwab. Die Webcast-Zuschauer wollen von Mehrtens wissen, ob auch andere Dienstleister in seiner Auswahl gewesen seien - und, ob er sich vorstellen kann, SAP in die Cloud zu geben. "Vom Prinzip her gibt es ja SAP als Cloud-Lösung am Markt", sagt Mehrtens. "Wir haben permanent alle Anbieter auf dem Radar."