So schnell kann es gehen: Videokonferenzen und Online-Events sind inzwischen fester Bestandteil der Unternehmenskultur. Führungskräfte sollten ihre Videoconferencing-Auftritte dabei besonders sorgfältig planen. Wir geben Ihnen sieben Tipps an die Hand, um im nächsten Online-Meeting zu glänzen.
1. Wer Videokonferenzen macht, macht Fernsehen
In Videokonferenzen geht es noch stärker um Aufmerksamkeit als bei Präsenzformaten. Die Engländer sagen "To Pay Attention", Aufmerksamkeit bekommt man nicht geschenkt, sie ist eine harte Währung. Eine der wichtigsten Erkenntnisse überhaupt: Videokonferenzen sind ein optisches Format. Wer Videokonferenzen macht, macht Fernsehen. 30 Minuten Frontalbeschallung? Vergessen Sie's. 30 Minuten Präsentation nur auf der Tonspur? Schon verloren.
Denken Sie bereits bei der Aufbereitung Ihrer Inhalte permanent an die Augen Ihrer Teilnehmer: Welche Begriffe blenden Sie wann im Hintergrund ein, damit die Teilnehmer jederzeit wissen, worüber Sie gerade sprechen? Welches Bild hält die Aufmerksamkeit Ihrer Teilnehmer hoch, was hält sie wach? Tipp: Schauen Sie in den nächsten Tagen, was im Fernsehen bei der Informationsvermittlung für ein Aufwand betrieben wird: Hintergrundbilder, Einblendungen, Medienwechsel - ein guter Maßstab.
2. PowerPoint ist stark, aber Sie sind stärker
"Wie präsentiere ich PowerPoint-Folien? Welchen Anteil an der Videokonferenz dürfen/sollten sie haben?" lautet immer wieder eine Frage. Und die Antwort ist stets dieselbe: Es hat sich nichts geändert. PowerPoint ist und bleibt ein Bild-Darstellungsprogramm. Das Programm soll Sie bei der Vermittlung Ihrer Botschaften unterstützen, Sie als Redner aber nicht ersetzen. Anders ausgedrückt: Wenn Bill Gates gewollt hätte, dass PowerPoint ein Textprogramm wird, hätte er Word nicht erfunden.
Einfache Faustregel für den Einsatz von PowerPoint-Folien in Videokonferenzen: Immer nur dann, wenn sie wirklich Sinn machen. Also kein betreutes Lesen (einer liest laut vor, die anderen lesen leise mit), auch keine Morsezeichen Arial Schriftgröße acht und erst recht keine Bullet-Point-Schlachtfelder. Ihre Persönlichkeit ist der größte Begeisterungsfaktor und soll so oft wie möglich im Vollbild zu sehen sein.
3. Handbreit Platz über dem Kopf
Kontrollieren Sie, ob das Verhältnis Oberkörper/Bildschirm stimmt. Sitzen Sie zu weit weg von der Kamera und selbst das geschulte Teilnehmerauge kann Ihre Mimik nicht mehr erkennen? Oder sind Sie vielleicht zu nah dran und Ihr Kopf stößt am oberen Bildschirmrand an oder wird sogar ein wenig abgeschnitten? Die Segler sagen "Handbreit Wasser unterm Kiel", bei Videokonferenzen gilt die Faustregel: "Handbreit Platz über dem Kopf".
4. Komm, lass uns kleben!
Wichtig ist, souverän mit der Kamera umzugehen. Sie ist die direkte Verbindung zu den Teilnehmern und stellt Vertrauen her. Schauen Sie so oft wie möglich in die Linse. Leicht gesagt, denn bei Videokonferenzen gibt es ein kleines Problem: Viele schauen beim Sprechen gebannt auf das eigene Bild auf dem Bildschirm und verlieren dadurch den Blickkontakt zu den Teilnehmern. Suchen Sie immer wieder die Kamera. Schauen Sie der Kamera so fest ins Auge, wie Sie einem Menschen auch fest in die Augen schauen würden. Das strahlt Sicherheit aus. Marietta Slomka schaut Sie im "heute journal" an, wenn Sie mit Ihnen spricht. Claus Kleber auch. Kleiner Lifehack: Kleben Sie sich ein kleines Post-It mit einem dicken Pfeil neben das Kamera-Auge, sodass Sie immer wieder daran erinnert werden: Hier geht's rein.
- Google Meet
Google Meet ermöglicht web-basierte Video- und Telefonkonferenzen. In der ab Mai verfügbaren Gratisversion erlaubt der Dienst Konferenzen mit bis zu 100 Teilnehmern mit einer Dauer von maximal 60 Minuten - diese Einschränkung tritt aber erst ab Oktober 2020 in Kraft. Wie die meisten Google-Dienste ist Meet für Google Chrome und andere Browser auf Chromium-Basis konzipiert und funktioniert hier ohne Plugins. Daneben sind mobile Anwendungen für Android und iOS verfügbar. - Facebook Messenger Rooms
Mit Messenger Rooms können Nutzer direkt von Messenger oder Facebook aus einen Konferenzraum einrichten und bis zu 20 - später 50 - Teilnehmer zu einem Videotelefonat einladen - auch wenn sie kein Facebook-Konto haben. Eine zeitliche Begrenzung gibt es nicht. Die Teilnahme ist via Smartphone oder PC über den Browser möglich und erfordert laut Facebook keine Downloads. Nutzer der Messenger-App haben allerdings Zugriff auf diverse AR-Effekte (z.B. Hasenohren) und neue KI-gestützte Funktionen wie immersive 360-Grad-Hintergründe und stimmungsvolle Beleuchtung. - Skype
Als wohl bekanntester VoIP-Dienst bietet Sype auch eine Reihe von Video-Chat- sowie Videokonferenz-Funktionen. Skype for Business wurde inzwischen von Microsoft durch die Teams-Plattform ersetzt. - Teams
Der Nachfolger von Lync und Skype for Business ist kein alleinstehendes Produkt, sondern ein Teil der Microsoft Office 365 Suite. Allerdings ist Teams kostenlos verfügbar und eignet sich mit bis zu 300 Mitgliedern für kleine Unternehmen. Auch Gastzugang sowie Einzel- und Gruppen-Videotelefonate, Bildschirmfreigabe sind an Bord. - Google Duo
Google Duo ist als kostenloses Videotelefonie-Tool in erster Linie für Privatanwender konzipiert. Die maximale Anzahl der Teilnehmer wurde in der Android- und iOS-App erst vor kurzem von acht auf zwölf Personen erhöht und soll laut Google weiter steigen. Duo steht als Web-Applikation für PC, Mac und Chromebook sowie als Mobile App für Android- und iOS-Geräte zur Verfügung. - Jitsi Meet
Eine einfach nutzbare Lösung für Videokonferenzen, die aber dennoch viele Funktionen anbietet, ist Jitsi Meet. Die kostenlose Lösung basiert auf dem offenen WebRTC-Standard und kann auf dem PC direkt und ohne Registrierung im Browser (Chrome) genutzt werden. Für Smartphones und Tablets stehen Apps (Android, iOS) bereit. - Whereby
Kostenlos für Videokonferenzen mit bis zu vier Teilnehmern ist der norwegische Dienst Whereby (früher appear.in). . Die Lösung ist WebRTC-basiert, das heißt, die Gäste können sich einfach und ohne Registrierung über den Browser zuschalten. Optional stehen Apps für Android und iOS zur Verfügung. - Tinychat
Nach erfolgter Registrierung bietet das kostenlose Tinychat die Möglichkeit schnell und bequem eine neue Video-Konfernez zu eröffnen. Hierzu muss lediglich einen neuer "Room" erstellt und die generierte URL an die Konferenzteilnehmer verschickt werden. - Lifesize
Lifesize bietet Unternehmen, die von der Coronavirus-Epidemie betroffen sind über einen Zeitraum von sechs Monaten kostenlose Lizenzen an. Meetings und Anrufdauer sind unbegrenzt - dabei steht die Lifesize-Lösung sowohl für Desktops, als auch für Mobilgeräte zur Verfügung. - Zoom
Zoom positioniert sich als einer der führenden Anbieter für Videokonferenzen. Das Tool zeichnet sich in erster Linie durch die einfache Nutzung und ein attraktives Freemium-Angebot aus: Bereits mit der kostenlosen Version sind Videokonferenzen mit bis zu 100 Teilnehmern möglich. - GoToMeeting
LogMeIn hat seine Videokonferenzsoftware GoToMeeting Ende 2019 komplett überarbeitet und neue Funktionen implementiert. Unter anderem funktioniert die Lösung nun im Browser via WebRTC sowie über Desktop- und Mobile-Apps. Die Abopläne beginnen bei 10,75 Euro pro Monat und Host für die Professional-Version. - WebEx
Cisco bietet WebEx im Zuge der Coronavirus-Pandemie bis auf weiteres kostenlos an. Zeitlich unbegrenzte Meetings mit bis zu 100 Teilnehmern, HD-Video, Audio-Einwahl, persönlicher Konferenzraum, Bildschirmfreigabe auf Desktop- und Mobilgeräten, sowie 1GB Cloud-Speicher und Aufzeichnungen sind inklusive.
5. Stimme ist Macht
Die Stimme ist ein wirkungsmächtiges Instrument. Sie entscheidet oftmals darüber, ob Sie souverän und kompetent rüberkommen. Erfolgreiche Führungskräfte führen mit ihrer Stimme. Sprechen Sie kraftvoll, sind Sie gut zu verstehen? Wie ist der Ton? Gibt es störende Hintergrundgeräusche? Hallt es im Raum? Nuscheln Sie nicht, sprechen Sie laut und deutlich, artikulieren Sie. Achten Sie auf das richtige Sprechtempo und auf Ihre Satzmelodie. Setzen Sie laute Akzente, um dann wieder in die normale Lautstärke zu wechseln. Spielen Sie mit Ihrer Stimme, trainieren Sie sie. Zusätzliche Überlegung: ein externes Mikrofon.
6. Das Zauberwort heißt "jetzt!"
Machen wir uns nichts vor: Ihre Teilnehmer könnten theoretisch einschlafen und Sie würden es, wenn diese den Bildschirm vorher schwarz gemacht haben, nicht mal mitbekommen. Halten Sie´s interaktiv! Nutzen Sie den Chat für Abfragen oder picken Sie sich konkret jemanden aus dem Teilnehmerfeld raus und stellen ihm direkt eine Frage. Holen Sie live einen Experten in die Videokonferenz mit rein. Laden Sie die Teilnehmer zum Dialog ein, zum Mitdiskutieren. Lifehack: Wenn Sie die Wahrscheinlichkeit erhöhen wollen, dass wirklich jemand eine Frage stellt oder mitdiskutiert, benutzen Sie das Wort "jetzt". Beginnen Sie mit den Worten "Ihre Fragen an mich zum Thema XY, bitte jetzt" oder "Ihre persönliche Meinung bitte jetzt".
(hk/fm)