Gen Z meets Babyboomer

Wie Generationen voneinander lernen

10.07.2023
Von 
Rudi Bauer ist Managing Director von WeAreDevelopers.
Die Berufsauffassungen der Babyboomer und Gen Z unterscheiden sich deutlich. Dennoch gibt es Möglichkeiten, die Stärken beider Generationen in der Arbeitswelt zu kombinieren.
Babyboomer und Gen Z können von den unterschiedlichen Fähigkeiten und Perspektiven der Generationen profitieren. Der Generationenkonflikt lässt sich damit nicht nur lösen, sondern sogar in einen echten Mehrwert verwandeln.
Babyboomer und Gen Z können von den unterschiedlichen Fähigkeiten und Perspektiven der Generationen profitieren. Der Generationenkonflikt lässt sich damit nicht nur lösen, sondern sogar in einen echten Mehrwert verwandeln.
Foto: fizkes - shutterstock.com

Es wäre falsch zu behaupten, dass sich Gen Z und Babyboomer grundsätzlich nicht verstehen. Zwar gibt es Unterschiede in den Erfahrungen, Werten und Lebensanschauungen, die zu Konflikten führen. Aber das schließt gegenseitiges Verständnis und Zusammenarbeit zwischen den Generationen keineswegs aus. Um das zu erreichen, müssen jedoch zunächst die Ursachen für mögliche Konflikte verstanden werden:

  1. Generationsunterschiede: Gen Z ist in einer Zeit des technologischen Wandels und der sozialen Medien aufgewachsen, während Babyboomer in einer Zeit ohne diese Technologien groß geworden sind. Diese Unterschiede in der technologischen Kompetenz und den Kommunikationsstilen können zu Missverständnissen und Frustration führen.

  2. Wertewandel: Die Babyboomer wurdenvon den sozialen und kulturellen Veränderungen ihrer Zeit geprägt wie beispielsweise den Bürgerrechtsbewegungen oder der sexuellen Revolution. Gen Z hat ihre eigenen Erfahrungen und wachsende Schwerpunkte in Themen wie Klimawandel, soziale Gerechtigkeit und Diversität. Diese unterschiedlichen Wertesysteme können zu Konflikten führen, insbesondere wenn es um politische oder gesellschaftliche Fragen geht.

  3. Arbeitswelt: Gen Z bringt neue Ansätze zur Arbeit und zum Berufsleben mit wie Flexibilität, Work-Life-Balance und eine stärkere Betonung von Selbstverwirklichung und Sinnhaftigkeit in der Arbeit. Babyboomer hingegen haben oft in einer Zeit gearbeitet, in der klassische Arbeitsmodelle vorherrschten. Diese unterschiedlichen Vorstellungen von Arbeit und Karriere können zu Unverständnis und Reibung führen.

  4. Kommunikation und Konfliktlösung: Jede Generation hat ihre eigenen Kommunikationsstile und -präferenzen. Die Art und Weise, wie Konflikte angegangen und gelöst werden, kann ebenfalls variieren. Unterschiede in der Kommunikation und im Umgang mit Konflikten können das gegenseitige Verständnis beeinträchtigen und zu Spannungen führen.

Allerdings sind Menschen durchaus in der Lage, über diese Unterschiede hinwegzusehen und Respekt, Empathie und Verständnis für andere Generationen aufzubringen. Offene Gespräche, der Austausch von Perspektiven und die Bereitschaft, voneinander zu lernen, können dazu beitragen, die Kluft zwischen den Generationen zu überbrücken und ein besseres Verständnis und Zusammenarbeit zu fördern.

Was will die Gen Z?

Das Wertesystem und die Erwartungshaltung der Gen Z unterscheiden sich in den meisten Fällen von früheren Generationen. Diversität und Inklusion haben einen hohen Stellenwert, Flexibilität im Beruf und eine ausgewogene Work-Life-Balance gehören ebenso dazu. Außerdem liegt der Fokus stärker auf Individualität und Selbstausdruck, aber - auch wenn es zunächst gegensätzlich erscheinen mag - auch auf sozialem Engagement. Nicht zuletzt unterscheiden sich auch die Erwartungen an Beruf und Karriere.

Die Gen Z ist mit Technologie und dem Internet aufgewachsen und nutzt digitale Tools und Plattformen routinemäßig. Sie ist gut versiert in sozialen Medien, Online-Kommunikation und dem schnellen Zugriff auf Informationen. Sie erwartet auch, dass Unternehmen und Organisationen mit den neuesten Technologien und Trends Schritt halten. Dass Menschen unabhängig von ihrer ethnischen Zugehörigkeit, Geschlecht, sexuellen Orientierung oder Hintergrund gleich behandelt werden, ist ein weiteres großes Anliegen der Gen Z.

Flexible Arbeitszeiten sind Grundvoraussetzung

Sie schätzt ihre Individualität und die Möglichkeit, ihre Meinung frei auszudrücken. Sie bevorzugt Marken und Organisationen, die ihre Einzigartigkeit respektieren und ihnen Raum geben, ihre Kreativität und Persönlichkeit zum Ausdruck zu bringen. Gen Z hat ein starkes Bedürfnis, etwas Sinnvolles zu tun und einen positiven Beitrag zur Gesellschaft zu leisten. Sie ist oft sozial und ökologisch engagiert und bevorzugt Arbeitgeber und Marken, die sich für soziale und nachhaltige Themen einsetzen.

Flexibilität in Bezug auf Arbeitszeiten und Arbeitsmodelle sehen die jungen Talente der Gen Z als Grundvoraussetzung. Sie strebt eine ausgewogene Work-Life-Balance an und bevorzugt oft flexible Arbeitsmodelle wie Remote- oder Teilzeitarbeit, um ihre persönlichen Interessen und Verpflichtungen besser mit ihrer beruflichen Tätigkeit in Einklang zu bringen.

Gen Z tendiert dazu, ihre Karriere als eine Reihe von aufeinanderfolgenden Herausforderungen zu betrachten, anstatt langfristige Bindungen an einen einzigen Arbeitgeber anzustreben. Sie möchte sich kontinuierlich weiterentwickeln sowie neue Fähigkeiten erlernen und bevorzugt daher Arbeitgeber, die Möglichkeiten zur beruflichen Weiterentwicklung und zum persönlichen Wachstum bieten.

Es ist aber auch wichtig zu beachten, dass diese Merkmale zwar typisch für Gen Z sein können, aber nicht auf jeden Einzelnen zutreffen müssen. Es gibt immer individuelle Unterschiede und Variationen innerhalb einer Generation. Dennoch bieten diese Aspekte eine allgemeine Perspektive auf das Wertesystem und die Erwartungen der Gen Z.

Was wollen Babyboomer?

Einige Vertreter der Gen Z mögen da vielleicht anderer Meinung sein, aber auch Babyboomer sind nicht alle gleich. Dennoch lassen sich auch hier generelle Tendenzen feststellen, die sich mal mehr, mal weniger stark von denen anderer Generationen unterscheiden und dadurch Konfliktpotenzial bieten.

Babyboomer haben häufig eine starke Berufssethik. Sie sind bereit, hart zu arbeiten und zeigen viel Engagement für ihre Karriere. Sie setzen oft auf Loyalität gegenüber Arbeitgebern und erwarten eine angemessene Anerkennung und Belohnung für ihre Leistungen. Aufgrund ihrer Erziehung und Erfahrungen neigen Babyboomer dazu, hierarchische Strukturen zu respektieren und Autoritätspersonen zu achten.

Private und berufliche Sicherheit ist sehr wichtig

Sie schätzen traditionelle Führungsmodelle und erwarten, dass Entscheidungen von oben getroffen und umgesetzt werden. Die Babyboomer-Generation wurde oft von sozialen, politischen und wirtschaftlichen Turbulenzen geprägt. Daher legen sie häufig Wert auf Stabilität und Sicherheit in ihrem beruflichen und persönlichen Leben. Sie schätzen langfristige Arbeitsverhältnisse und Rentenpläne und streben daher in der Regel - im Gegensatz zur Gen Z - eine lineare Karriereentwicklung an.

Sie erwarten, dass auf harte Arbeit und Erfahrung eine kontinuierliche Aufstiegsmöglichkeit folgt. Sie legen Wert auf eine klare berufliche Hierarchie und eine definierte Karrierestufe. Außerdem haben sie oft den Wohlstand und die wirtschaftlichen Möglichkeiten der Nachkriegszeit erlebt. Daher legen sie häufig Wert auf finanzielle Sicherheit und materiellen Erfolg. Babyboomer sind in der Regel teamorientiert und bevorzugen die Zusammenarbeit mit anderen. Sie sind oft bereit, Erfahrungen und Wissen mit jüngeren Kollegen zu teilen. Sie schätzen die Bedeutung von Teamarbeit und persönlichen Beziehungen im Arbeitsumfeld.

Gen Z kann von Babyboomern lernen - aber auch umgekehrt

Auch wenn die Einstellungen und Werte der Generationen teilweise weit auseinander gehen, sind es doch gerade diese Gegensätze, die es möglich machen, aus dem Konflikt- ein Bereicherungspotenzial zu machen. Gen Z und Babyboomer können voneinander lernen und ihre Stärken miteinander teilen. Diese Synergien sind dann nicht nur für die Individuen von Vorteil, sondern bieten auch Unternehmen einen erweiterten Pool an Fähigkeiten, die sie ausschöpfen können.

Babyboomer haben oft jahrzehntelange Erfahrung in ihrer Branche und bringen ein tiefes Fachwissen mit. Gen Z kann von diesem Wissensschatz profitieren, indem sie die Erfahrungen der Babyboomer nutzt, um ihre eigenen Karrieren voranzutreiben. Auch können sie ihren Nachfolgern beibringen, wie man effektive Prioritäten setzt und mit gutem Zeitmanagement ein ausgeglichenes Leben führen kann.

Babyboomer können Beziehungsaufbau

Auch zwischenmenschliche Fähigkeiten können vermittelt werden: Babyboomer haben in einer Zeit gearbeitet, in der die zwischenmenschliche Kommunikation und das Aufbauen von Beziehungen eine größere Rolle spielten. Gen Z kann von ihren Fähigkeiten im Bereich der persönlichen Interaktion, des Netzwerkens und des Aufbaus langfristiger beruflicher Beziehungen profitieren. Man darf nicht vergessen: Viele Mitglieder der Gen Z sind während der weltweiten Covid-Pandemie ins Berufsleben eingestiegen und waren so von Anfang an viel isolierter als die Babyboomer zu ihren Zeiten.

Jene mussten sich in ihrer Karriere oft gegen andere durchsetzen und Rückschläge überwinden. Sie können weitertragen, wie wichtig es ist, beständig zu sein und sich langfristige Ziele zu setzen, um den gewünschten Erfolg zu erreichen. Und das auch in finanzieller Hinsicht: Gen Z kann von der Erfahrung im Umgang mit Geld, Investitionen und finanzieller Sicherheit lernen.

GenZ kann Social Media

Doch die Wissensvermittlung ist keine Einbahnstraße - vor allem in einer Zeit, die nicht mehr von der (relativen) Beständigkeit der vergangenen Jahrzehnte geprägt ist. Digitale Kompetenzen stehen hier ganz oben auf der Liste. Ihre Relevanz im Alltag sowie im Arbeitsleben ist nicht mehr zu leugnen. Gen Z ist mit Technologie und digitalen Tools aufgewachsen. Sie können Babyboomern dabei helfen, sich mit neuen Technologien vertraut zu machen und ihnen beibringen, wie sie diese effektiv nutzen können, um ihre Arbeitsweise zu verbessern.

Auch bringt Gen Z oft frische Perspektiven und innovative Denkweisen in den Arbeitsplatz ein. Neue Lösungsansätze zu finden und kreative Wege zu beschreiten, sind auch für ältere Generationen wichtig, um mit den Herausforderungen der heutigen Arbeitswelt umzugehen. Dazu gehören nicht nur neue Arbeitsmodelle wie flexible Remote Work, mehr Diversität und Inklusion oder die Abkehr vom bisherigen Modell des Alleinverdieners in der Familie. Gen Z ist ebenfalls von Grund auf mit sozialen Medien und dem Aufbau einer Online-Präsenz vertraut. Sie können Babyboomern helfen, die Möglichkeiten von Social Media zu verstehen und zu nutzen, um ihre Marke oder ihr Unternehmen zu stärken.

Tipps für den Umgang mit Generationenkonflikten

Die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Generationen kann manchmal eine Herausforderung darstellen, da jede Generation ihre eigenen Werte, Ansichten und Arbeitsstile hat. Um jedoch erfolgreich zusammenarbeiten, können Gen Z und Babyboomer die in der Bildergalerie oben aufgeführten Ansätze berücksichtigen.

Das Berücksichtigen dieser Ansätze und eine Zusammenarbeit auf kooperative und respektvolle Art und Weise ermöglicht das Bilden erfolgreicher Teams. Babyboomer und Gen Z können dann von den unterschiedlichen Fähigkeiten und Perspektiven der Generationen profitieren. Der Generationenkonflikt lässt sich damit nicht nur lösen, sondern sogar in einen echten Mehrwert verwandeln: denn er schafft für Mitarbeiter aber auch für Unternehmen einen Talent-Pool, der die Arbeitswelt zukunftssicher macht. (pg)