Digitalisierung

Wie das digitale Business von Augmented Reality profitiert

17.03.2016
Von 
Nico Rehmann ist seit 1997 in der Digitalbranche tätig und Experte für digitale Kommunikation. Als Berater hilft er Unternehmen bei der digitalen Transformation. Er ist CEO und Partner der Digitalagentur asioso GmbH. Zudem ist er Gründer des Content Management Instituts.
Augmented Reality ist nicht nur für Industrie 4.0, sondern auch für das digitale Business eine vielversprechende Technologie. Gehen Unternehmen das Thema konzeptionell an, können sie damit echte Mehrwerte für ihre Kunden und ihre internen Prozesse generieren. Eine der größten Herausforderungen dabei ist der Datenschutz.

Augmented Reality zählt derzeit zu den heißesten Trends im digitalen Business und verspricht Unternehmen zahlreiche neue Möglichkeiten. Dazu zählt unter anderem die Verknüpfung von Offline- mit Online-Medien. So liefern bereits einige Handelsunternehmen gedruckte Kataloge aus, die sich in Kombination mit mobilen Apps virtuell erweitern lassen.

Augmented Reality besitzt nicht nur im B-to-C-Bereich Potenzial.
Augmented Reality besitzt nicht nur im B-to-C-Bereich Potenzial.
Foto: elenabsl - Shutterstock.com

Die Nutzer können einzelne Katalogseiten mit den Kameras ihrer Smartphones oder Tablets fotografieren, die App führt dann einen Bildabgleich durch, erkennt so das Produkt, für das sich der Nutzer interessiert, und bietet ihm weiterführende virtuelle Informationen an – seien es Produktvideos, Empfehlungen für passendes Zubehör oder auch die direkte Verbindung mit dem gewünschten Produkt im Online-Shop. Auf diese Weise gestaltet Augmented Reality die Customer Experience der Offline-Kanäle noch positiver.

Darüber hinaus kann diese Technologie den Konsumenten das Ausprobieren von Produkten vor dem Kauf ermöglichen. Bei Kleidungsstücken beispielsweise ist das auf herkömmlichem Wege im Geschäft problemlos möglich – bei Einrichtungsgegenständen etwa gestaltet sich das dagegen schon deutlich schwieriger.

Wie sich hier Abhilfe schaffen lässt, zeigt die Augmented-Reality-App von IKEA. Sie ermöglicht den Nutzern, Möbelstücke im richtigen Größenverhältnis virtuell direkt in ihre Wohnräume zu platzieren. Man sieht durch die Kamera seines Mobilgeräts sein Zimmer, und in dieses Bild blendet die App das ausgewählte Möbelstück ein. Es lässt sich verschieben und drehen, so dass sich der Nutzer davon überzeugen kann, ob das Möbelstück auch wirklich in seine Wohnung passt und die gewünschte Wirkung entfaltet oder nicht.

Neue Potenziale eröffnet Augmented Reality aber nicht nur für die Kunden, sondern auch für die internen Geschäftsprozesse der Unternehmen. Zu den wichtigsten Abläufen im E-Business zählt angesichts der steigenden Erwartungen von Kunden an schnelle Lieferungen die Logistik. ERP-Anbieter erarbeiten derzeit vielversprechende erste Ansätze, um die Prozesse im Lager mit Hilfe von Wearables wie Google Glass zu optimieren. Dazu werden beispielsweise Mitarbeitern, die einen Gabelstapler steuern, die aktuellen Bestellungen in eine Datenbrille eingeblendet – und zwar genau in der Reihenfolge, die die kürzesten Wege bei der Entnahme der Produkte aus den Regalen gewährleistet.

Zielgruppen setzen dem Einsatz noch Grenzen

Derzeit sind es unter anderem die Zielgruppen, die dem Einsatz von Augmented Reality noch Grenzen setzen. Es ist davon auszugehen, dass User bis zum Alter von ungefähr 50 Jahren Augmented-Reality-Anwendungen generell gerne nutzen. Darüber hinaus kommt es dann in jedem Einzelfall darauf an, wie Technik-affin die jeweilige Person ist.

Aber auch technisch existieren derzeit noch kleinere Einschränkungen. So sind die Systeme noch nicht ausgereift genug, um nicht-feste Stoffe – etwa von Taschen oder Kleidungsstücken – so abzubilden, dass sie sich realitätsgetreu verhalten. Die nötigen Messverfahren, um individuelle menschliche Körper so genau zu erfassen, dass ihnen diese Stoffe exakt angepasst werden können, sind im Moment ebenfalls noch nicht ganz zufriedenstellend.

In diesem Zusammenhang mangelt es den Webcams und den Kameras der Mobilgeräte außerdem häufig noch an der nötigen technischen Grundausstattung. Um lebensechte 3D-Modelle erstellen zu können, benötigen sie nämlich zwei Linsen, und darüber verfügen sie nur in seltenen Fällen. Dass der Trend der Anbieter aber eindeutig in Richtung Augmented Reality geht und es deshalb nur noch eine Frage der Zeit ist, bis diese Grenzen überwunden werden, steht außer Frage. Das unterstreicht nicht zuletzt die Übernahme des Münchner Augmented-Reality-Spezialisten Metaio durch Apple im Mai 2015.

Wollen Unternehmen das Thema Augmented Reality angehen, sollten sie sich dem Thema unbedingt von konzeptioneller Seite nähern. Natürlich benötigen sie technisches Know-how, etwa um eine App zu entwickeln und sie im Idealfall mit ihrem Content Management System oder dem Webshop zu verknüpfen.

Der entscheidende erste Schritt besteht aber darin, herauszuarbeiten, wie sie mit Augmented Reality einen echten Mehrwert für ihre Kunden oder ihre Prozesse generieren können. Setzen sie diese Technologie lediglich als Eyecatcher ohne konkreten Nutzen ein, werden sie damit wenig erfolgreich sein.

Ein besonders gelungenes Beispiel dafür, wie sich mit Augmented Reality ein Mehrwert generieren lässt, liefert Lego mit seiner Digital Box. Sie war die erste Anwendung dieser Art, die von einer breiten Öffentlichkeit wahrgenommen wurde. In Spielwarengeschäften können Kunden die Lego-Verpackungen aus den Regalen an ein Terminal bringen, das die Verpackungen erkennt und auf seinem Bildschirm das aufgebaute Modell in animierten Spielsituationen zeigt. Diese Digital Box lockte nicht nur die neugierig gewordenen Menschen zahlreich in die Geschäfte, sondern trieb auch die Verkäufe deutlich nach oben.

Zukunftsfähige Konzepte für den Datenschutz gefragt

Vor allem im B2C-Umfeld sind konkrete Augmented-Reality-Projekte derzeit aber noch eher die Ausnahme. Der B2B-Bereich ist hier bereits einen kleinen Schritt weiter. Ein beliebtes Einsatzgebiet sind beispielsweise Instandhaltungs-Apps, die Techniker direkt an einer Anlage oder Maschine mir virtuellen Hilfestellungen durch eine Reparatur oder Montage leiten. Angesichts ihrer erheblichen Nutzenpotenziale ist die Frage aber nicht ob, sondern wann sich Augmented Reality auf breiter Front durchsetzt.

Eine große Herausforderung ist dabei der Datenschutz. Die Technologie wird in nicht allzu ferner Zukunft viele neuartige und vorteilhafte Services ermöglichen, aber auch die Diskussionen um den verantwortlichen Umgang mit sensiblen Informationen weiter anheizen.

So ist etwa folgendes Szenario vorstellbar: Jemand geht in einer Fußgängerzone am Schaufenster eines Bekleidungsgeschäfts vorbei und wird dabei von einer Kamera erfasst und vermessen. Da die Person bereits Kunde des Geschäfts ist, hat dieses ein Foto von ihr in seinen Systemen und kann sie damit automatisch erkennen. Außerdem ist dort bekannt, dass sie gerne einen bestimmten Typ an Mänteln trägt. Deshalb stellt das Geschäft die Person, noch während sie daran vorbeigeht, in seinem Schaufenster auf einem großen Display im neuesten Modell dieses Manteltyps realitätsgetreu dar.

Ein toller Service, keine Frage. Aber um diesen erbringen zu können ist es nötig, viele sensible Informationen zu erfassen, aus denen sich im Missbrauchsfall Verhaltens- und Bewegungsprofile ableiten lassen. Für die Zukunft braucht es deshalb unbedingt überzeugende Konzepte, die den Schutz persönlicher Daten mit den großartigen Chancen der Augmented Reality in Einklang bringen. (mb)