Der Begriff Crowdsourcing wurde erstmals im Jahr 2006 vom Autor des "Wired Magazin" Jeff Howe genutzt. Von Crowdsourcing spricht man, wenn einzelne Aufgaben an eine Masse von Nutzern ausgelagert werden. Die Aufgaben werden meist in einer Art Wettbewerb erledigt.
CW: Worin unterscheidet sich Crowdsourcing vom konventionellen Outsourcing?
Rahim: Outsourcing beschreibt die Auslagerung von Aufgaben und Prozessen an Drittunternehmen. Vereinfacht gesagt: Einzelne Aufgaben werden von einem externen Produzenten oder Dienstleister erbracht. Im Vergleich dazu ist der Vorteil von Crowdsourcing, dass eine Gruppe von Experten in der Regel bessere Ergebnisse erzielt als ein einzelner Experte. Das Internet ermöglicht uns zusätzlich, theoretisch auf eine weltweite Community zurückzugreifen. Daher ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass selbst für eine sehr spezifische Aufgabe eine Community mit dem entsprechenden Know-How gefunden wird. Trotzdem ist Crowdsourcing kein Allheilmittel und nicht mit Outsourcing austauschbar. Für viele Aufgaben wie in der Softwareentwicklung eignet sich Outsourcing wesentlich besser.
CW: Was ist wichtig, damit ein Crowdsourcing-Projekt erfolgreich wird?
Rahim: Zunächst muss jeder sein Ziel für sich und die Community klar definieren. Abhängig davon sollte man die richtige Community beziehungsweise Plattform für sein Projekt auswählen. Damit es erfolgreich wird, sollte man die Community als Partner betrachten und auch so behandeln. Nutzen Sie Ihre sozialen Kontakte, um Ihre Kampagne zu verbreiten. Dadurch gewinnen Sie mehr Teilnehmer. Im Voraus muss man auch klären, dass bei einer Kampagne die Rechte Dritter nicht verletzt werden.
CW: Inwieweit kann Crowdsourcing eine Marke stärken?
Rahim: Eine erfolgreiche Crowdsourcing-Kampagne ist auch ein Dialog mit der Zielgruppe und den Kunden. Diese fühlen sich ernst genommen - hierdurch steigt die Bindung zur Marke. Eine erfolgreiche Kampagne führt in vielen Fällen auch zu besseren oder gar zu neuen Produkten. Der Drogeriemarkt "dm" hat ein Duschgel mit Hilfe der Kunden entwerfen lassen, und Ritter Sport ließ seine Konsumenten ihre Lieblingsschokolade auswählen. Erfolgreiche Kampagnen werden zudem in Fachartikeln und Interviews als beispielhafte Herangehensweise erwähnt, was auch die Marke stärkt.
CW: Worauf sollten Unternehmen bei ihren Kampagnen besonders achten?
Rahim: Es beginnt mit einem aussagekräftigen Titel, dem Eye-Catcher. Der wird von den Usern als erstes gelesen. Eine aussagekräftige Projektbeschreibung ist ebenfalls unerlässlich. Schließlich sollten Auftragnehmer sofort erkennen können, ob die Kampagne zu ihrer Kompetenz und ihrem Leistungsprofil (etwa Themenbereich oder Branche) passt. Sicher muss man jede Ausgabe kritisch hinterfragen. Beim Budget für eine Kampagne sollte man aber nicht geizen. Als Beispiel führe ich unsere Plattform RankSider an. Ein höheres Budget bedeutet nicht nur, dass Sie mehr Teilnehmer engagieren können, sondern auch, dass sich Betreiber attraktiver Webseiten, Blogs und Social-Media-Angebote bewerben. Je höher Ihr eingesetztes Budget ist, desto mehr Angebote mit vielen Visits und hohem Pagerank werden Sie erhalten.
CW: Welche Risiken bringt Crowdsourcing mit sich?
Rahim: Risiken lassen sich grundsätzlich nie völlig ausschließen. Einem Unternehmen, das gerade durch eine Maßnahme die Web-Szene gegen sich aufgebracht hat, würde ich eher von einer Kampagne auf RankSider und anderen Portalen abraten. Kontroverse Themen wie Glücksspiele eignen sich ebenfalls nicht besonders gut. Dass Crowdsourcing immer ein minimales Risiko birgt, belegen bereits bekannte Fälle, bei denen eine Crowdsourcing-Kampagne nicht optimal funktioniert hat. Ein Beispiel ist das Unternehmen Henkel: Unter dem Slogan "Mein Pril - mein Stil" waren Internet-Nutzer aufgerufen, ein neues Design für die Pril-Flasche zu entwerfen. Die ausgewählten Teilnehmer reichten jedoch Entwürfe ein, die bei dem Projektleiter der Kampagne keinen Anklang fanden. Daraufhin wurden die Entwürfe zensiert.
CW: Welchen Mehrwert haben die so genannten "Crowdworker" (Internet-Nutzer)?
Rahim: Crowdworker haben einen sehr hohen Mehrwert, denn ohne sie wäre Crowdsourcing gar nicht möglich. Ein oft unterschätzter Vorteil von Crowdsourcing ist, dass man hierdurch Betriebsblindheit vermeidet. Crowdworker bringen externe Sicht- und Denkweisen in ein Unternehmen mit. Außerdem gehören sie oft auch zu den potenziellen Kunden und der Zielgruppe. Für Unternehmen ist dies also auch eine kostengünstige Form der Marktforschung, denn Crowdworker geben Auskunft über Wünsche und Bedürfnisse potenzieller Kunden.
- Crowdsourcing - gewusst wie
Wahid Rahim, Chef der Crowdsourcing-Plattform Ranksider.de, sagt, was man beachten muss, damit die Auslagerung von einzelnen Aufgaben an eine Masse von Nutzern funktioniert. - Klare Zieldefinition
Was soll mit dem Projekt erreicht werden? Welches Problem soll gelöst werden? Jeder muss sein Ziel für sich selbst und für die Community klar definieren. - Die richtige Crowd-Community auswählen
Abhängig von seinen eigenen Zielen, sollte man die richtige Community bzw. die richtige Plattform für sein Projekt auswählen. Nur so lässt sich das bestmögliche Ergebnis erzielen. - Respekt vor der Community
Damit ein Projekt erfolgreich wird, sollte man die Community als Partner betrachten und auch so behandeln. Machen Sie der Community klar, dass deren Input für Sie und für Ihr Unternehmen enorm wichtig ist. Definieren Sie faire Rahmenbedingungen und motivieren Sie die Community. - Verbreiten Sie Ihre Kampagnen
Nutzen Sie Ihre sozialen Kontakte, um Ihre Kampagne zu verbreiten. Dadurch gewinnen Sie mehr Teilnehmer und zeigen auch, dass Sie voll und ganz hinter Ihrer Crowdsourcing-Kampagne stehen. - Klären Sie die Rechtslage
Klären Sie im Voraus, dass bei einer Kampagne die Rechte Dritter nicht verletzt werden und dass Sie eventuell erforderliche Rechte am geistigen Eigentum übertragen bekommen