Microsoft Ignite - Sharepoint 2016

Wie geht es weiter mit Sharepoint?

08.06.2015
Von 


Achim Herber ist seit 2012 Executive Vice President Deutschland & UK bei COMPAREX. Zuvor war er Vorstand der DATALOG AG, die 2012 von der COMPAREX AG übernommen wurde. Der studierte Diplom-Kaufmann verfügt über langjährige Berufserfahrung in der IT-Branche, die er im In- und Ausland sammelte. Auf computerwoche.de schreibt er über die Themen Softwarelizenzierung, Cloud, Compliance und Microsoft.

 

 

 

 
Die Vorstellung zur Serverlösung Sharepoint 2016 von Microsoft auf der Ignite-Konferenz in Chicago hat es schnell deutlich gemacht. Sharepoint 2016 ist im Vergleich zur Version 2013 eine Evolution mit vielen begrüßenswerten Optimierungsmaßnahmen, jedoch keine Revolution im Sinne einer umfangreichen Funktionserweiterung.

Zunächst die nackten Fakten: Eine Preview Version von Sharepoint 2016 soll Ende diesen Sommer kommen, eine erste Beta Version Ende 2015. Mitte nächsten Jahres, voraussichtlich Ende des zweiten Quartals 2016, soll Sharepoint 2016 veröffentlicht werden.

In den letzten Jahren kursierten die unterschiedlichsten Gerüchte um Microsoft Sharepoint. Die meisten drehten sich darum, ob es nach Sharepoint 2013 überhaupt noch eine weitere Sharepoint-Version für On-Premise-Kunden geben würde. Eine berechtigte Frage, verfolgt Microsoft doch das Ziel, der führende Softwarehersteller für Produktivität und Plattformen in einer "Mobile-first / Cloud-first"-Welt zu sein. Auf der Ignite wurde klar: Nach diesem Prinzip werden auch bei Sharepoint alle Neuerungen zunächst die Cloud (Office 365/ Sharepoint Online) erreichen und erst mit einiger Verzögerung - oder gar nicht - den Weg in die On-Premise-Varianten finden. Soviel vorweg: Für Sharepoint ist weiterhin eine On-Premise-Version geplant.

Welche Änderungen lässt die "Evolution" im Einzelnen erwarten?

Wie schon bei den Versionen 2010 und 2013 stehen auch bei der kommenden Release folgende Funktionen im Vordergrund: Modern Collaboration, Content Management, Personalized Insights sowie Security und Compliance. Die Strategie für 2016: Ein bereits sehr mächtiges Produkt nicht mit noch mehr Komplexität zu belasten, sondern diesem mehr Feinschliff zu verleihen.

So ist bisher der Umgang mit eigenen Dateien auf Sharepoint für den Anwender nicht immer einfach genug. Des Weiteren ist der Zugriff von Mobilgeräten nicht optimal gelöst, während andere, speziell cloud-basierte Lösungen wie OneDrive oder Dropbox einfacher und flexibler zu bedienen sind. Hier darf also mit Neuigkeiten wie etwa Apps für den vereinfachten Zugriff oder eine optimierte Darstellung im Browser gerechnet werden.

Darüber hinaus soll Sharepoint 2016 die sicherste und verlässlichste Version bis dato werden. Dazu führt Microsoft Mechanismen ein, die ihre Abstammung in der Cloud haben und folglich durch stärkere Automatisierung die Kosten für Wartung und Betrieb einer Sharepoint-Farm minimieren helfen. Hervorzuheben ist dabei das sogenannte "Zero Downtime Patching", also eine Vereinfachung der bisher gewohnten Update-Vorgänge, die zum einen das Herunterladen und Einspielen mehrerer Gigabyte großer Patch-Pakete und zum anderen das Einplanen von Downtimes für die Anwender mit sich brachte. Details fehlen zwar noch, der gegebene Ausblick klingt aber vielversprechend.

Schließlich ist auch eine bessere Unterstützung von hybriden Architekturen zu erwarten. Gegenwärtig sind die beiden Welten Sharepoint On-Premise und Sharepoint in der Cloud stark voneinander separiert. Zwar ist es grundsätzlich möglich, Schnittstellen zu schaffen, diese erfordern jedoch meist eigene Entwicklungstätigkeiten und sind nur für spezielle Lösungsanforderungen zu empfehlen. Nun sollen diese getrennten Datensilos enger zusammengeführt werden, etwa durch die Verzahnung der bisher getrennten Suchindizes für On-Premise und Cloud.

Künftig wird es möglich sein, beide Datenquellen so darzustellen, als seien sie in einem Index vorhanden. In der Konsequenz wird auch Delve künftig eine größere Rolle spielen, zeigt es doch Ergebnisse nicht nur aus den verschiedensten Quellen wie Yammer, E-Mail, Skype, OneDrive und Sharepoint Online, sondern dann auch aus Sharepoint On-Premise (2016). Damit wird es für Unternehmen einfacher, Sharepoint in einer hybriden Umgebung zu nutzen.

Soll man nun auf SharePoint2016 warten und 2013 überspringen?

All diese Optimierungen sind durchaus begrüßenswert. Es gibt jedoch keinen zwingenden Grund, auf Sharepoint 2016 zu warten und 2013 zu überspringen - eine Frage die sich viele Unternehmen stellen. Wer Sharepoint noch nicht eingeführt hat, braucht die Zeit bis zur neuen Release Mitte 2016 nicht abzuwarten, da sich die grundsätzlichen Funktionen nicht ändern werden. Wer aber noch Sharepoint 2010 einsetzt, sollte bis dahin auf 2013 migrieren. Denn es wird aller Voraussicht nach keinen direkten Migrationspfad von Sharepoint 2010 auf 2016 geben - der Migrationsschritt auf 2013 ist also so oder so notwendig, will man nicht zusätzliche Drittprodukte einsetzen.
Wie sich die Neuerungen in der Praxis bewähren, lässt sich erst nächstes Jahr sagen. (bw)