Dass die Digitalisierung kommt, muss keinem Unternehmen mehr erklärt werden. Doch schon, wenn es an die konkrete Ausformulierung einer Digital-Strategie geht, treten Unklarheiten auf. Wie kann das Unternehmen von der Transformation profitieren, wo will es sich hin entwickeln? Die Analysten von IDC sehen hier den CIO in der Pflicht, wie Thomas Meyer, Director IDC EMEA, in einem Webcast der Computerwoche ausführt.
Dabei ist IDC bewusst, welchen Herausforderungen ein IT-Entscheider gegenübersteht. Die Systeme müssen laufen, Legacys und bewährte Prozesse gepflegt werden. Gleichzeitig versprechen Industrie 4.0 und Cognitive Computing ganz neue Möglichkeiten. Wie der CIO diese nutzen kann und nutzen muss, diskutiert Meyer mit Rolf Schumann, Chief Technology Officer und Head of Innovation Europa bei SAP. Detlef Korus von der Computerwoche moderiert den Webcast. Die Sendung baut auf einem Webcast vom 05. Juli auf, kann aber auch unabhängig davon angesehen werden.
Eines stellt Analyst Meyer gleich klar: er akzeptiert nicht, dass der CIO zu jemandem abgestempelt wird, der nur noch für das Backend da ist. Für Schumann ist die Diskussion um die CIO-Rolle ein Phänomen, das alle zehn Jahre neu auftaucht: "Vor zehn Jahren haben wir Nicolas Carrs These 'IT does not matter' diskutiert", erinnert er. Jetzt steht die digitale Transformation im Mittelpunkt, und damit bekommen IT-Entscheider wieder neue Rollen. "Plötzlich gibt es auch einen Chief Digital Officer (CDO) und Chief Data Analyst", überlegt er.
"Gibt es denn den CDO auf der einen und den CIO auf der andren Seite?", fragt Moderator Korus. Schumann deutet das Auftauchen eines CDO dahingehend, dass die Transformation das gesamte Unternehmen betrifft. Selbstverständlich kann ein IT-Chef, wenn er sich als Mensch dafür eignet, auch eine CDO-Funktion ausfüllen. Meyer ergänzt: "Wollen Unternehmen die Digitalisierung vorantreiben, muss das End-to-End laufen, und dann muss der CIO als Technological Leader dabei sein."
Als konkretes Beispiel für einen disruptiven CIO nennt Meyer Michael Nilles von Schindler. Nilles hat erkannt, dass Aufzüge nicht einfach nur hoch und runter fahren. Der CIO befähigt das Unternehmen, zu erkennen, welche Stockwerke Aufzüge in welchem Gebäude am häufigsten anfahren, welche Teile am störanfälligsten sind und wie man mit diesen Daten Wartung und Maintenance erleichtert oder mit dem Facility Manager kooperiert.
Ein weiteres Beispiel ist der Stahlriese Klöckner. Der stellt auf seinen üblichen Routen, auf denen er Stahl ausliefert, möglicherweise fest, dass auf dem LKW noch 1.500 Kilogramm Platz vorhanden ist. "Dann ermitteln sie über ihre Daten, wo es Interesse bei einem Kunden geben könnte, und machen dem Kunden das Angebot: du hast morgen um 11 Uhr deinen Stahl", berichtet Schumann. Mit anderen Worten: "Upselling über einen komplett neuen Einstiegspunkt."
Den CIOs fehlt es nicht am Willen
Beide Fälle zeigen, dass Informationen das Kernstück der digitalen Transformation darstellen. "Noch aber stecken rund 80 Prozent der Unternehmen im Status der Datenerfassung fest", beobachtet Analyst Meyer. Die wenigsten nutzen diese Daten bereits intelligent. Was nicht am mangelnden Willen liegt, wie SAP-Manager Schumann betont: "Alle CIOs, mit denen ich gesprochen habe, haben das voll erkannt." Aber das Tagesgeschäft beansprucht sie.
Über die technologische Basis sagt Schmuann: "Als CIO muss ich jede Information aggregatsfrei zur Verfügung zu haben, denn schon, wenn die Daten schon vorinterpretiert sind, geht etwas verloren." Ist diese Voraussetzung geschaffen, braucht das Unternehmen eine Plattform, die operative Excellence ebenso ermöglicht wie innovative Elemente.
Meyer gibt IT-Entscheidern IDCs IT Leadership Framework mit auf den Weg. Es enthält drei Handlungsaufforderungen: Innovate (gemeinsam mit Fachabteilungen), Integrate (bestehende Enterprise Plattformen digital-fähig machen) und Incorporate (neue Methoden, Fähigkeiten und Technologien in die IT-Organisation integrieren. Sein Credo: "Das geht nur, wenn man als CIO in die Führungsriege aufsteigt!"