Der Begriff "New Work" wurde in den 1970er Jahren geboren, als die Automatisierung mit Wucht die Arbeitswelt traf. In dieser Zeit der Rationalisierung und Automation waren viele Menschen verunsichert. Sie stellten sich die Sinnfrage: "Wenn die menschliche Arbeit wegfällt, wofür steht dann noch der Mensch?", sagt Florian Fortmann, Senior Consultant bei BTC.
Inzwischen hat der Begriff New Work einiges von der Radikalität eines Frithjof Bergmann eingebüßt, der damit ein Gegenmodell zum Kapitalismus schaffen wollte. Doch auch die gewandelte Definition von New Work fordert ein radikales Umdenken. "Die heutige Diskussion und die Ansätze bewegen sich zwischen Konzepten wie der führungslosen Holokratie bis zum digitalen Leader-Management, wonach Chefs zum Coach ihrer Mitarbeiter werden", erklärt Fortmann.
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Warum sollten sich Unternehmen auf solche neuen Arbeitsmodelle einlassen? "Weil es die Y- und Z-Generation so will und fordert", bekräftigt Rebekka Tegtmeier, ebenfalls Consultant bei BTC. Sie konkretisiert: "Junge Bewerber fragen heute gezielt nach Gestaltungsmöglichkeiten im Job. Verstaubte Arbeitsplätze ohne moderne Technik und ein altmodisches hierarchisches Agieren sind nicht mehr State of the Art." Oder wie Bergmann sagt: "Die Absicht von New Work ist, Arbeit so zu organisieren, dass sie nichts Gezwungenes ist, sondern man Arbeit tut, die man wirklich, wirklich will."
Das heißt auch: Die neuen jungen Arbeitskräfte, die aus den Schulen strömen, lassen sich nicht mehr von einem Dienstfahrzeug beeindrucken. Sie wollen vielmehr Einfluss haben - auf die Strategie oder die Produkte, auf ihre Arbeitsweise und Arbeitszeit. Und sie wollen, dass ihre Arbeit sinnvoll ist. Tegtmeier macht zum Beispiel die Erfahrung, dass Bewerber - männlich wie weiblich - besonders darauf schauen, in welchem Stil ein Unternehmen geführt wird und welchen Stellenwert Teamarbeit hat. Die jungen Mitarbeiter wollen in cross-funktionalen Teams ihr Wissen und ihre Fähigkeiten teilen und einbringen.
Ein Element neuer Organisations- und Führungskonzepte ist Agilität: "Die Führungskraft ist nicht mehr die cleverste im Raum, die das letzte Wort behält. Es ist das Team, das am Ende einer Diskussion die Entscheidungen trifft", so Fortmann. Eine zentrale Rolle spiele Vertrauen: "Die Führungskraft vertraut den Mitarbeitern und diese übernehmen im Gegenzug Selbstverantwortung." Tegtmeier ergänzt: "Dieses Prinzip hilft, komplexe Prozesse aufzulösen und als Unternehmen schneller zu werden."
Während sich Konzerne bereits mit dem Social Workplace beschäftigen, sind kleinere Firmen eher skeptisch. Tegtmeier findet, jeder könne mit ersten Schritten beginnen. "Egal ob es beispielsweise die Installation von Office 365 ist, die die Collaboration auf ein neues Level hebt, oder die Einführung der Duz-Kultur." Zwar baue das "Du" noch keine Hierarchien ab, "jedoch hilft es dabei, dass sich Mitarbeiter trauen, ihre Meinung zu sagen - auch denen in herausgehobener Position".