10 Prognosen für 2023

Wie CIOs und Business-Manager zusammenfinden

26.12.2022
Von 
Peter Sayer ist Korrespondent des IDG News Service.
Das IDC FutureScape-Team hat die Beziehung zwischen CIOs und Business-Managern analysiert: Zehn Entwicklungen zeigen, wo die Reise hingeht.
Die Marktforscher von IDC haben zehn Prognosen zum künftigen Verhältnis von CIOs und Führungskräften aus dem Business formuliert.
Die Marktforscher von IDC haben zehn Prognosen zum künftigen Verhältnis von CIOs und Führungskräften aus dem Business formuliert.
Foto: Ground Picture - shutterstock.com

Mehr denn je wird von CIOs erwartet, dass sie mit anderen Unternehmensbereichen zusammenarbeiten, um durch den Einsatz digitaler Technologien Wert zu generieren. Doch die Business-Welt ist unbeständig, was eine langfristige Planung zu einer Herausforderung macht. Im Rahmen des IDC FutureScape-Programms geben Tony Olvet, Vice President der IDC-Gruppe, und Craig Powers, Leiter Research, zehn Prognosen darüber ab, was den Erfolg einer digitalen Geschäftsstrategie ausmacht.

Zudem gehen sie auf Herausforderungen ein, vor denen CIOs und Business-Manager weltweit im Jahr 2023 und darüber hinaus stehen. Obwohl sie ihre Vorhersagen auf Unternehmen beziehen, gelten diese auch für Behörden, das Gesundheitswesen und andere Bereiche, sagt Olvet: "Wir schließen sowohl kommerzielle Unternehmen als auch Organisationen des öffentlichen Sektors in die Prognosen ein."

Prognose 1: Die Ausgaben, die Unternehmen für digitale Technologien tätigen, werden 2023 achtmal schneller wachsen als die weltweite Wirtschaft. Sie bilden die Grundlage für operative Exzellenz, Wettbewerbsdifferenzierung und langfristiges Wachstum.

Obwohl IDC diese Vorhersage in Form eines Multiplikators ausdrückt, ist dies vielleicht der am wenigsten zuverlässige Teil der Prognose, auf den IDC naturgemäß wenig Einfluss hat. Die Analysten erwarten, dass die Ausgaben für digitale Technologien um 16,9 Prozent steigen, also etwa achtmal schneller als das prognostizierte Wachstum des weltweiten Bruttoinlandsprodukts (BIP) im Jahr 2023. IDC misst dies nicht selbst, aber Prognosen aus anderen Quellen liegen bei etwa zwei Prozent.

Diese Zahl für das weltweite BIP ist jedoch keine Gewissheit. "Sie könnte auch darunter fallen", sagt Olvet. "Der aktuelle Wert ist viel niedriger als zu Beginn dieses Jahres erwartet, und er ist definitiv niedriger als im vergangenen Jahr." Die wichtigste Erkenntnis ist jedoch, dass Unternehmen trotz der wirtschaftlichen Herausforderungen weiterhin Geld in Schlüsseltechnologien investieren, die ihnen helfen, effizienter zu arbeiten und aus einer wirtschaftlichen Schwächephase herauszukommen, um sich am Ende im Wettbewerb zu behaupten.

Wohin die IT-Ausgaben fließen sollten

Unternehmen sollten ihre IT-Ausgaben auf Cloud Computing, Advanced Analytics, Machine Learning (ML) und andere Innovationsbeschleuniger konzentrieren, empfiehlt Olvet. Von CIOs könne jedoch nicht erwartet werden, dass sie die Probleme allein lösen. "CIOs brauchen die volle Unterstützung des CEO und der C-Suite-Kollegen, um sicherzustellen, dass ihre digitalen Geschäftsziele mit den IT-Investitionen erreicht werden, gerade in einer Zeit großer Volatilität."

Gleichzeitig sollten CIOs auch nach externer Unterstützung suchen. "Jetzt ist es an der Zeit, Ihre Technologielieferanten genau unter die Lupe zu nehmen, um herauszufinden, welche von ihnen in der Lage sind, Ihre digitalen Ziele zu unterstützen und klare Ergebnisse aus IT-Investitionen zu erzielen", sagt der IDC-Manager. Er erinnert CIOs daran, dass die Ausgaben für Cybersicherheit mindestens mit den Investitionen in digitale Initiativen Schritt halten müssten, weil Unternehmen mehr Bedrohungen denn je ausgesetzt seien. Darüber hinaus seien auch die Ausgaben für die Anwerbung und Bindung von IT-Talenten für den Erfolg digitaler Initiativen entscheidend.

Prognose 2: Bis 2026 werden 40 Prozent des Gesamtumsatzes der Global-2000-Organisationen durch digitale Produkte, Dienstleistungen und Erlebnisse erzielt.

CEOs der weltweit größten Unternehmen geben gegenüber IDC an, dass sie bereits heute rund 30 Prozent ihres Umsatzes mit digitalen Produkten erwirtschaften. Sie erwarten, dass dieser Anteil in den kommenden Jahren steigen wird. Die Marktforscher beschreiben drei Dimensionen, in denen Unternehmen dieses Wachstum erreichen können.

  • Erstens könnten sie neue Kanäle nutzen: E-Commerce, mobile Apps oder neue Vertriebswege wie die Kreislaufwirtschaft.

  • Zweitens könnten sie zusätzliche Einnahmemodelle einführen: Pay-per-Use, Abonnements, dynamische Preisgestaltung, Transaktionsgebühren oder ergebnisabhängige Bezahlung.

  • Drittens könnten sie versuchen, neue digitale Werte zu monetarisieren: Daten, geistiges Eigentum oder virtuelle Objekte.

Die Entwicklung neuer Einnahmequellen setzt voraus, dass CIOs ihre Ausgaben für die Digitalisierung weiter vorantreiben. "Wenn Sie eine Pause machen, sind Sie bereits im Rückstand", warnt Olvet.

Die Entwicklung neuer Produkte kann indes Fähigkeiten erfordern, die CIOs noch nicht auf ihrer Agenda haben. "Man braucht die richtige Mischung aus internen Mitarbeitern und Partnern, um eine schnellere Entwicklung zu ermöglichen", ergänzt IDC-Researcher Craig Powers. Darüber hinaus gibt es seiner Meinung nach fünf unabdingbare Anforderungen an die Technologiearchitektur von Unternehmen, um das Bereitstellen digitaler Produkte zu beschleunigen: Microservices und APIs, Integrationsfähigkeiten, branchenspezifische Datenmodelle, Modularität und Cloud-native-Funktionen.

Prognose 3: Die Zahl der Technologieanbieter in den Global-500 wird sich bis 2027 verdoppeln, wobei auch Unternehmen einbezogen werden, die ursprünglich nicht aus der Technologiebranche stammen.

Der Grund dafür ist, dass die größten Unternehmen neue Geschäftszweige schaffen, wenn sie ihre digitalen Werte zu Geld machen. Die gemeinsame Nutzung oder der Verkauf von Daten wird zusätzliche Einnahmequellen eröffnen. "In dem Maße, in dem etwa landwirtschaftliche Daten in größerem Umfang zwischen Technologiepartnern und Landwirten ausgetauscht werden", so Powers, "ergeben sich neue Umsatzmöglichkeiten im Zusammenhang mit Kohlenstoffkompensationen und sauberen, klimafreundlichen Produkten". Ein weiterer Umsatzkanal, den Unternehmen der Petrochemie oder Metallerzeugung erschließen könnten, wäre die CO2-Abscheidung und -Speicherung as a Service.

Prognose 4: Bis 2024 wird jeder zweite Global-2000-CEO strategische und persönliche Beziehungen zu seinen Cloud-Anbietern aufbauen, um quantifizierbare Ergebnisse aus Investitionen in digitale Geschäftsplattformen zu erzielen.

Als IDC die CEOs befragte, wer in Zukunft ihr wichtigster strategischer Technologiepartner sein wird, nannten über 30 Prozent ihren primären Public-Cloud-Plattformanbieter. "Das ist ein Unterschied zu dem, was wir in der Vergangenheit gesehen haben", berichtet Powers. "Vor fünf bis zehn Jahren wäre es ein Berater oder ein On-Premises-ERP-Anbieter gewesen - wir erleben also eine Wachablösung." Vor allem digital reifere Unternehmen bauen zurzeit Beziehungen zu Cloud-Anbietern auf CEO-Ebene auf.

Eine derartige Entwicklung haben sich die Lieferanten schon immer gewünscht; jetzt passt es auch für die CEOs. "Sie wollen die Ergebnisse dieser großen Investitionen genau nachvollziehen, sie wollen den ROI sehen", sagt Powers. Und dieses Interesse wird die CIO-Position stärken, statt sie zu verdrängen: "CIOs können die digitale Technologie nicht allein vorantreiben, sie brauchen dafür die Unterstützung eines CEOs."

Prognose 5: Unternehmen mit hochentwickelten industriellen Wertschöpfungsketten, die ein Ökosystem kontrollieren, werden bis 2027 rund 25 Prozent schneller innovieren als andere Unternehmen.

Transparente soziale Verantwortung, die Bildung von Joint Ventures und die Widerstandsfähigkeit entlang der gesamten Wertschöpfungskette wird hierfür entscheidend sein.

Prognose 6: Bis 2027 werden Unternehmen, die Kundendaten auf vertrauenswürdige Weise sammeln, analysieren und kontextualisieren, kreative Geschäfts- und Preismodelle entwickeln, die den Customer Lifetime Value verdoppeln.

Unternehmen, die auf eine zentrale Kundendatenplattform umsteigen, werden einen Vorsprung bei der Messung und Verwaltung des Customer Lifetime Value haben.

Prognose 7: Ein Viertel der Unternehmen weltweit wird bis 2024 mit verantwortungsvollem Handeln vorangehen und die Ausgaben für nachhaltige digitale Technologien um mehr als 25 Prozent gegenüber 2022 erhöhen.

Software spielt eine Schlüsselrolle bei der Überwachung der Nachhaltigkeit eines Unternehmens - nicht nur aus ökologischer, sondern auch aus sozialer Sicht. Dies gilt beispielsweise bei der Sicherstellung der Gesundheit und des Wohlbefindens der Mitarbeiter.

Prognose 8: Weil der Großteil der Technologie-Budgets in den Geschäftsbereichen angesiedelt ist, wird sich bis 2027 etwa 30 Prozent des Fachwissens in den Führungsetagen von der Förderung auf die Skalierung von Innovationen und digitaler Geschäfte verlagern.

Eine kürzlich von IDC durchgeführte Umfrage zu den Herausforderungen der C-Suite ergab Olvet zufolge, dass organisatorische Silos eines der größten Hindernisse für die Skalierung darstellen. "Der Übergang zum digitalen Zeitalter erfordert auch eine Verlagerung des Fachwissens", sagt er. "Infolgedessen werden wir eine Verschiebung bei den Personen an der Spitze des Unternehmens erleben."

Folglich wird sich die Rolle der CIOs und ihrer IT-Teams verändern, da sie mehr Zeit damit verbringen, neue Angebote zu bewerten, die im gesamten Unternehmen genutzt werden sollen. Zudem müssen sie intensiver daran arbeiten, ihren Status als vertrauenswürdiger Berater aufzubauen und zu erhalten. Denn es besteht die Gefahr, dass Doppelarbeit und Redundanzen bei den IT-Ausgaben anfallen, wenn Führungskräfte der Fachabteilungen mehr Einfluss auf die Technologie gewinnen.

Um dem entgegenzuwirken, empfiehlt Olvet, dass CIOs "ansteckend selbstbewusst" das technologische Wissen ihres Teams ins Gespräch bringen, um deren Rolle als Experten, die zu Rate gezogen werden, zu stärken. Zudem sollten sie "beharrlich mit Talenten umgehen", also sich ständig zu bemühen, geeignete Mitarbeiter zu finden, zu unterstützen und zu halten, um Technologie im gesamten Unternehmen zu skalieren.

Prognose 9: Bis 2026 werden 80 Prozent der Unternehmen den Wert ihrer digitalen Fähigkeiten und Vermögenswerte (Daten, Algorithmen und Programmcode) genau quantifizieren und ihre Marktbewertung deutlich verbessern.

Bevor Unternehmen den Wert ihrer digitalen Ressourcen quantifizieren können, müssen sie erkennen, dass diese einen realen Wert haben. Dieser lässt sich entlang der drei in Prognose 2 gezeigten Dimensionen nutzen und ausbauen.

Prognose 10: Bis 2026 werden Unternehmen, die den Mangel an Talenten und digitalen Fähigkeiten nicht behoben haben, ihr Umsatzwachstumspotenzial um 20 Prozent beschneiden.

Dies wird eine der schwierigsten Herausforderungen sein, die CIOs in den nächsten drei oder vier Jahren zu bewältigen haben. Und eine, an der sie schon heute arbeiten müssen.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer Schwesterpublikation cio.com