Alexander Dobrindt eröffnete Transport- und Logistikmesse

"Wer nicht digitalisiert verliert"

10.05.2017
Von 
Beate Wöhe leitete als Director Experts Network das IDG Experten-Netzwerk für alle Online-Portale der IDG Tech Media GmbH. Sie hatte diese Position nach über zehnjähriger Tätigkeit als Redakteurin und leitende Redakteurin des IDG-Titels ChannelPartner im Juli 2014 übernommen. 
Von 09.05. bis 12.05.2017 findet auf der Messe München die transport logistic statt. Die Transportbranche ist ein wichtiger Eckpfeiler in vielen Bereichen der Digitalisierung. Aber wie weit ist diese Branche eigentlich?

Zum zweiten Mal trifft sich die internationale Transport- und Logistikbranche derzeit auf dem Messegelände in München zur transport logistic 2017. In neun Hallen plus Außengelände stellen 2.160 Aussteller aus 62 Ländern ihre Angebote aus. Messe-Chef Stefan Rummel rechnet mit 56.000 Besuchern, was einem Anstieg gegenüber dem Vorjahr bedeuten würde.
Und die Leitthemen der Messe sind gesetzt: Digitalisierung, Big Data und künstliche Intelligenz.

"Logistik ist der Schlüsselfaktor, um die Digitalisierung zum Erfolg zu führen. Und wer nicht bereit ist, zu digitalisieren, wird in dieser Innovationsphase verlieren", gab auch der Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, Alexander Dobrindt (CSU) den Zuhörern seiner Eröffnungsrede mit auf den Weg. Doch so einfach geht das nicht. Die Branche ist es zwar seit Jahrhundrten gewohnt, viele Waren über Landesgrenzen hinweg zu befördern. Allerdings handelt es sich bei diesen Waren nicht um Daten. Und schon gar nicht um Daten aus dem eigenen Unternehmen, die man Außenstehenden zur Verfügung stellen soll, um eine Supply Chain schneller, sicherer und/oder günstiger zu machen.

"Es herrscht Preisverfall im Transportgewerbe. Die Branche muss sich neu einstellen", weiß Michael Kerkloh, Vorsitzender der Geschäftsführung am Flughafen München. Er weiß aber auch, dass dafür ein reger Wissenstransfer stattfinden muss, in dem junge Mitarbeiter den Kollegen zeigen, wie digitale Abläufe Nutzen bringen können.

In einer Podiumsdiskussion konnten die Zuhörer dann auch gleich erfahren, wie Digitalisierung in der Logistik funktioniert. Vertreter von Daimler Trucks, Panalpina World Transport, Flexport und Amazon sprachen von ihrer Arbeitsweise und ihren Plänen.

Demand Chain statt Supply Chain

Macht es eigentlich noch Sinn, dass der Hersteller oder Lieferant innerhalb der Supply Chain das Sagen hat? Ein Unternehmen, das von Lieferketten eine Ahnung hat ist Amazon. Hier zäumt man seit eineinhalb Jahren das Pferd von hinten auf "Wir machen alles rückwärts und setzen den Kunden an den Anfang der Kette. Das ist unser Leitsatz", erklärt der Logistik-Chef von Amazon Deutschland, Bernd Schwenger. Und der Draht zum Kunden muss im günstigen Fall lange vor dem Erbringen einer logistischen Leistung gespannt worden sein. "Bei uns arbeiten 70 Prozent Mitarbeiter als Analysten und Mathematiker. Lediglich 30 Prozent der Kollegen - darunter auch ich - kommen aus der Logistik", erklärt Schwenger.

Auch Ryan Petersen, Vorstandsvorsitzener von Flexport, sieht die Zukunft der Supply Chain völlig anders. Sein amerikanisches Unternehmen bietet Kunden an, ihre Luft-, Land- oder Seefracht über ein Dashboard zu verwalten. "Alle Teilnehmer müssen eine Software-Firma werden. Wir als Flexport haben hier einen riesen Vorteil gegenüber vielen über lange Jahre etablierten Logistikanbietern. Da wir relativ neu in der Branche sind, müssen wir nicht mit alten, bestehenden Systemen arbeiten."

Zarte Pflänzchen

Auf dem Messegelände finden die Besucher nach wie vor überwiegend das, was sie von der Logistikbranche gewohnt sind. Allerdings wächst in Halle B2 doch das eine oder andere digitale Pflänzchen.

Vor allem auf den Schienen gibt es Nachholbedarf. Was im LKW-Lieferverkehr bereits seit Jahren gang und gäbe ist, wird auf der Messe für den Schienenverkehr als neueste Errungenschaft vorgestellt. Unter dem Namen AMRA (Asset Monitoring for Railway Applications) stellt Bosch eine Box zur Transportüberwachung für Güterwägen vor. Ausgestattet mit unterschiedlichen Sensoren und einem GPS-Sender liefert die Box fortlaufend die gewünschten Daten an die Bosch IoT Cloud. Über eine dahinter liegende Supply Chain Plattform kann der Kunde die Berichte zu seinem Lieferauftrag dann in Echtzeit einsehen.

Manche Logistikanbieter arbeiten auch heute noch mit Legacy Systemen und -Anwendungen. Da das Geld ja auf der Straße, in der Luft oder auf dem Wasser verdient wird, hinkt bei vielen die IT-Ausstattung hinterher. "Da einige unserer Großkunden auch heute noch mit alter Software arbeiten, war der Druck wohl nicht sehr groß, um auf moderne Software zu migrieren", erzählt ein Mitareiter eines großen Logistikdienstleisters hinter vorgehaltener Hand.