Das Internet of Things (IoT) ist zentrales Thema auf allen Industriemessen. Mit IoT-Anwendungen lassen sich Produktionsabläufe durch die Digitalisierung der eingesetzten Maschinen und Geräte optimieren. Durch den Austausch von Daten verschmelzen die Prozesse von produzierenden Unternehmen, Zulieferern und Partnern. Gleichzeitig entsteht für die Industrieunternehmen auch eine große Unsicherheit: Wie angreifbar und abhängig machen sie sich, wenn sie Partnern sensible Daten aus der Produktion zur Verfügung stellen?
Das IoT-Versprechen: nahtlose Prozesse und Kundennähe
Besonders für Industrieunternehmen ist die Vernetzbarkeit von Dingen und Produktionsprozessen wichtig, da sie eine konkrete Effizienzsteigerung bedeutet. 14 Prozent der deutschen Industrieunternehmen nutzen laut einer aktuellen PWC-Studie Industrie-4.0-Anwendungen bereits im täglichen Betrieb, und 64 Prozent betrachten sie für ihr Unternehmen als zukünftig relevant.
Mit Predictive Maintenance lässt sich beispielsweise bei Maschinen oder Connected Cars anhand permanenter Überwachung der Betriebsdaten der Wartungsbedarf erkennen. Die Wartung kann somit vorbeugend und ohne ungeplanten Ausfall erfolgen. IoT-basierte Kommunikation vernetzt automatisierte, maschinengesteuerte Prozesse; Fehler, Engpässe und letztlich auch Kosten werden reduziert.
Der Wettbewerbserfolg ist datenabhängig
Doch wie sieht die Kehrseite der Medaille aus? Mit dem Internet of Things öffnet ein Industrieunternehmen die Tür zu seinen Daten und setzt sich neuen Risiken aus. Im Negativfall kann Predictive Maintenance auch ein Einfallstor zur Werksspionage bieten. Ein Automobilkonzern wird zukünftig beispielsweise die Datenflüsse seiner Lackieranlage oder von Montagerobotern sehr genau in Augenschein nehmen wollen, bevor er diese Daten für Predictive Maintenance seinen Lieferanten und Dienstleistern zur Verfügung stellt.
- Key Findings
Die COMPUTERWOCHE-Studie "Internet of Things 2016" finden Sie in unserem Shop neben anderen Studien der IDG Research Services als PDF-Download. - Bedeutung von IoT
Derzeit bewerten nur 45 Prozent der Unternehmen die Relevanz des IoT als sehr hoch oder hoch, 28 Prozent als eher niedrig oder niedrig. Ganz anders sehen die Werte für die Zukunft aus. 72 Prozent der Unternehmen glauben, dass IoT innerhalb der nächsten drei Jahre für sie wichtig oder sehr wichtig wird. Nur noch sieben Prozent der Firmen stufen die künftige Bedeutung des IoT als eher niedrig oder niedrig ein. - IoT in der Praxis
Bis dato haben insgesamt nur rund 15 Prozent der befragten Unternehmen bereits IoT-Projekte produktiv umgesetzt oder zumindest abgeschlossen. Immerhin ein Fünftel der Firmen will in den nächsten 12 Monaten oder mittelfristig erste IoT-Projekte realisieren, 12 Prozent erarbeiten derzeit eine IoT-Strategie. - IoT ist noch kein Thema, weil...
Wesentliche Gründe für die (noch) abwartende Haltung vieler Firmen sind andere Prioritäten, mangelnde Relevanz oder ein fehlendes Geschäftsmodell. Auch fehlendes Know-how bei den Mitarbeitern oder zu hohe Kosten spielen eine Rolle. - Auswirkungen (1/3)
Fast 60 Prozent der Unternehmen sehen IoT als große Chance. Gleichzeitig verkennen fast 45 Prozent das disruptive Potenzial des IoT, wenn sie glauben, sie sein gut genug für die Herausforderungen positioniert. - Auswirkungen (2/3)
Zumindest 39 Prozent der befragten Entscheider glauben, dass IoT ihre Unternehmen sehr verändern wird. Ein Drittel der Firmen befürchtet, dass sie von Start-Ups mit IoT-Technik überholt oder grundsätzlich von der Entwicklung überrollt werden, wenn sie sich nicht auf das IoT einstellen. - Auswirkungen (3/3)
Knapp 20 Prozent glauben immer noch, dass das Thema IoT für ihr Unternehmen nicht relevant sei. - Was ist IoT?
Die meisten bisherigen Projekte fallen unter die Kategorie Industrie 4.0 mit Themen wie Vernetzte Produktion, Smart Supply Chain und Predictive Maintenance, gefolgt von den Schwerpunkten Smart Connected Products. - Der Nutzen von IoT
Durch die Vernetzung aller Prozessketten, der Erschließung neuer Geschäftsmodelle sowie Kostensenkungen erwarten die Unternehmen als positive Effekte durch IoT. - IoT-Projekte in der Praxis
Neben Kategorien wie Connected Industry und Smart Connected Products gewinnen künftig auch IoT-Projekte aus den Bereichen Gebäudemanagement (Smart Building) und Vernetzte Gesundheit (Connected Health) an Bedeutung. - IoT-Technologien
Als Enabling Technologies für IoT sehen die Entscheider vor allem Cloud Computing und Netz-Technologien wie 5G, Narrowband IoT etc. - IoT-Herausforderungen
Die meisten Unternehmen geben grundsätzliche Sicherheitsbedenken als größte Hürde für IoT-Projekte an, da sie das Internet of Things als neues Einfallstor für Angriffe sehen. - Herausforderungen beim ersten Projekt
Für 57 Prozent der Firmen stellte Security tatsächlich die größte Herausforderung bei ihrem ersten IoT-Projekt dar. Fast die Hälfte der Firmen hatte beim ersten Projekt Probleme mit der Integration von IoT-Devices wie Sensoren und Aktoren in die eigene IT-Infrastruktur. - Hemmnisse bei Projekten
Aber auch in der Komplexität sowie im Know-how der Mitarbeiter sehen zahlreiche Unternehmen Hemmnisse. - Do-it-yourself oder Partner?
Bei der Umsetzung der IoT-Projekte sind die Optionen gleich verteilt. 51 Prozent der Firmen haben ihre IoT-Lösung eigenständig entwickelt, 49 Prozent gemeinsam mit externen Partnern. - In- und Outsourcing
n jeweils knapp einem Drittel der Unternehmen ging die Initiative für das erste IoT-Projekt entweder vom CIO und der IT-Abteilung oder von der Geschäftsführung aus, letzteres vor allem bei den kleinen Unternehmen. In elf Prozent der Firmen war ein eigenes IoT-Team die treibende Kraft für die ersten IoT-Aktivitäten, etwas seltener der CTO oder Fachabteilungen wie Vertrieb, Entwicklung oder Produktion - Wahl des IoT-Partners
Bei der Wahl eines IoT-Anbieters legen die Unternehmen vor allem Wert auf technisches Know-how, Vertrauen in den Anbieter sowie Branchenkompetenz. Ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis steht hinter Prozess-Know-how überraschend nur an fünfter Stelle im Anforderungskatalog. - Den IoT-Erfolg messen
Ein Viertel der Unternehmen konnte bislang noch keinen Mehrwert wie höhere Effizienz, niedrigere Kosten oder höhere Umsätze feststellen. In zwei Prozent der Unternehmen sind die IoT-Projekte gescheitert. Erstaunlicherweise gibt es in fast einem Fünftel der Unternehmen überhaupt keine Erfolgsmessung.
In Zeiten von IoT kann der Dienstleister auf Basis solcher Daten auch auf einzelne Prozesse oder etwa auf die exakte Produktionsauslastung des Konzerns schließen, also auf vertrauliche Informationen. Solche detaillierten Analysen können mittels IoT-Technologien heute generiert werden. Das vertrauliche Verhältnis zwischen Dienstleister und Auftraggeber war schon immer elementar wichtig – in Zeiten von IoT muss diese Vertrauensbeziehung technisch zusätzlich geschützt werden.
Da sich aus IoT-Daten wichtige Informationen ableiten lassen, sind sie auch ein begehrtes Ziel von Cyberattacken durch Kriminelle. Je vernetzter die Produktion eines Unternehmens ist, desto umfangreicher ist der Datenaustausch mit Partnern und damit auch die Wahrscheinlichkeit eines Datenlecks beziehungsweise Angriffs. Dabei leidet nicht nur die Wettbewerbsposition; im Extremfall werden Maschinen und Anlagen außer Betrieb gesetzt und das Produktionsnetzwerk funktioniert nicht mehr. Geschädigt wird nicht nur das Zielunternehmen selbst, sondern alle Unternehmen, deren Produktionsketten IoT-technisch mit dem betroffenen Unternehmen verbunden sind.
Unternehmen müssen ihre Daten aktiv schützen
Zwar gibt es Regelungen zum Datenschutz, wie beispielsweise die neue EU-Datenschutzverordnung, die ab Mai 2018 in Kraft tritt. Diese sind notwendig, aber nicht hinreichend, um für Unternehmen Vertraulichkeit und den abgesicherten Zugriff auf die eigenen Daten sicherzustellen. So bleiben Regelungen wie die des Datentransfers von der EU in Drittstaaten (wie die USA) in der Verordnung weitgehend außen vor. Thomas Hoeren, Leiter des Instituts für Informations-, Telekommunikations- und Medienrecht an der Universität Münster, geht soweit, die Regelung als „eines der schlechtesten Gesetze des 21. Jahrhunderts“ zu bezeichnen.
Mit steigender Zahl der IoT-Anwendungen wachsen Risiken und Sicherheitsanforderungen – und zwar schneller, als ein Gesetz Abhilfe schaffen kann. Selbst das beste Gesetzeswerk schützt nur bedingt. Um einen zuverlässigen Datenschutz im Industrie-4.0-Zeitalter müssen sich Unternehmen selbst kümmern. Schließlich sind sie es, die potenzielle Schäden durch Datenverlust oder Manipulation zu verkraften haben.
Mit Secure Data Spaces von IoT profitieren
Aktuell etablieren sich sogenannte „Industry Data Spaces“ als eine Möglichkeit, um das vernetzte und sichere Arbeiten in und zwischen Wertschöpfungsketten in der Cloud zu ermöglichen. Dieses IoT-Konzept stellt an den Datenaustausch konkrete Anforderungen: absolute Vertraulichkeit zum Beispiel durch Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, granulare Rechtevergabe und darüber hinaus Nutzerfreundlichkeit, damit die Prozesse effizient laufen können.
Jedes teilnehmende Unternehmen regelt selbst die Zugriffsrechte auf seine Daten. Die Ende-zu-Ende verschlüsselten Services ermöglichen es, in aufgeteilten „Data Spaces“ beispielweise für jeden Produktionsprozess die benötigten Daten auszutauschen und dabei die Kontrolle über sie zu behalten. Die Kompliziertheit zentraler Verfahren wird in der IoT-Ära abgelöst durch dezentrale, mittels individueller Rechtevergabe gesicherte Datenaustauschräume und -verfahren. Dieses verteilte Konzept eignet sich nicht nur für Industriebetriebe, sondern auch für andere datensensible Branchen, zum Beispiel für die Finanzbranche oder das Gesundheitswesen.
Für den Erfolg im Zeitalter von Industrie 4.0 muss zur Exzellenz in der Produktion die Exzellenz im Umgang mit Daten hinzukommen. Spielt beides zusammen, schöpfen produzierende Unternehmen das Potenzial der Industrie 4.0 aus: Sie arbeiten vorausschauend und behalten ihre sensiblen Geschäftsdaten gleichzeitig unter Kontrolle. (haf)