Update: Schon kurz nach der Veröffentlichung dieses Artikels gab es schon das erste positive Zeichen für eine sinnvolle Entwicklung der AppConfig Community. Ein Tweet von Sanjay Poonen - General Manager End User Computing VMWare - weist darauf hin, dass die AppConfig Community vor allem auf Microsoft zielt. Das wäre ein sehr sinnvoller und hilfreicher Ansatz. Denn Microsoft Office ignoriert nahezu alle Apple-Vorgaben bis hin zum einfachen Open-In, aber auch der Zugriff auf externe Cloud-Speicher erfolgt nicht über managebare Extensions, sondern über einen eigenen prohibitiven Weg, der sich lediglich über das Microsoft eigene Intune managen läßt. EMM-Hersteller können dies nur über Umwege (http://www.computerwoche.de/a/ios-9-bringt-per-app-vpn-fuer-jedermann,3219512).
Natürlich ist es nachvollziehbar, dass Microsoft hier seine herausragende Stellung im Office Markt nutzen möchte, um einen Fuss im Enterprise-Mobility-Markt zu haben. Mit der neuen, viel gepriesenen Offenheit von Microsoft hat dies wenig zu tun. Mit diesen Einschränkungen können Enterprise-Mobility-Projekte, die Microsoft Office nutzen, nicht ihr vollständiges Potential entfalten. Kunden haben eigentlich nur die Möglichkeit auf eine andere, vollständig integrier- und managebare Office Suite, wie der von Apple zu setzen oder zu hoffen, dass die AppConfig-Community mit diesem Ansatz Erfolg haben wird. Dafür kann man der AppConfig-Community nur das Beste wünschen.
Letzte Woche war der Mobile World Congress 2016, und neben vielen Hardware-Ankündigungen war die Gründung der AppConfig-Community eines der wenigen Announcements zum Thema Enterprise Mobility. Aufmerksame Beobachter erlebten damit ein kleines Déja Vu, gab es doch letztes Jahr ziemlich genau die gleiche Ankündigung, damals nicht gemeinsam, sondern nur von VMWare. Aber tatsächlich führt der Link vom letzten Jahr nun direkt zu der diesjährigen Community-Ankündigung. Sprich http://www.appconfigforenterprise.org hat sich zu http://www.appconfig.org weiterentwickelt.
Natives iOS und Android Management statt App Wrapping und SDK?
Die AppConfig Community wurde laut der Gründer geschaffen, um die Nutzung der nativen mobilen Betriebssystemfunktionen zum Managen von Anwendungen zu fördern. Um den Sinn dahinter zu verstehen, muss man wissen, dass das Vertrauen von Anwendern und wohl auch einiger Enterprise-Mobility-Hersteller in die Betriebssysteme iOS und Android recht gering war. So wurde sehr viel Energie in die Herstellung von eigenen Sicherheitsschichten investiert. Technologien wie AppWrapping, bei dem unter anderem Netzwerkzugriffs-Bibliotheken in fertigen Apps ausgetauscht wurde, galten als Heilmittel, um den Sicherheitsanforderungen von Unternehmen gerecht zu werden.
Dass dieses tollkühne Verfahren selten bei vorhandenen Anwendungen funktioniert, wurde dann recht oft erst in späteren Projektphasen bemerkt. Dementsprechend wurde aus dem AppWrapping-Ansatz ein SDK-Ansatz, für dessen Umsetzung man selbst Entwickler der jeweiligen App sein musste. Als Folge versuchte nun fast jeder Hersteller, einen Kreis von Anwendungsherstellern zu gewinnen, die für sein SDK entsprechende Apps zur Verfügung stellten. Und als dies auch nicht in ausreichender Zahl gelang, wurden die fehlenden Anwendungen zum Teil selbst entwickelt. So bietet zum Beispiel Citrix mit XenMobile – aktuell noch kein Mitglied der Community – vollständige eigene Apps für Mail, Notes, Kalender, Web-Browser und ToDo-Listen.
Ganz klar: So lässt sich die Vielfalt der App Stores nicht für Business-Anwender nutzen. Zur Verteidigung der Third-Party-Sicherheitslayer wurden, sicherlich auch berechtigt, immer wieder Lücken der Betriebssysteme, wie beispielsweise, das nicht-gemanagte Kopieren und Einfügen von iOS herangezogen. Gleichzeitig musste man aber auch beobachten, dass bestimmte Sicherheitslücken, wie die nicht-gemanagten Extensions von iOS 8, sehr viel schneller vom Betriebssystemhersteller selbst geschlossen wurden. Unter anderem führte diese Diskussion dazu, dass das iPhone noch als unsicher eingeschätzt wurde, als Apple längst die notwendigen Sicherheitsmaßnahmen ergriffen hatte. Die aktuelle Berichterstattung über die FBI-Forderung zur Herausgabe von iPhone-Anwenderdaten wird hier sicher endlich Abhilfe schaffen.
Auf alle Fälle haben – ohne die Sicherheitslücken der Betriebssysteme vergangener Jahre herunterspielen zu wollen – die vielen Technologie-Schichten dazu geführt, dass das eine oder andere Mobility-Projekt eher verzögert wurde. So manches Unternehmen wäre seinem Mobility-Ziel sicherlich näher, wenn ein geeigneter Umgang mit der Sicherheitslücke gewählt worden wäre, anstatt auf eine vermeintlich funktionale Zwischenschicht zu setzen.
Aufbruch in die neue Einfachheit oder eine standardisierte XML Datei?
Aber zum Glück liegen diese Zeiten nun hinter uns: Mit iOS 9 und Android for Work haben die beiden führenden Betriebssysteme einen Level erreicht, der den Anforderungen der Unternehmen gerecht wird. Jetzt kann Enterprise Mobility wieder einfach werden, jetzt kann der Anwender wirklich aus allen Anwendungen des App Stores wählen. App Entwickler müssen sich nicht länger mit EMM-Anbieter spezifischen SDKs herumplagen.
Dies ist die frohe Botschaft für Enterprise Mobility dieser Tage. Wenn dies das Ziel der AppConfig Community ist, darüber aufzuklären, dann ist ihre Gründung richtig und wichtig. Leider kann man davon nicht allzu viel erkennen, denn aktuell ist die Website auf Entwicklerdokumentation beschränkt, die sich so auch im wesentlichen bei Apple finden lässt. Von Android for Work bislang noch keine Spur. Der eigentliche Kern ist dann letztendlich die Idee, die für die App-Konfiguration von Apps unter iOS notwendige XML-Datei zu standardisieren. Das ist praktisch, erfordert aber sicherlich keine solche Community. Ist dies vielleicht doch der Versuch, Enterprise Mobility wieder zu verkomplizieren? Hoffentlich nicht. Schlauer werden wir zum MWC 2017 sein. (mb)