Wer gut arbeitet, möchte dafür bezahlt werden, das gilt sowohl für feste Mitarbeiter als auch für Freelancer. Im Gegensatz zu Angestellten, die ein Festgehalt bekommen, legen freie Experten ihr Honorar selbst fest. Die Berechnung ist mit vielen Fragen und Faktoren verbunden: Wie komme ich über die Runden, was ist ein angemessener Preis für meinen Kunden und wie verkaufe ich mich dabei gleichzeitig nicht unter Wert?
Wer seinen optimalen Stundensatz ermitteln will, sollte zuerst einen jährlichen Zeitplan erstellen und seine Ausgaben aufschlüsseln. Das ist nur die Ausgangsbasis, denn der Stundensatz soll am Ende nicht nur die Kosten decken, sondern selbstverständlich auch einen Gewinn erzielen. Aus diesem Grund empfiehlt es sich, immer einen finanziellen und zeitlichen Puffer mit einzuberechnen, beispielsweise für Einkommensschwankungen aufgrund von Projektflauten.
Freelancer-Zeitplan: Auf die Balance achten
Das Leben als Freelancer bringt bekanntlich auch unbezahlte Urlaubstage mit sich, deshalb ist es umso wichtiger, diese im Vorhinein fest einzuplanen und nicht unter den Tisch fallen zu lassen. Auch mit Krankheitstagen sollte er rechnen. Um immer auf dem neuesten Stand zu sein, sind Weiterbildungen wichtig für jeden Freiberufler, denn die Konkurrenz schläft nicht. So bleiben circa 45 Prozent des Monats für die tatsächliche Arbeitszeit übrig.
Der durchschnittliche Jahreszeitplan könnte wie folgt aussehen:
104 Tage Wochenende
13 Feiertage
25 Tage Urlaub
12 Krankheitstage
24 Tage Weiterbildung
24 Tage Projektakquise
163 Arbeitstage
und damit 14 Arbeitstage pro Monat.
Freiberufler-Stundensatz: Alle Ausgaben berücksichtigen
Für die Bestimmung des Stundensatzes sollte sich der Freelancer einen genauen Überblick verschaffen, welche Kosten und Ausgaben er decken muss. Die Ausgaben von Freelancern umfassen sowohl private als auch berufsbezogene Bereiche und fallen bei jeder Person unterschiedlich aus. Hinzu kommen die Versicherungen, die nicht nur die Pflichtversicherungen, sondern auch die zu empfehlenden Zusatzversicherungen umfassen.
Es empfiehlt sich, das Ganze wie folgt aufzuschlüsseln:
Berufliche Ausgaben (Mieten für Büroräume, Arbeitsmaterialien, Internet und Telefon, etc.)
Private Ausgaben (Kleidung, Lebensmittel, Dinge für den täglichen Bedarf, etc.)
Krankenversicherung (Pflicht)
Pflegeversicherung (Pflicht)
Rentenversicherung
Arbeitslosenversicherung
Unfallversicherung
Freelancer-Honorar: Einflussfaktoren
Es gibt diverse Faktoren, die Einfluss auf den Stundensatz nehmen: die Branche, die Position, das eigene Fachgebiet, das Alter und die Berufserfahrung. So zeigen die Daten des Freelancer-Kompass beispielsweise, dass bei den Branchen die Luft/Raumfahrt Spitzenreiter ist und Freelancer hier durchschnittlich 106 Euro pro Stunde verdienen. Während Beratung mit 111 Euro Stundensatz das am besten verdienende Fachgebiet bildet, belegen bei den Positionen die Manager mit 106 Euro den ersten Platz. Und wer mehr als 19 Jahre Berufserfahrung aufweist, kann im Durchschnitt einen Stundensatz von 100 Euro verlangen.
Anhand dieser Daten und Kategorien kann der optimale Stundensatz ermittelt werden. Der optimale Stundensatz sollte den eigenen Fähigkeiten entsprechen, dabei alle anfallenden Kosten decken und darüber hinaus vor allem Gewinn erzielen. Eine genaue Kalkulation, eine Übersicht über alle relevanten Faktoren und umfangreiche Kenntnisse über die aktuellen Stundensätze auf dem Markt sind gute Mittel, um in der nächsten Verhandlung für seinen optimalen Stundensatz zu argumentieren. Wer es sich einfach machen will, nutzt ein Tool, um den optimalen Stundensatz zu berechnen. (hk)
- Marco Thomas, Komm. Leiter Geschäftsfeld Freelance FERCHAU
„Wir erwarten für 2021 sowie in den Folgejahren eine deutliche Auslastungssteigerung im Bereich der Freelancer. Es lässt sich eine Tendenz hin zu größeren und langfristigeren Projekten erkennen, insbesondere bei Großkunden beziehungsweise Institutionen aus dem öffentlichen Sektor. Für viele Freelancer bieten dann Personaldienstleister den notwendigen Rahmen, um an solchen Projekten bei Großkunden teilzunehmen. Die Risikoaffinität der Kunden gegenüber Freiberuflern hemmt oft die direkte Beauftragung des Lieferanten durch den Kunden, zumal aus seiner Sicht Personaldienstleister eine bessere Lieferfähigkeit bieten.“ - Alexander Raschke, Vorstand Etengo
„Vor dem Hintergrund einer immer flexibler werdenden Arbeitswelt ist die Zusammenarbeit mit IT-Freiberuflern für Unternehmen essenziell und erfolgskritisch zugleich. Wer Freiberufler nur dann einsetzt, wenn es keine interne Alternative gibt, hat eine längst überholte Vorstellung davon, wie Projektarbeit heute im Mixed-Teams-Ansatz funktioniert.“ - Kai Becker, Director Public Services Hays
„Soloselbstständige waren während der Corona-Pandemie in aller Munde. Es wirkt fast so, als wäre durch die Krise der Zusammenhang zwischen Mensch und Technik noch deutlicher geworden. Unternehmen setzen klar auf den Einsatz von Freiberuflern – die Digitalisierung und damit die Zukunftsfähigkeit des Standortes Deutschland ist ohne sie nicht zu stemmen. Ich würde mir wünschen, dass wir als Branche die Sichtbarkeit von Freiberuflern und Ihren wichtigen Beitrag für unsere Gesellschaft weiter hochhalten. Das Momentum dürfen wir nicht verlieren!“ - Marcel Abel, Geschäftsführer modis
„Freiberufler bieten für Unternehmen einen Mehrwert, indem sie spezielles Know-how mitbringen. Die Möglichkeit, Projekte fremd zu vergeben, unterstützt zudem das notwendige Maß an Flexibilität. Gleichzeitig wird das Risiko des vorschnellen Ressourcenaufbaus innerhalb des aktuell noch volatilen Umfelds vermindert. Somit haben Firmen mit Freelancern ein geeignetes Mittel zur Verfügung, um mit zusätzlichem Wissen eine angestrebte Skalierung vorzubereiten und vorerst möglichst risikoarm zu wachsen. Im Gegenzug ist es für IT-Freelancer empfehlenswert, zukunftsorientiert zu denken und sich möglichst auf die Wachstumsbranchen zu konzentrieren. Wir als Unternehmen wollen gemeinsam mit unseren Kunden und Freelancern als Geschäftspartner maßgeblich die Digitalisierung in Deutschland vorantreiben.“ - Ertan Demirel, Geschäftsführer GULP
„Die Zeit nach Corona werden einige Unternehmen nutzen, um eine digitale, aber auch kulturelle Bestandsaufnahme zu machen. Nie hat sich mehr gezeigt, wo es in einer Firma Nachholbedarf in Sachen Digitalisierung gibt als in den vergangenen 18 Monaten. Das wird sich auch in der Nachfrage nach externen Digitalisierungsexperten bemerkbar machen. Gleichzeitig können sich viele Mitarbeiter nicht vorstellen, nach den Monaten im Homeoffice wieder fünf Tage die Woche zurück ins Büro zu kommen. Hybride Arbeitsformen und Desk-Sharing sorgen ebenfalls dafür, dass die IT-Abteilungen deutlich mehr personelle Ressourcen benötigen, beispielsweise bei der Beschaffung und Inbetriebnahme von Hardware oder für den IT-Support der Kollegen im Homeoffice.“